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Digitale Bildung im Alter

Die Steuererklärung, die Weihnachtsgeschenke, die Bahntickets – all das gibt es heute auf digitalem Weg. Viele Ältere tun sich schwer damit. In Sachsen sollen Technik-Botschafter helfen.

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Die Digitalisierung kann gerade auch das Leben älterer Menschen einfacher machen, zum Beispiel durch online georderte Lieferungen oder das Smart Home.
Die Digitalisierung kann gerade auch das Leben älterer Menschen einfacher machen, zum Beispiel durch online georderte Lieferungen oder das Smart Home. © AdobeStock

Wer noch nie mit einem Touchscreen gearbeitet hat, hat am Anfang oft Schwierigkeiten. „Wie? Einfach wischen?“ Kinder und Enkel kennen die manchmal leicht verständnislose Frage von Eltern oder Großeltern – und werden sie wohl auch in diesem Jahr anlässlich des Familientreffens unterm Weihnachtsbaum hoffentlich mit Geduld erneut beantworten. Digitale Bildung ist ein Thema, das oft ausschließlich in die Schulen verortet wird. Natürlich müssen Kinder frühzeitig lernen, wie man verantwortungsvoll mit den scheinbar unendlichen Möglichkeiten des Internets umgeht, wie man seriöse Fakten von Fake News unterscheidet und sicher im Web unterwegs ist.

Genau das müssen aber auch Ältere wissen, denn die Digitalisierung bestimmt schon jetzt immer mehr Bereiche des Lebens – sei es durch Smart-Home-Technologien, die den Alltag gerade auch für Menschen mit kleineren oder größeren Handicaps leichter machen, oder durch das Onlinebanking, das nach dem Abbau von Bankfilialen im ländlichen Raum inzwischen schlicht notwendig geworden ist.

Regionale Schulungen

In Sachsen sollen künftig Technikbotschafterinnen und -botschafter helfen, die Hürde in die digitale Welt zu nehmen. Anfang des Jahres fiel der Startschuss für das Modellprojekt „Gemeinsam Digital 2“ am Center for Open Digital Innovation and Participation (CODIP) an der TU Dresden. Inzwischen wurden, auch mit Unterstützung zahlreicher Partner aus ganz Sachsen, reichlich hundert Männer und Frauen ausgebildet, die seit dem Sommer nun ihrerseits ehrenamtlich Senioren zum Thema Digitalisierung schulen. Von der Nutzung – und den Möglichkeiten – des Smartphones bis zur Recherche im Internet gibt es praxisrelevante Tipps und ganz konkrete Hilfestellungen.

„Ältere Menschen stehen der digitalen Technik mitunter skeptisch gegenüber. Sie fühlen sich von ihr überfordert und trauen sich vielleicht auch manchmal nicht, sie zu benutzen. Hier kommen die Technikbotschafterinnen und –botschafter ins Spiel“, so Staatsministerin Petra Köpping, die das Projekt auch mit Blick auf die immer wichtiger werdende Medienkompetenz für alle Altersgruppen lobt. Die Technikbotschafter seien „Brückenbauer und Alltagserleichterer“. Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert das Modellvorhaben in diesem Jahr mit rund 250.000 Euro.

Auf den Weg gebracht wurde die Initiative von der Landesseniorenbeauftragten Christiane Schifferdecker und der Stabsstelle Seniorenpolitik, die damit ihrerseits den Empfehlungen des achten Altersberichtes folgten, der die “Digitalisierung als Chance für ein selbstbestimmtes Leben“ definiert. Das gilt insbesondere im ländlichen Raum, in dem viele ältere Menschen leben und in dem sie zunehmend ohne lokale Einkaufsmöglichkeiten auskommen müssen. Zielgruppe sind Männer und Frauen ab 60 Jahren, die sich zum Beispiel in Sachen Onlinebanking, digitaler Bildbearbeitung oder Videofonie fit machen wollen. Weil das Modellprojekt gerade auch die Regionen stärken soll, wurden insgesamt neun Standorte gefunden, an denen die Schulungen in kleinerem oder größerem Rahmen stattfinden.

Verstärkung gesucht

Die Angebote richten sich nicht nur an Einsteigerinnen und Einsteiger, sondern auch an Fortgeschrittene. An neun Orten in Sachsen, vom Leipziger Land bis zur Lausitz, können Interessierte an Seminaren oder zwanglosen Schulungsrunden teilnehmen. In Dresden etwa wird zur Smartphone-Sprechstunde eingeladen, in Hoyerswerda ins Digital-Café für Frauen.

Auf der Homepage zum Projekt gibt es nicht nur einen Überblick über alle aktuellen Angebote, sondern auch viele Informationen zu den Technikbotschaftern selbst. Die suchen übrigens immer Verstärkung. Explizit angesprochen werden dabei Jugendliche und Menschen im Ruhestand, „die älteren Menschen auf Augenhöhe die Vorteile und Funktionsweise von Smartphones und Tablet-PCs näher bringen wollen“. Nach 30 Unterrichtseinheiten geht es für sie dann, ausgestattet mit entsprechendem Wissen und einem Tablet, zur ersten „Unterrichtsstunde“ als Technikbotschafter in Sachsen. (WeSZ)