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So soll die erste Senioren-WG in Bischofswerda aussehen

Der Volkssolidarität-Kreisverband Bautzen investiert in Bischofswerda in ein neues Wohnprojekt für ältere Menschen. Was geplant ist und wann die ersten Bewohner einziehen können.

Von Miriam Schönbach
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Romy Pietsch, Geschäftsführerin des Volkssolidarität-Kreisverbands Bautzen, zeigt Entwürfe für die erste Senioren-WG in Bischofswerda. Ein vorhandenes Gebäude wird dafür umgebaut und erhält einen Anbau.
Romy Pietsch, Geschäftsführerin des Volkssolidarität-Kreisverbands Bautzen, zeigt Entwürfe für die erste Senioren-WG in Bischofswerda. Ein vorhandenes Gebäude wird dafür umgebaut und erhält einen Anbau. © Steffen Unger

Bischofswerda. Fast wie zu Hause: Die gelben Winterlinge strecken neugierig ihre kleinen Köpfe aus dem Beet im Garten der Wohnanlage für Senioren in der Stolpener Straße 3 in Bischofswerda. Romy Pietsch, Geschäftsführerin des Volkssolidarität-Kreisverbandes Bautzen, freut sich am Frühlingsgruß und schaut dann auf das einstige Hausmeister-Domizil am alten Bischofswerdaer Krankenhaus. „Dort soll unsere erste Senioren-Wohngemeinschaft entstehen. Wir fanden die Idee dieser innovativen Wohnform schon lange spannend. Jetzt wollen wir sie für neun Bewohner umsetzten“, sagt die 47-Jährige.

Wohngemeinschaften erfreuen sich nicht nur bei Studenten und jungen Leuten großer Beliebtheit. Etwa 4,5 Millionen Menschen in Deutschland leben laut Statistischem Bundessamt in einer Wohngemeinschaft. Und auch bei Senioren wird es immer häufiger zur Alternative, in einer Senioren-WG zu leben. „Ähnlich wie bei Studenten-WGs teilen sich die älteren Menschen eine Wohnung, in der jeder sein eigenes Zimmer mit Bad hat. Je nach Bedürfnis können die Bewohner die Gemeinschaftsräume, wie Küche, Wohnzimmer und Terrasse nutzen“, sagt Romy Pietsch.

Senioren wollen im vertrauten Umfeld bleiben

Neben der Gemeinschaft können die Senioren bei dem neuen Wohnprojekt auch unterstützende Hilfe, wie durch einen ambulanten Pflegedienst, bei Mahlzeiten oder in Form eines Hausnotrufsystems erhalten. Es muss also nicht immer gleich ein Seniorenheim sein. Denn Romy Pietsch weiß aus der Erfahrung der Tagespflege-Einrichtungen wie auch der Wohnanlagen des Wohlfahrts- und Sozialverband, dass ein Großteil der älteren Menschen so lange wie möglich eigenständig in den eigenen vier Wänden im bekannten Wohnumfeld leben möchte.

„Darüber hinaus stellen wir jedoch fest, dass die Senioren zum Beispiel in der Wohnanlage hier immer älter werden. Das ist eine Herausforderung für unsere ambulanten Pflegerinnen und Pfleger genauso wie für andere Pflegedienste, da es zum Beispiel keinen Ansprechpartner über Nacht gibt“, sagt die Sozialmanagerin. Aus ihrer Sicht ermöglichen jetzt die bestehende Wohnanlage, wo überwiegend Ü-60-Jährige seniorengerecht und barrierefrei zur Miete wohnen, und die ambulante WG eine gute Symbiose - und vor allem aber auch attraktive Arbeitsplätze in der Pflege .

Volkssolidarität baut zwischen Stolpener und Stiftstraße

Wie eine solche Senioren-WG funktioniert, hat sich der Volkssolidarität-Kreisverband Bautzen bei den Kollegen im Nachbarlandkreis Görlitz angeschaut. „Erste Erfahrungen mit einem solchen Modell konnten unsere Kollegen 2017/2018 auch schon sammeln. Damals betreuten wir im Auftrag eines anderen Anbieters übergangsweise eine Senioren-WG in der Kamenzer Straße in Bischofswerda, die inzwischen aufgelöst ist“, sagt Romy Pietsch. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort ist der Wohlfahrtsverband schließlich auf dem eigenen Grundstück zwischen Stolpener Straße und Stiftstraße fündig geworden.

Über das Projekt freut sich Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große (parteilos). „Mit dem Bauvorhaben auf der Stiftstraße schafft die Volkssolidarität nicht nur eine Senioren-WG als sehr innovative Wohnform und zusätzliches Angebot für Menschen mit Unterstützungs- und Versorgungsbedarf, sondern legt hier im Bischofswerdaer Land den Grundstein dafür, als Verein auch künftig für unsere Bürger von jung bis alt sorgen zu können. Das ist großartig“, sagt er.

Auch Sozialstation und Geschäftsstelle ziehen um

Währenddessen nimmt der Bau des Wohnprojekts Fahrt auf. Nach der Klärung der Finanzierung wurde der Februar 2024 genutzt, um auf dem historischen Krankenhaus-Gelände das Baufeld frei zu machen. Im ersten Schritt wurden 15 Sträucher und Bäume entfernt, darunter ältere Eiben. Für das verschwundene Grün ist bereits Ersatz geplant. So sollen 30 Bäumen auf dem Grundstück der Wohnanlage, in der Kita Märchenland und in der Stadt neu gepflanzt werden. Die Rodung der Gehölze wurde in Verbindung mit dem Bauantrag mit dem Umwelt- und Forstamt im Landkreis Bautzen abgestimmt. „Als Stadt werden wir die Ausgleichspflanzungen gern begleiten und regen an, direkt vor Ort wieder eine oder vielleicht sogar zwei Eiben zu pflanzen“, sagt Holm Große.

Romy Pietsch ist künftig also nicht nur als Chefin von fast 350 Mitarbeitern im Landkreis Bautzen gefragt, sondern auch beim Thema Neubau. Nach der Einrichtung der Baustelle soll nach Ostern 2024 der Bau beginnen. Im Sommer und Herbst stehen der Rohbau des neuen Anbaus und der Umbau des Altbaus auf dem Plan. Ab dem Winter soll dann mit den Innenarbeiten begonnen werden. Neben der Senioren-WG sollen in den neuen Gebäudekomplex die Sozialstation der Volkssolidarität und die Geschäftsstelle einziehen, für der Verband bisher an anderen Standorten Miete zahlen muss.

In das neue Wohnprojekt investiert die Volkssolidarität eine sechsstellige Summe. „Wenn alles nach Plan läuft, ziehen im Juni 2025 die ersten Mieter ein. Das wäre wunderbar. Es gibt schon die ersten Anfragen“, sagt Romy Pietsch. Für die neuen Mieter heißt es dann an der Stiftstraße in Bischofswerda: Wohnen – fast wie zu Hause.