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Bischofswerda: Sie ist die neue Schulsozialarbeiterin im Förderzentrum

Jessica Gebler ist jetzt Ansprechpartnerin für Schüler, Eltern und Lehrer im Förderzentrum am Lutherpark in Bischofswerda. Zu ihrem Traumberuf nahm sie einen Umweg.

Von Miriam Schönbach
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Jessica Gebler (l.) hat von Josephine Schmidt die Schulsozialarbeit im Förderzentrum am Lutherpark in Bischofswerda übernommen.
Jessica Gebler (l.) hat von Josephine Schmidt die Schulsozialarbeit im Förderzentrum am Lutherpark in Bischofswerda übernommen. © Steffen Unger

Bischofswerda. Jessica Gebler sprüht vor Energie. Die 30-Jährige ist die neue Schulsozialarbeiterin im Förderzentrum „Am Lutherpark“ in Bischofswerda. „Für Schüler bin ich Jessica. So sehe ich mich selbst, so kann ich Barrieren wegbrechen lassen. Beziehungsaufbau ist ein langer Weg“, sagt die Mitarbeiterin vom Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit Bischofswerda. In dessen Auftrag hat sie zu Beginn des Jahres 2024 die Aufgabe von Josephine Schmidt nach fünf Jahren übernommen. Ihre Vorgängerin kümmert sich dagegen nun um „Mobilen Jugendschutz“.

Jessica Gebler ist schon angekommen. „Ich bin die Kommunikationsschnittstelle zwischen Eltern, Schülern und Lehrern, ein Scharnier sozusagen, und kümmere mich auch um außerschulische Probleme“, sagt sie. Das Besondere an ihrem neuen Einsatzgebiet ist die große Altersspanne und die Vielfalt der Aufgaben. Das Förderzentrum besuchen Kinder und Jugendliche zwischen der ersten und der neunten Klasse. Schulsozialarbeiter sind Tränentrockner, Geschichtenerzähler, Zuhörer, Krisenkommunikator, Schuhzubinder, Kummerkasten, Glücklich-Macher und Veranstaltungsmanager in Personalunion.

Nach der Schule erlernte sie den Beruf der Bürokauffrau

Den Weg dorthin hat die Lichtenbergerin keineswegs geradlinig genommen. Nach dem Abitur in Radeberg geht es für sie erstmal in einen komplett anderen Bereich. Sie lernt bei der Stadtentwässerung Dresden Bürokauffrau. „Mir ging es wie vielen jungen Leuten, die nach der Schule eigentlich keine Ahnung haben, wohin sie ihr Weg führen soll“, sagt sie. Doch in ihrem Ausbildungsbetrieb kommt sie mit der Jugend- und Auszubildendenvertretung in Berührung. Sie merkt, die Arbeit mit Gleichaltrigen und sich um deren Probleme zu kümmern, macht ihr Spaß.

Also entschließt sich die junge Frau, nochmals die Schulbank zu drücken. Sie meldet sich bei einem Online-Studium „Soziale Arbeit“ an und absolviert es nach der Arbeit. Sie paukt am Wochenende und lernt die Grundlagen der Pädagogik, der Psychologie und der Soziologie – und wie sie Menschen helfen kann, sich selbst aus schwierigen Lebenssituationen zu lösen.

Ihre Vorgängerin Josephine Schmidt ist dagegen einen anderen Weg gegangen. Die heute 37-Jährige gehörte zu den ersten Teilnehmerinnen eines Freiwilligendienstes, der vom Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit betreut wird. Auch sie sagt über sich, nach der Schule eine „Planlose“ gewesen zu sein.

Schulsozialarbeiterin betreibt auch eine Tierheilpraxis

Josephine Schmidt kümmerte sich bei ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr um behinderte Menschen in einem Wohnheim in Bautzen. Das Praxissemester beim Studium für Soziale Arbeit in Görlitz führte sie dann wieder zurück zum Netzwerk in Bischofswerda – und schließlich in die Schulsozialarbeit am Förderzentrum. „Das Tolle an dieser Arbeit ist die Abwechslung. In der Schule war ich aber – anders als meine Nachfolgerin – Frau Schmidt“, sagt die Sozialarbeiterin lachend. Jeder bringe eben seine eigenen Erfahrungen in den Aufgabenbereich ein.

Jene erste Praxiserfahrungen sammelte Jessica Gebler bei ihrer ersten sozialpädagogischen Stelle. Sie gehörte zum Schülertreff in Wilsdruff. Er ist ein außerschulisches Jugendclub-Angebot für die Klasse fünf bis zehn. Neben dieser Arbeit absolvierte die begeisterte Reiterin und Zweifach-Mama noch eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin. Seit ihrem sechsten Lebensjahr sitzt sie auf Pferden, seit 2012 ist ein Lewitzer Pony ihr vierbeiniger Begleiter. Auf Gino findet sie wie auch in der Familie einen seelischen Ausgleich. Ihr Wissen rund um Hund, Katze, Maus und Pferd gibt sie seit 2023 in Lichtenberg in ihrer Tierheilpraxis weiter. Ihr selbstständiges Standbein nennt sie „JessICan“.

"Die Zusammenarbeit mit den Schülern reizt mich"

Doch zurück ans Förderzentrum nach Bischofswerda. Dort hat die Neue sich inzwischen in allen Klassen vorgestellt. „Die Kinder haben ganz unterschiedliche Beeinträchtigungen und sind ganz unterschiedlich vom Entwicklungs-, Leistungs- und Bildungsstand her. Diese Zusammenarbeit mit den Schülern hat mich gereizt wie auch der Spagat zwischen der Anerkennung der Lehrer und der Schüler“, sagt Jessica Gebler.

Wenn der Schulgong läutet, steht ihr Bürotür offen. In den Pausen ist dann reger Betrieb, manchmal sind aber auch während einer Unterrichtsstunde auf einer Schultoilette Tränen zu trocknen.

Zur klassischen Arbeit mit dem einzelnen Schüler kommen für die Schulsozialarbeiterin auch Projekte dazu, wie zu den Themen Suchtprävention oder Medienkompetenz. Da kann Jessica Gebler dann auf tatkräftige Unterstützung von Josephine Schmidt setzen, die im Netzwerk jetzt den Bereich „Mobile Jugendarbeit“ verstärkt. Der Gruppentreff nach der Schule, speziell für Mädchen der Klassen sieben bis neun, ist ein weiteres Aufgabenfeld. Doch Jessica Gebler sprüht vor Energie. Es ist zu spüren, sie ist gern zwischen den Anforderungen Kummerkasten, Krisenkommunikator und ein bisschen Kumpel unterwegs.