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Bischofswerda: Commerzbank schließt komplett

Bei der Bank am Altmarkt konnten Kunden seit März nur noch Bargeld abheben oder Kontoauszüge drucken. Auch das fällt jetzt weg und die Alternativen sind begrenzt.

Von David Berndt
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Steffen Schmidt hat bei der Commerzbank am Altmarkt in Bischofswerda jahrzehntelang seine Bankgeschäfte erledigt. Damit ist nun Schluss und er denkt über einen Wechsel zu einem anderen Geldinstitut nach.
Steffen Schmidt hat bei der Commerzbank am Altmarkt in Bischofswerda jahrzehntelang seine Bankgeschäfte erledigt. Damit ist nun Schluss und er denkt über einen Wechsel zu einem anderen Geldinstitut nach. © Steffen Unger

Bischofswerda. Steffen Schmidt ist seit rund 30 Jahren Privatkunde der Commerzbank, wenn man die Zeit beim Vorgänger Dresdener Bank mitzählt. Er sei Kunde geworden, weil die Bank vor Ort war und er kurze Wege hatte. Doch diese Verbindung könnte ein Ende finden, sagt der selbstständige Versicherungsmakler aus Bischofswerda. „Jetzt werde ich überlegen zu wechseln.“

Die Commerzbank hatte ihre Filiale am Altmarkt in Bischofswerda im Frühjahr wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen und im August die Entscheidung getroffen, den Standort aufzugeben. Bis zum 30. Oktober konnten Kunden noch den Kontoauszugsdrucker und den Geldautomaten im Vorraum nutzen, aber auch das ist nun vorbei. „Es wurde alles abgebaut“, bestätigt Heike Ziegenbalg, Commerzbank-Sprecherin für die Region Ost. An der Tür informiert ein Aushang darüber.

Bargeld-Optionen sind rar

Gerade der Abbau der Technik sei das Problem, erklärt Steffen Schmidt. „Die Filiale kann man ja schließen, aber ich bekomme jetzt kein Bargeld mehr, jedenfalls nicht kostenlos.“ Aus seiner Sicht hätte die Commerzbank einen Geldautomaten hinterlassen können, so wie es etwa die Sparkasse in Gaußig nach der dortigen Filialschließung getan habe.

Nicht nur für Kunden der Commerzbank fällt damit eine Option weg, kostenfrei Bargeld abzuheben. Hier war das auch für Kontoinhaber der sogenannten Cash Group möglich, einem Verbund verschiedener deutscher Kreditinstitute.

Heike Ziegenbalg verweist auf Supermärkte oder Tankstellen, wo die Auszahlung von Bargeld an der Kasse möglich sei, zumindest, wenn man dort etwas einkauft. „Oder die Kunden nutzen unser Premiumkonto, bei dem man an allen Automaten deutschlandweit kostenlos Geld abheben kann“, erklärt die Sprecherin.

Volksbank und Sparkasse bleiben

Das wäre dann auch dort möglich, wo es sonst nur für bankeigene Kunden gilt: den beiden verbleibenden Kreditinstituten in Bischofswerda. Sowohl die Kreissparkasse als auch die Volksbank Dresden-Bautzen wollen ihre Standorte halten, wie sie gegenüber Sächsische.de bestätigt haben.

Bei der Volksbank bewertet man das „Verschwinden eines Mitbewerbers nicht problematisch“, sondern stufe das eher als Vorteil ein, erklärt Sprecher Thomas Lohse. „Wir verstehen unser Angebot als Chance für all die, die persönliche Nähe schätzen und gleichzeitig moderne, schnelle, zeitunabhängige Bankleistungen auf digitalem Weg in Anspruch nehmen wollen.“ Wer sich damit wohlfühle, sei bei der Volksbank gern gesehen.

Die Kreissparkasse Bautzen erwarte keine direkten Auswirkungen der Commerzbank-Schließung, erklärt Sprecherin Elke Bauch. „Wenn sich Kunden der Commerzbank für die Sparkasse entscheiden, ist es machbar.“ Diese würden dann kompetente Mitarbeiter und eine „eine Filiale mit Service und Beratung im Erdgeschoss“ erwarten. Zudem gebe es einen zentralen, behindertengerechten Eingang.

Nachmieter gesucht

Für Bischofswerda und den zentralen Altmarkt bedeutet die endgültige Commerzbank-Schließung einen weiteren Leerstand in der Innenstadt. Ob oder wann es einen Nachmieter geben wird, stehe noch nicht fest, erklärt Sprecherin Heike Ziegenbalg. „Der Mietvertrag in Bischofswerda läuft bis 30. Juni 2022 und ist bereits gekündigt.“ Ob eine vorzeitige Vertragsauflösung möglich sei, ist ebenfalls noch unklar.

Die Stadtverwaltung hatte bereits im August mitgeteilt, dass sie die Schließung bedaure. Man sehe im Gegensatz zur Commerzbank genügend Potenzial für wirtschaftliche Unternehmungen in Bischofswerda. Wirtschaftsförderer Manuel Saring sagte am Freitagmittag, dass die Stadt mit dem Vermieter der Räume in Kontakt stehe und ihn bei der Suche nach neuen Mietern unterstütze.

Die Commerzbank kündigte im Herbst 2019 an, etwa 200 ihrer deutschlandweit 1.000 Filialen aufzugeben. Gemessen an der Kundenzahl in Bautzen, Neustadt und Bischofswerda ist die Schiebocker die kleinste Filiale. 3.200 Privatkunden wurden bisher hier betreut. Hinzu kommen Geschäftskunden. In die Bewertung flossen laut Sprecherin Heike Ziegenbalg neben der Kundenzahl auch die Entwicklung der Umsätze und die Wege zu benachbarten Filialen ein. Das wachsende Online-Banking spielte ebenfalls eine Rolle.

Kunde denkt an Wechsel

Die aktuellen Probleme der Branche kenne man auch bei der Volksbank, bestätigt Sprecher Thomas Lohse. „Niedrigzinsen, Regulatorik, Digitalisierung und nunmehr auch Corona sorgen für Veränderungsdruck auf die Geschäftsmodelle. Unsere Strategie ist deshalb sowohl auf regionale Nähe als auch moderne Bankdienstleistungen ausgerichtet.“

Die Schiebocker Kunden der Commerzbank sollen nun in Bautzen oder Neustadt betreut werden. Auf diese Lösung hat Steffen Schmidt wenig Lust. „Ich werde jetzt nicht wegen jeder Angelegenheit nach Neustadt oder Bautzen fahren.“

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