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Wie weiter mit Schiebocks gefährlichster Kreuzung?

In der Stadt Bischofswerda gibt es in Sachen Verkehr und Mobilität einige Schwachstellen - und jetzt einen Plan, wie sie beseitigt werden sollen.

Von Miriam Schönbach
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11.000 Fahrzeuge passieren täglich die Kreuzung Kamenzer Straße/Muntschick-Straße/Am Lutherpark in Bischofswerda. Im Verkehrsentwicklungsplan 2030 gibt es Ideen, wie dieser Bereich für alle Verkehrsteilnehmer sicherer werden soll.
11.000 Fahrzeuge passieren täglich die Kreuzung Kamenzer Straße/Muntschick-Straße/Am Lutherpark in Bischofswerda. Im Verkehrsentwicklungsplan 2030 gibt es Ideen, wie dieser Bereich für alle Verkehrsteilnehmer sicherer werden soll. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Es ist eines der wirklich letzten Abenteuer in Bischofswerda – zwischen Am Lutherpark, Hellmuth-Muntschick-Straße und Kamenzer Straße einmal die Straße überqueren. 11.000 Kfz rollen dort täglich innerhalb von 24 Stunden durch. „Dort treffen Auto- und Fahrradverkehr auf Fußgänger. Das ist die am stärksten belastete Verkehrsstrecke in der Innenstadt“, sagt Bauamtsmitarbeiter Sebastian Pietsch.

Sebastian Pietsch, Teamleiter Stadt- und Verkehrsplanung der Stadt Bischofswerda, beschäftigt sich bereits seit 2017 mit dem Verkehrsentwicklungsplan 2030.
Sebastian Pietsch, Teamleiter Stadt- und Verkehrsplanung der Stadt Bischofswerda, beschäftigt sich bereits seit 2017 mit dem Verkehrsentwicklungsplan 2030. © SZ/Uwe Soeder

Zu diesem Ergebnis sei der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) 2030 für die Stadt und die umliegenden Ortsteile gekommen. Neben der Stadtverwaltung haben an der Ausarbeitung Stadträte, Interessengruppen wie „Bischofswerda inklusiv“, Polizei, Baulastträger und Behörden mitgewirkt. Die knapp 180 Seiten Papier fassen eine Vision für die Mobilität der Zukunft zusammen – und zeigen auch derzeitige Schwachstellen.

Warum wurde der Verkehrsentwicklungsplan 2030 erstellt?

Bereits vor sechs Jahren hat der Stadtrat beschlossen, einen VEP für den Zeithorizont bis 2030 aufzustellen. Denn es gibt gerade beim Thema Verkehr große Baustellen. „Zum Beispiel hat die Eröffnung der Umgehungsstraße 2011 zahlreiche Veränderungen für das Verkehrsnetz gebracht“, sagt Sebastian Pietsch, Teamleiter der Stadt- und Verkehrsplanung im Schiebocker Rathaus. Eine wichtige Herausforderung für die Entwicklung des Verkehrssystems liegt auch in der Demografie. Laut aktueller Prognosen werden im Jahr 2035 knapp 40 Prozent der Einwohner in Bischofswerda älter als 65 Jahre sein.

Wo besteht aktuell der größte Nachholbedarf?

Wie eine Befragung im Rahmen der VEP-Aufstellung, an der sich 328 Personen beteiligten, ergab, fühlen sich 49 Prozent der Teilnehmer auf dem Fahrrad nicht sicher in Bischofswerda. In der Analyse schreiben die Verkehrsplaner vom beauftragten Büro SVU Dresden nüchtern: „Aktuell existiert kein zusammenhängendes und engmaschiges Radverkehrsnetz. Durchgehend sichere Radverkehrsverbindungen zwischen allen wichtigen Quellen und Zielen existieren nicht. Das bestehende Radverkehrssystem ist lückenhaft.“ Barrierefreiheit ist ein weiterer Schwerpunkt. Sie existiere bisher lediglich punktuell oder abschnittsweise. Nachbesserungen brauche es nicht nur für mobilitätseingeschränkte Personen, sondern auch für ältere Menschen und Kinder.

Welche Maßnahmen schlägt der Plan nun vor?

Der Katalog ist lang und gliedert sich in fließenden, ruhenden, Fuß- und Rad-Verkehr sowie ÖPNV. Für den fließenden Verkehr gibt es zum Beispiel Ideen für 30er-Zonen in Wohngebieten, punktuelle Tempo-30-Zonen an den Hauptstraßen, wie dem Lutherpark, und den Vorschlag, die Ortseingänge mit Kreisverkehren neuzugestalten. Als Beispiel nennt Sebastian Pietsch den Kreisverkehr vor Rammenau , der zu einer Verkehrsberuhigung im Ort geführt habe. Für Bischofswerdas letztes Abenteuer schlägt der VEP unter anderem vor, die Verkehrsinseln zur Querung der Straße zu verlegen.

Wie soll es mit dem Radverkehr weitergehen?

Die Vision 2030 heißt: Es soll zwei neue Hauptrouten geben – eine Ost-West-Verbindung über den Altmarkt und eine Nord-Süd-Verbindung. Mit Nebenrouten sollen die Ortsteile angeschlossen und mit dem Ergänzungsnetz dann noch die letzten Kilometer bis an die eigene Haustür erschlossen werden. Bisher ergeben sich unnötige Umwege, da verschiedene kurze Wegeverbindungen für den Radverkehr gesperrt sind. Eine kleinteilige Vernetzung im Radverkehrssystem könne unter anderem durch die Freigabe der Haselmausbrücke und den Ausbau der Wesenitz-Brücken erreicht werden.

Was ist mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder?

Da auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlen, schlägt das Konzept vor, durch Informationen und Workshops Einzelhandel, Betriebe und Vermieter für das Thema Fahrradparken zu sensibilisieren. Nach dem Vorbild der Stadt Leipzig könnte ein Förderprogramm „Bischofswerdaer Bügel“ entstehen. Bei diesem Projekt tragen die Kosten in Höhe von 330 Euro für den Bau einer Abstellanlage an Geschäften oder Wohnhäusern deren Eigentümer oder Mieter, allerdings unter der Voraussetzung, dass sich die Aufstellfläche im Eigentum der Stadt Leipzig befindet.

Am Bischofswerdaer Bahnhof sollten überdachte Radabstellmöglichkeiten erweitert und bereits bestehende Abstimmungen zu abschließbaren Radabstellmöglichkeiten auf dem Bahnhofsvorplatz vorangetrieben werden.

Wie geht es mit dem Verkehrsleitplan nun weiter?

Zwischen dem 19. Dezember 2022 und dem 3. Februar 2023 wird der VEP sowohl online als auch als gedrucktes Exemplar im Bürgerservice ausgelegt. Dann können die Bischofswerdaer dazu Hinweise abgeben. „Wenn der Stadtrat den Verkehrsentwicklungsplan 2030 dann beschließt, ist er künftig Grundlage für alle weiteren Verkehrsplanungen in der Stadt“, sagt Sebastian Pietsch.

Der Verkehrsentwicklungsplan ist ab 19. Dezember unter www.bischofswerda.de zu finden.