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Baustelle behindert Zugverkehr in der Oberlausitz: So läuft es im Sommer

Die Bahn baut in Wilthen eine neue Brücke. Deshalb müssen Züge zwischen Dresden und Zittau eine Umleitung fahren. Worauf sich Fahrgäste einstellen müssen.

Von Tim Ruben Weimer
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Der Trilex kann ab 8. Juli 2023 zwischen Bischofswerda und Zittau nicht wie gewohnt verkehren. Es gibt eine Umleitung und Schienenersatzverkehr.
Der Trilex kann ab 8. Juli 2023 zwischen Bischofswerda und Zittau nicht wie gewohnt verkehren. Es gibt eine Umleitung und Schienenersatzverkehr. © Matthias Weber

Wilthen. Die Deutsche Bahn baut seit dem 10. April in Wilthen an einer neuen Bahnbrücke. Die beiden bestehenden Brücken, die durch die neue Stahlbetonbrücke ersetzt werden, stammen aus den Jahren 1877 und 1906 und werden ab dem 8. Juli abgerissen. Für die Züge zwischen Dresden und Zittau besteht damit in den Sommerferien und weiter bis zum 10. September kein Durchkommen mehr.

Die Länderbahn, die den in Ostsachsen verkehrenden Trilex betreibt, hat einen umfassenden Baustellenfahrplan erarbeitet. "Es ist die größte Fahrplananpassung, die wir je im Ostsachsen-Netz hatten", sagt Länderbahn-Sprecherin Katerina Hagen. Denn um Zittau nicht von der Landeshauptstadt abzuhängen, fahren die Züge nun auf einer neuen Strecke.

Wie komme ich im Sommer von Dresden nach Zittau?

Der alle zwei Stunden von Dresden nach Zittau und zum Teil weiter nach Liberec verkehrende Regional-Express 2 wird vom 8. Juli bis 10. September 2023 umgeleitet. In Bischofswerda biegt er nicht wie gewohnt in Richtung Oberland/Zittau/Liberec ab, sondern fährt auf der Strecke des Regional-Express 1 bis nach Löbau. Von dort geht es ohne Zwischenhalt auf einer 13 Kilometer langen Strecke bis nach Ebersbach, wo er wieder auf die ursprüngliche Strecke trifft und seine Fahrt in Richtung Zittau und Liberec fortsetzt. Für die Gegenrichtung gilt das entsprechend.

Eine Fahrt zwischen Dresden und Zittau dauert damit statt der üblichen 90 Minuten mit dem Regional-Express im Sommer 115 Minuten.

Wie komme ich noch ins Oberland?

Zwischen Bischofswerda und Wilthen pendelt weiterhin die Regionalbahn im Stundentakt. Auch zwischen Ebersbach und Zittau fährt weiterhin die Regionalbahn.

Ab Neukirch/Ost bestellt die Länderbahn einen ebenfalls stündlich verkehrenden Schienenersatzverkehr mit Bussen, der über die Haltestellen Wilthen Handelszentrum, Schirgiswalde Schule, Sohland Bahnhof, Taubenheim Bahnhof und Neusalza-Spremberg Bahnhof nach Ebersbach fährt.

Die Bauarbeiten an der neuen Brücke bei Wilthen sind bereits in vollem Gange. Die bisherige Brücke im Hintergrund soll in den Sommerferien abgerissen werden.
Die Bauarbeiten an der neuen Brücke bei Wilthen sind bereits in vollem Gange. Die bisherige Brücke im Hintergrund soll in den Sommerferien abgerissen werden. © Steffen Unger

Der Schienenersatzverkehr wird bereits ab Neukirch eingesetzt, obwohl die Regionalbahn bis Wilthen fährt. Doch am Wilthener Bahnhof müsste für den Umstieg ein zu langer Fußweg in Kauf genommen werden, zudem bestehe dort kein Sichtkontakt zwischen Busfahrer und Zugführer, erklärt Vertragsmanager Robert Aschenbrenner.

Mit dem Schienenersatzverkehr durch das Oberland dauert die Fahrt von Dresden bis nach Zittau rund 150 Minuten.

Welche Strecke wird von Löbau nach Ebersbach genutzt?

Die Umleitungsstrecke zwischen Löbau und Ebersbach wird regulär nur für den Güterverkehr und für Sonder- und Museumsfahrten genutzt, die Gleise sind dadurch aber funktionstüchtig. Im Gegensatz zu den anderen Strecken in der Oberlausitz gehört diese nicht der DB Netz, sondern der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE). Die Gleise seien ertüchtigt worden, sodass der Regional-Express auf der Strecke 50 statt 30 km/h fahren kann, erklärt Aschenbrenner. Die an der Strecke liegenden stillgelegten Bahnhöfe Großschweidnitz und Dürrhennersdorf werden nicht bedient.

© SZ Grafik

Das Betriebsverfahren zwischen Löbau und Ebersbach weicht von jenem der DB-Netze ab. Deshalb findet in Ebersbach ein Personalwechsel statt. Denn für die Umleitungsstrecke setzt die Länderbahn pro Fahrt einen Lotsen ein, der den Lokführer bei der Fahrt unterstützt. Dafür bilde die Länderbahn zehn teils aus der Verwaltung stammende Mitarbeiter aus, so Aschenbrenner. Im Gegensatz zu den gängigen rot-grünen Signalleuchten existiere auf der Strecke noch alte Signaltechnik. Zudem müsse die Position des Zuges dort noch über Funk durchgegeben werden. In Ebersbach wird außerdem ein Bahnübergang für den Straßenverkehr gesperrt.

Wie wirkt sich die Umleitung auf andere Züge aus?

Bei einigen Verbindungen ersetzt der umgeleitete RE 2 nach Zittau den RE 1 über Bautzen Richtung Görlitz. Dadurch müssen Fahrgäste nach Görlitz nicht mehr in Bischofswerda, sondern in Löbau umsteigen.

Da im Löbauer Bahnhof nur ein Gleis mit der Strecke nach Ebersbach verknüpft ist, fahren die Züge von Löbau nach Bautzen im Linksverkehr. Für die Fahrgäste bedeutet das, dass die Züge von anderen Gleisen abfahren.

Zwischen Ebersbach und Zittau kehren sich die Abfahrtszeiten der Züge um. In Ebersbach fahren die Züge nun zur vollen statt zur halben Stunde ab, in Zittau nun zur halben statt zur vollen Stunde. Die Abfahrtszeiten zwischen Dresden und Bischofswerda ändern sich nicht.

Da die Züge durch die Umleitung insgesamt länger auf den Schienen sind, die Länderbahn aber kein zusätzliches Personal einstellen kann, werden einzelne Fahrten zwischen Bischofswerda und Wilthen am Wochenende ebenfalls durch Busse ersetzt.

Welche Vorteile hat der Baustellenfahrplan?

Obwohl die Fahrt nach Zittau im Sommer deutlich länger dauert, hat das auch Vorteile. Denn die Fahrgäste müssen zwischen Dresden und Zittau nicht mehr umsteigen. Auch zwischen Dresden und Bautzen/Löbau fahren mehr Züge. Außerdem gibt es nun alle zwei Stunden drei Verbindungen nach Zittau zur Auswahl. Bisher waren es nur zwei.

Zudem sollen die meisten Züge mit mindestens zwei Triebwagen unterwegs sein. Neue Fahrzeuge wurden nicht bestellt, das Verkehrsunternehmen setzt weiterhin alle 28 verfügbaren Triebwagen ein. Die genauen Abfahrtszeiten veröffentlicht die Länderbahn zeitnah auf ihrer Webseite und in den gängigen Fahrplanauskünften.

Das Verkehrsunternehmen befährt die Strecken zwischen Dresden und Görlitz/Zgorzelec sowie Dresden und Zittau/Liberec seit Dezember 2014. Seit Anfang Juni 2023 setzt die Länderbahn die letzten beiden Reserve-Triebwagen ein, um auf den Fahrgastanstieg durch das Deutschlandticket zu reagieren.