SZ + Bischofswerda
Merken

Nach plötzlichem Tod: Valtenberg-Apotheke bleibt erhalten

Eine Apothekerin aus Großpostwitz übernimmt ab Oktober das Fachgeschäft in Neukirch. Sie ist im Ort keine Unbekannte.

Von Bettina Spiekert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Katrin Odia (vorn) wird künftig die Valtenberg-Apotheke in Neukirch/Lausitz leiten. Ihre Chefin Brit Allisat betreibt bereits seit 2014 die Dromberg-Apotheke in Großpostwitz.
Katrin Odia (vorn) wird künftig die Valtenberg-Apotheke in Neukirch/Lausitz leiten. Ihre Chefin Brit Allisat betreibt bereits seit 2014 die Dromberg-Apotheke in Großpostwitz. © Steffen Unger

Großpostwitz/Neukirch. Der unerwartete Tod von Dr. Petra Glathe, der Inhaberin der Valtenberg-Apotheke in Neukirch/Lausitz, ließ viele Kunden ratlos zurück. Doch das Fachgeschäft am Rittergut bleibt auch weiterhin ein Dienstleister für die Patienten: Die Valtenberg-Apotheke hat ab Oktober eine neue Inhaberin. Mit Brit Allisat übernimmt eine Apothekerin das Geschäft, die in Neukirch keine Unbekannte ist.

Dabei mag es die 44-Jährige eigentlich, stets gut vorbereitet zu sein. Zehn Monate hat die Inhaberin der Großpostwitzer Dromberg-Apotheke für den Ironman vor wenigen Tagen in Dresden trainiert - und es ins Ziel geschafft. Auch die Übernahme der Valtenberg-Apotheke in Neukirch von Petra Glathe wollte sie mit gründlicher Vorarbeit und vielen Absprachen gut und mit reichlich Vorlauf über die Bühne bringen.

Geplant war die Übergabe der Apotheke zum neuen Jahr. Doch der plötzliche Tod von Petra Glathe Ende August brachte vieles durcheinander. Um das Geschäft nahtlos weiterführen zu können, gaben Brit Allisat und ihre Mitarbeiterinnen Gas. Nachdem der Mietvertrag für die Räume mit der Gemeinde unter Dach und Fach war, mussten viele Genehmigungen eingeholt werden. „Das muss nun alles schneller gehen als gedacht“, sagt sie.

Von der Leistungssportlerin zur Apothekerin

Denn in einem so sensiblen Bereich wie einer Apotheke, in der nicht nur Schmerz-, sondern auch Betäubungsmittel ausgegeben werden, gelten besonders strenge Vorschriften. Leiten wird die Valtenberg-Apotheke künftig Katrin Odia. Den Job darf die studierte Apothekerin nur machen, wenn sie zudem einen tadellosen Leumund hat, Führungs- und Gesundheitszeugnis inklusive. Auf genau jene Papiere wartet die Inhaberin derzeit noch.

Für Brit Allisat ist dieser zweite Apotheken-Standort ein folgerichtiger Weg. Denn die gebürtige Großpostwitzerin wuchs quasi in einer Apotheke auf. „Meine Mutti Jutta Herold hat die Dromberg-Apotheke 1990 aufgebaut. Schon als Kind habe ich mit Hingabe Bonbons ausgepreist und bei allem zugeschaut“, erinnert sich die Mutter zweier Kinder. Daneben gab es jedoch auch ein anderes großes Hobby. Brit Allisat war Rennrodlerin und besuchte die damalige Kinder- und Jugendsportschule in Altenberg.

Um auch nach der Schulzeit nah bei ihrem alten Bautzener Trainer zu sein, der damals in Winterberg arbeitete, entschied sich die heute 44-Jährige für ein Studium der Pharmazie in Marburg. Danach arbeitete sie für ein paar Jahre in Dresden und kehrte 2012 in die Oberlausitz zurück. Zwei Jahre später übernahm sie die Apotheke ihrer Mutter in Großpostwitz.

Übernahme war lange geplant

Über ihre Mutter wiederum kam auch der Kontakt zu Petra Glathe in Neukirch zustande, denn die beiden Frauen hatten zusammen studiert. Glathe suchte ein Nachfolgerin fürs Geschäft. „Meine Mutti hatte dort schon früher ausgeholfen, und deswegen kam die Frage nach der Übernahme auch nicht aus heiterem Himmel für mich“, so Brit Allisat. Da die Apothekerin und ihre Kollegin Katrin Odia schon an Neukircher Schulen und Horten Nachmittage rund um Gesundheitsthemen gestaltet hatte, kannte sie auch die Umgebung.

Für die Kunden der Valtenberg-Apotheke soll sich mit der Übernahme durch die Großpostwitzerin erst einmal nichts ändern. Einzig das Qualitätsmanagementsystem will die neue Chefin auch in der neuen Filiale einführen. Brit Allisat übernimmt alle Kollegen, an die sich vor allem die Stammkunden gewöhnt haben. „Gerade denen sind eine ausführliche Beratung und ein Gespräch auch abseits von Medikamenten sehr wichtig“, wissen die beiden Apothekerinnen aus ihrem Berufsalltag.

Etwas Neues bringt Brit Allisat dennoch mit. Sie gehört einer Erfahrungsaustauschgruppe von Apothekern aus Ostdeutschland an. Die trifft sich zweimal im Jahr und diskutiert die Anwendung von Neuerungen und Vorgaben. Gerade in Zeiten von Lieferengpässen zahle sich die Kompetenz und das Wissen von vielen aus. „So komme ich auch an Medikamente, die hier in der Region nicht lieferbar sind“, erklärt sie den Vorteil.

Fachkräfte fehlen auch in der Apotheke

Mit der Übernahme der Valtenberg-Apotheke geht der neuen Inhaberin durch die Abordnung von Katrin Odia als Filialleiterin nach Neukirch eine Fachkraft im eigenen Geschäft in Großpostwitz verloren. „Auch Apotheken haben mit einem enormen Fachkräftemangel zu kämpfen“, sagt Allisat. Allein 172 freie Stellen für Apotheker sind derzeit in der Stellenbörse der Landesapothekerkammer Sachsen gelistet. Knapp 200 Angebote gibt es für pharmazeutisch-technische Assistenten, im gesamten Apothekenbereich sind damit mehr als 430 Stellen unbesetzt.

Der immer noch aufstrebende Onlinehandel mit Medikamenten bereitet der Apothekerin indes weniger Sorge. „Wir wissen, was wir mit unserer Beratung vor Ort besser machen, können auch mal Alternativen anbieten und Rücksprache mit dem Arzt halten. Da muss man allerdings auf der Höhe der Zeit sein. Aber auch bei der Schnelligkeit punkten wir. Da kann keine Online-Apotheke mithalten, zumal wir auch Medikamente liefern“, ist sie überzeugt.