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Braucht Niesky eine größere Grundschule in See?

Dass die Ortsschule aus allen Nähten platzt, darüber sind sich alle einig. Darum soll es einen Anbau geben. Den stellen einige Stadträte jetzt aber infrage - nicht nur aus Kostengründen.

Von Steffen Gerhardt
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Das denkmalgeschützte Schulhaus in See ist bereits durch zwei Anbauten architektonisch gestraft. Die beiden grauen Container sollen durch einen weiteren Anbau ersetzt werden.
Das denkmalgeschützte Schulhaus in See ist bereits durch zwei Anbauten architektonisch gestraft. Die beiden grauen Container sollen durch einen weiteren Anbau ersetzt werden. © André Schulze

Mit einem Anbau an die Grundschule See sollen zwei zusätzliche Klassenräume geschaffen werden, damit sowohl die Schul- als auch die Hortkinder ausreichend Platz zum Lernen und Spielen haben. Die Schule platzt aus allen Nähten wegen der gestiegenen Schülerzahlen. Wurden 2010 in vier Klassen 84 Schüler unterrichtet, so lernen jetzt in der zum Teil zweizügigen Schule rund 120 Mädchen und Jungen.

Wäre das unter Denkmalschutz stehende historische Schulgebäude nur eine Schule, dann wäre Platz auch für mehr als 120 Lernende. Aber in dem Haus befindet sich im Dachgeschoss der Hort - und in diesen gehen rund 90 Prozent aller Grundschüler. Dazu kommt eine Besonderheit. Ab 2019 war See Bestandteil eines sächsischen Pilotprojektes zum Thema Integration. In dessen Folge wurde der Klassenteiler auf 25 gesenkt und die Schule zweizügig betrieben. Das Projekt endete im vergangenen Jahr. Ab diesem Schuljahr stieg der reguläre Klassenteiler wieder auf 28 Schüler.

Die Grundschule "Hans Christian Andersen" in Niesky. Sie hat noch Platz für Schüler, die jetzt in See unterrichtet werden.
Die Grundschule "Hans Christian Andersen" in Niesky. Sie hat noch Platz für Schüler, die jetzt in See unterrichtet werden. © SZ-Archiv/André Schulze

Platz für 112 Grundschüler

Rechnet man die 28 mal vier Klassen, ergibt das eine Maximalbelegung von 112 Schülern. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass in See zu viele Mädchen und Jungen unterrichtet werden. Schaut man in den Schulnetzplan des Kreises Görlitz von 2020, dann ist See für die nächsten zehn Jahre mit einer einzügigen Grundschule darin vermerkt. Nun kommt noch der Hort dazu. 86 Plätze sind dafür im Schulhaus genehmigt, vor einigen Jahren waren es nur 56. Weitere 28 Plätze sind in den zu Schuljahresbeginn 2021 aufgestellten beiden Raumcontainern. Diese Kapazitäten sind so gut wie ausgelastet.

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Die Stadt Niesky geht davon aus, dass ein deutliches Überschreiten der Zahl von 112 Schülern in den kommenden Jahren nicht zu erwarten ist. Trotzdem ist Bedarf an zusätzlichen Räumen in der Schule. Anhand der Geburten macht die Stadt folgende Rechnung auf: Für das Schuljahr 2024/25 sind 63 Erstklässler zu erwarten, im Jahr darauf 64 Schüler. Das sind Zahlen wie vor zehn Jahren, laut Stadt und kein Vergleich zu 2017. In dem Jahr standen 80 Kinder vor der Einschulung.

Das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) kann die aktuellen Zahlen von Niesky derzeit nicht bestätigen. Ein Sprecher verweist darauf, dass das Schulaufnahmeverfahren erst mit der Versendung der Aufnahmebescheide am 13. Mai abgeschlossen ist. Dann steht fest, wie viele Schüler wo eingeschult werden. Dazu muss man wissen, dass Niesky in zwei Grundschulbezirke aufgeteilt ist: die Stadt mit ihren Ortsteilen Kosel, Ödernitz und Stannewisch sowie der Ortsteil See mit der Gemeinde Quitzdorf am See. Aus der Gemeinde kommen dieses Jahr neun und im nächsten elf Kinder in die Schule.

Evangelische Grundschule für Niesky

Geht man davon aus, dass die 63 Erstklässler ab dem neuen Schuljahr alle in Niesky unterrichtet werden, dann teilt sich ihre Zahl auf zwei Grundschulen auf: See und Niesky. Wobei die Schule in der Stadt noch freie Kapazitäten hat. Laut Stadt werden derzeit 209 Schüler unterrichtet. Da das eine dreizügige Schule ist, dürften bis zu 336 Mädchen und Jungen dort lernen. Diese Rechnung ist aber ohne der Herrnhuter Brüder-Unität gemacht.

Zusammen mit den Nieskyer Kirchen ist geplant, ab dem neuem Schuljahr in Niesky eine evangelische Grundschule aufzumachen. Laut Schulstiftung, die bereits in Herrnhut ein Gymnasium und eine Oberschule als staatlich anerkannte Ersatzschulen mit 520 Schülern betreibt, soll nun noch eine Grundschule in Niesky dazukommen. Beginnen will die Schulstiftung als Träger mit einer ersten Klasse. Das ambitionierte Projekt würde nicht vorangetrieben, wenn es nicht das Interesse von Eltern an so einer Schule gäbe.

Der zentrale städtische Hort befindet sich in der Roten Schule in Niesky. Derzeit sind 35 Plätze nicht mit Hortkindern belegt.
Der zentrale städtische Hort befindet sich in der Roten Schule in Niesky. Derzeit sind 35 Plätze nicht mit Hortkindern belegt. © André Schulze

Freie Kapazitäten im Zentralen Hort

Während der Hort in See sprichwörtlich bis unters Dach mit Kindern gefüllt ist, hat der Zentrale Hort in der Roten Schule in Niesky - so wie die Grundschule selbst - noch freie Kapazitäten. Von den 180 Plätzen sind laut Stadt derzeit 145 belegt. Ein "Umschichten" von Grundschülern aus See nach Niesky würde nicht nur die beiden städtischen Einrichtungen besser auslasten, sondern auch den Anbau in See nicht mehr notwendig werden lassen. Dieser Meinung sind zumindest die Stadträte in der Fraktion Die Linke/SPD. Am Montag gab es im Stadtrat eine heiße Diskussion um einen Beschluss für einen Anbau. Die Fraktion konnte schließlich durchsetzen, dass der Beschluss zu einem "Prüfauftrag zu einer Erweiterung des Bestandsgebäudes der Grundschule See" abgemildert wurde.

Aufgeschreckt haben vor allem die Baukosten die Stadträte. Anhand der Schätzung aus einer Vorplanung würde der Anbau 1,1 Millionen Euro kosten. Dieser beinhaltet aber auch eine Küche für Ganztagsangebote und Veränderungen im Altgebäude, wie den Einbau einer modernen Sanitäranlage. Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann ist dafür positiv gestimmt, weil sie einen Fördertopf aufgetan hat, der das Vorhaben zu 70 Prozent fördert. Die Schulhausbauförderung gibt nur 60 Prozent. Für Niesky bleibt ein Eigenanteil von knapp 334.000 Euro. Für beide Container zahlt die Stadt 25.000 Euro Miete, dazu kommen 14.000 Euro Stromkosten im Jahr für Heizung und warmes Wasser.

Harald Prause-Kosubek (SPD) macht seine Zustimmung zu dem Vorhaben von einigen Punkten abhängig: von realistischen Kosten, davon, was der Denkmalschutz zu einem Anbau sagt, von einer nach unten korrigierten Anzahl an Schülern und ob es Alternativen zum Anbau für die Seer Grundschüler gibt. Auch aus der CDU-Fraktion kam Gegenwind. Lars Beinlich plädiert für eine Gesamtschülerzahl von 80 in See. Das würde die beengte Raumsituation besonders im Hort entkrampfen. Hartmut Schuster sieht große Bedenken beim Denkmalschutz, "wenn wir so einen Anbau ans Haus klatschen". Jetzt muss die Verwaltung ihre Hausaufgaben machen.