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So will Bischofswerda den Handel in Schwung bringen

Damit leere Schaufenster verschwinden, schiebt die Stadt das Projekt "Hier lebt Schiebock" an. Der Wirtschaftsförderer verrät erste Ideen.

Von Miriam Schönbach
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Leere Schaufenster, wie hier in der Bautzener Straße in Bischofswerda, sollen sich mit neuem Leben füllen. Dafür hat Wirtschaftsförderer Manuel Saring das Projekt "Hier lebt Schiebock" angeschoben.
Leere Schaufenster, wie hier in der Bautzener Straße in Bischofswerda, sollen sich mit neuem Leben füllen. Dafür hat Wirtschaftsförderer Manuel Saring das Projekt "Hier lebt Schiebock" angeschoben. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. An dem Banner über der Bautzener Straße in Bischofswerda zerrt der Wind. „Kauft lokal“ steht in großen Lettern auf der Folie. Mitten auf der Straße steht Wirtschaftsförderer Manuel Saring, einen kurzen Blick wirft er durch die Schaufenster der Wein- und Spirituosenhandlung Francke, dem ältesten Geschäft der Stadt. Nebenan verkauft Sandra Schölzel „Blumen und mehr“. Doch nur ein paar Schritte weiter warten leere Fenster auf bessere Tage. „Neben der Bahnhofstraße gehört diese Ecke hier zu unseren Sorgenkindern beim Thema Leerstand, obwohl sich hier inzwischen wieder sehr viel bewegt“, sagt der Regionalmanager und verweist auf die Initiative „Die Bautzener lebt“.

Doch in Bischofswerdas Innenstadt soll noch mehr in Bewegung geraten. Für das Projekt „Hier lebt Schiebock“ erhält die Stadt bis 2025 jährlich 60.000 Euro Förderung aus dem Bundestopf für „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, 20.000 Euro kommen jährlich jeweils als Eigenmittel aus dem städtischen Haushalt dazu. „Wir sind in Sachsen eine von 32 Kommunen, die im vergangenen Jahr eine positive Mittelzusage aus dem Fördertopf erhalten haben“, sagt Manuel Saring. Auf seiner Projektskizze steht als Punkt eins der Aufbau und die Etablierung eines Leerstandsmanagements.

Mehr als 50 Geschäfte stehen leer

55 Ladenlokale ohne Mieter finden sich derzeit in einer Excel-Tabelle auf seinem Computer. „Wir wollen erstmals eine Leerstandsanalyse machen, Eigentümer anschreiben oder ausfindig machen. Manche Eigentumsverhältnisse reichen bis Aserbaidschan oder enden in einer Briefkastenfirma in Dresden. Das ist Fleißarbeit“, sagt der Wirtschaftsförderer.

In die Bestandsaufnahme sollen nicht nur die Daten der Vermieter einfließen, sondern auch die Größe der Ladenlokale, Sanierungsstand und weitere harte Fakten, um über das jeweilige Objekt ein Exposé für Interessenten erstellen zu können. Für sie soll die virtuelle Datenbank die Wege kürzer machen.

Doch es geht nicht zuerst und ausschließlich darum, auf die Schnelle neue Mieter zu finden. „Kultur- und Testshops, so wie es sie schon in Bautzen gab, sind denkbar. Wir wollen zum Beispiel Kreative aus Dresden ansprechen, so dass sie sich hier in der Stadt ausprobieren können. Mieten hier sind viel günstiger als in der Landeshauptstadt“, sagt Manuel Saring. Sogenannte Testshops sind Läden auf Zeit, wo Händler, Kunsthandwerker, Galeristen, Gastronomen oder eben Künstler eine Geschäftsidee ausprobieren können. Eine Zusammenarbeit mit dem Verein „Kreatives Sachsen“ wäre genauso möglich wie mit Schiebocker Vereinen oder anderen Initiativen.

Digitaler Stadtplan soll über Geschäfte informieren

Um jene Aktiven wie zum Beispiel die Werbegemeinschaft oder die Händler-Gemeinschaft „Die Bautzener lebt“ mitzunehmen, soll ein Innenstadt-Netzwerk etabliert werden. „Wir wollen gern die Akteure zusammenbringen, gemeinsame Veranstaltungen und Schulungen organisieren. Wir merken immer wieder, dass oft gebündelte Aktivitäten eine größere Strahlkraft haben als einzelne Aktionen“, stellt der Wirtschaftsförderer weitere Ideen vor.

Und noch etwas ist ihm wichtig, wenn es heißt „Hier lebt Schiebock“: Die Händler der Stadt sollen wieder sichtbarer werden.

Für die neue Wahrnehmung ist ein virtueller Marktplatz in Planung. „Statt Sehenswürdigkeiten finden die Besucher der digitalen Plattform einen Stadtplan mit Geschäften mit einer kurzen Information zum Sortiment, zu den Öffnungszeiten und vielleicht auch dem Onlineshop. Wir wollen über diesen Weg zeigen, was es alles in der Stadt bereits gibt“, sagt der Projektleiter. Sein Wunsch ist es, dass für die Menschen aus der Region in Bischofswerdas „Kaufhaus ohne Dach“ das Einkaufen zum Erlebnis wird, so wie es viele aus Einkaufszentren kennen.

Mehr Grün und mehr Bänke auf Bischofswerdas Altmarkt

Eine zentrale Rolle soll bei der Innenstadt-Neuaufstellung der denkmalgeschützte Altmarkt spielen. An diesem Nachmittag bauen die Händler des Wochenmarkts ihre Stände gerade ab. Der kalte Wind pfeift erbärmlich zwischen den wenigen klein-kronigen Bäumen über den offenen Platz, der 2006 neugestaltet wurde.

Nach den ersten Plänen in der Projektskizze soll der Platz mehr Grün, mehr Sitzgelegenheiten und mehr Erlebnis bekommen. „Schon jetzt treffen sich hier alle Generationen. Wir wollen mit kleinen Ideen wie einem Naschgarten und neuem Stadtmobiliar die Aufenthaltsqualität verbessern“, sagt Manual Saring.

Ein Feierabendmarkt zwischen 16 und 20 Uhr mit regionalen Produkten, einer Weinverkostung oder Showkochen – wieder in Verbindung mit den Initiativen – ist an diesem kalten Wintertag eher noch ein kühles Gedankenkonstrukt. Doch Manual Saring schafft es, seine Ideen lebendig darzustellen.

Einen Schub verspricht sich Schiebocks Wirtschaftsförderer durch das neue Projekt genauso wie ein paar anregende wie zukunftsweisende Impulse mehr und ein paar Sorgenkinder – wie die Bautzener und die Bahnhofsstraße – weniger. Schließlich gilt es nun nach der ersten Skizze und dem Ok aus dem Stadtrat, das Projekt zum Laufen zu bringen – getreu dem Motto „Hier lebt Schiebock“.