SZ + Bischofswerda
Merken

Ungewöhnliches Traumpaar und tierische Superlative in Sachsens kleinstem Zoo

Fünf Gramm leicht oder fünf Zentner schwer, pfeilschnell oder träge - das sind die Rekorde im Tierpark Bischofswerda - mit vielen Bildern.

Von Miriam Schönbach
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Nasenbären sind die Maskottchen des Tierparks Bischofswerda. Sie gehören zu den Kleinbären und passen so hervorragend in Sachsens kleinsten Zoo.
Die Nasenbären sind die Maskottchen des Tierparks Bischofswerda. Sie gehören zu den Kleinbären und passen so hervorragend in Sachsens kleinsten Zoo. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. An diesem Tag liegt schon Frühling in der Luft. Es schnattert unaufhörlich aus dem Hustegraben. Die Schützlinge in Bischofswerdas Tierpark genießen die Sonne. Das Areal mitten in der Stadt gehört zum kleinsten Zoo in Sachsen, trotzdem sind dort Superlative zu finden. 175 Tiere in 55 Arten wohnen dort, darunter bärische Kletterkünstler, exotisches Gefieder, bedrohte Arten und Genießer auf Diät. Sächsische.de hat sich im Park zwischen Zwergmaus, Zwergente und Co. nach Tiergeschichten direkt vor der Haustür umgehört.

Federleichte Maus und fünf Zentner schwerer Bär

Im kleinsten Zoo Sachsens wohnt mit der Zwergmaus auch ein Mini unter den Nagern.
Im kleinsten Zoo Sachsens wohnt mit der Zwergmaus auch ein Mini unter den Nagern. © Steffen Unger

Der Mini im Tierpark Bischofswerda ist die Zwergmaus. „Sie zählt mit fünf bis zehn Gramm zu den kleinsten Nagetieren in Europa“, sagt Tierparkchefin Silvia Berger. Zum Vergleich: Das Gewicht entspricht etwa einen handelsüblichen Packung Vanillezucker. Das schwerste Tier geht dagegen ungern auf die Waage und liebt in den Wintermonaten die Ruhe: Braunbär Balu wurde am 12. Januar 2002 im Tierpark Bischofswerda geboren und führt mit gut fünf Zentner Gewicht die Rekordtabelle an. Seine Leibspeisen sind Honig und Eier. Allerdings muss Meister Petz gerade ein wenig Diät halten. Denn seine Pfleger haben dem Allesfresser im Sommer ein paar Pfunde zu viel bescheinigt.

Pfeilschnelle Flieger und langsame Schildkröten

Die Papageien sehen nicht nur schön aus, sie sind auch besonders schnell.
Die Papageien sehen nicht nur schön aus, sie sind auch besonders schnell. © Steffen Unger

Das schnellste Tier der Welt ist ein Tier der Lüfte: der Wanderfalke. Auch die schnellsten Tiere im Tierpark Bischofswerda sind gefiedert. Die Papageien, unter anderem Wellensittich, Graupapagei, Amazone, bringen es auf bis zu 90 Kilometer pro Stunde, gefolgt von den Schnee-Eulen mit 85 Kilometer pro Stunde. „Das langsamste Tier ist vermutlich die Vierzehenschildkröte, auch Steppenschildkröte genannt mit 200 bis 300 Meter in der Stunde“, sagt Silvia Berger. Zu den kühnsten Kletterern gehören die Nasenbären. Die Kleinbären sind die putzigen Maskottchen des Tierparks Bischofswerda.

Zwei Zentner Heu und Stroh, kiloweise Obst und Gemüse

Ein wenig verschlafen wirkt derzeit das Bären-Duo. Im Sommer aber genießen Balu und Jane gemeinsam täglich 20 Kilo Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Nüsse.
Ein wenig verschlafen wirkt derzeit das Bären-Duo. Im Sommer aber genießen Balu und Jane gemeinsam täglich 20 Kilo Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Nüsse. © Steffen Unger

Wer das meiste Gewicht auf die Waage bringt, hat auch ordentlich großen Hunger. So verspeisen die Bären im Sommerhalbjahr täglich 20 Kilo Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Nüsse. Im Winter fressen alle Groß- und Kleinbären deutlich weniger, aber da ruhen sie sich auch gern in ihrer Höhle aus.

Der Tagesbedarf an Heu und Stroh im Tierpark Bischofswerda liegt übrigens bei rund zwei Zentnern. Im Sommer werden wöchentlich drei Multicar voll Grünfutter von den Wiesen geholt und verfüttert. Zusätzlich gehen täglich fünf Kilo tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Geflügel weg. Dazu kommen täglich 20 Kilo - im Sommer die doppelte Menge - Obst und Gemüse wie Möhren, Salat, Gurken, Kohlrabi, Paprika und Rote Rüben. Auf dem täglichen Speiseplan stehen auch rund acht Kilo Körnerfutter, Pellets und Zwieback.

Ecuador-Amazonen hatten die weiteste Anreise

Mit den beiden Ecuador-Amazonen beteiligt sich der Tierpark Bischofswerda aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm.
Mit den beiden Ecuador-Amazonen beteiligt sich der Tierpark Bischofswerda aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. © Steffen Unger

Der Trauerschwan lebt eigentlich in Australien – die weiteste Entfernung. „Unser Trauerschwan stammt allerdings aus dem Tierpark Hirschfeld bei Zwickau und lebt seit 2018 bei uns“, sagt Silvia Berger. Tatsächlich die weiteste Anreise hatten die limonengrün-gefiederten Ecuador-Amazonen. Seit 2018 ist das Männchen aus dem 1.300 Kilometer entfernten Zoologischen Garten Newquay/England in Bischofswerda. Aus dem 1.100 Kilometer entfernten Parc des Oiseaux in Frankreich kommt das Weibchen. Die Ecuador-Amazone wird von der Weltnaturschutzunion IUCN als „von der Ausrottung bedroht“ eingestuft. Mit den beiden Tieren beteiligt sich der Tierpark Bischofswerda aktiv am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP).

Fast 40 Steinkäuze schon in den Harz umgezogen

Seit über 20 Jahren beteiligt sich Schiebocks Tierpark an einem Wiederansiedlungsprogramm des Steinkauzes im nördlichen Harzvorland.
Seit über 20 Jahren beteiligt sich Schiebocks Tierpark an einem Wiederansiedlungsprogramm des Steinkauzes im nördlichen Harzvorland. © Agentur

Sie wollen einfach so wenig wie möglich gestört werden – das Steinkauz-Paar Pia und Edgar. Seit über 20 Jahren beteiligt sich Schiebocks Tierpark an einem Wiederansiedlungsprogramm der Mini-Eulen im nördlichen Harzvorland. Denn in Deutschland steht der Steinkauz bereits auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Arten. Die in Bischofswerda gezüchteten Jungtiere werden nach Thale gebracht und dort in der Auswilderungsstation auf das Leben in Freiheit vorbereitet. Knapp 40 Steinkäuzchen haben sich so schon auf den Weg gemacht.

Ungewöhnliches Traumpaar im Hühnerstall

Sachsenhahn Gustav und Zwergenterich Anton sind seit ein paar Monaten unzertrennliche Freunde.
Sachsenhahn Gustav und Zwergenterich Anton sind seit ein paar Monaten unzertrennliche Freunde. © Steffen Unger

Sie sind wirklich unzertrennlich: Der kleine weiße Zwergenterich Anton und der schwarze Sachsenhahn Gustav sind das neue Traumpaar im Tierpark Bischofswerda. Zwölf Zwergenten sind im September 2023 in den kleinen Zoo eingezogen – und vielleicht war es Liebe auf den ersten Blick. Auf jeden Fall sind die Zwei inzwischen unzertrennlich. „Nachts schläft Anton unter der Sitzstange von Gustav. Früh nimmt Anton erst einmal ein Bad im Hustegraben und begibt sich dann gleich zurück in den Hühnerstall, um mit Gustav das Frühstück zu genießen“, heißt es in der Grußkarte zum neuen Jahr vom Tierpark. Es ist eben bald Frühling, da liegt die Liebe in der Luft.

110 Tierpaten und 74.000 Besucher

Paten für gefiedertes Patenkind gesucht: Die Königsittiche warten noch auf einen Tierpaten.
Paten für gefiedertes Patenkind gesucht: Die Königsittiche warten noch auf einen Tierpaten. © Steffen Unger

2023 besuchten Sachsens kleinsten Zoo 74.000 Tierfreunde aus zwölf Ländern. Die weiteste Anreise hatte ein Australier. Die meisten Besucher kommen aus dem Landkreis Bautzen, gefolgt von Dresden und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Übrigens gibt es 110 Tierpaten. „Das Pärchen der Königssittiche wartet noch auf einen Paten“, sagt Silvia Berger.

Der Tierpark Bischofswerda hat bis 31. März täglich 9 bis 17 Uhr (beziehungsweise bis zum Einbruch der Dunkelheit) und ab 1. April täglich 9 bis 18 Uhr geöffnet.