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Wie Musik schwer kranken Kindern hilft

In diesen schweren Zeiten will der Chor der Schule in Neusalz anderen eine Freude machen - mit einer Weihnachts-CD. Dafür brauchen die Sänger aber Hilfe.

Von Romy Altmann-Kuehr
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"Kugeln am Haken" soll die Weihnachts-CD heißen, die der Chor "Kommando Ohrwurm" produzieren möchte.
"Kugeln am Haken" soll die Weihnachts-CD heißen, die der Chor "Kommando Ohrwurm" produzieren möchte. © privat

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen - das gilt dieses Jahr in vielen Bereichen. Und es ist momentan auch so etwas wie das Motto von Andrea Loschke und ihren Schützlingen. Frau Loschke ist Lehrerin an der Pestalozzi-Oberschule in Neusalza-Spremberg und seit bald 20 Jahren die Leiterin des bekannten Schulchors "Kommando Ohrwurm". "Man kann jammern und meckern. Oder man kann aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas sinnvolles bauen", sagt Frau Loschke über die aktuelle Situation. Wegen der Pandemie und der Hygieneregeln hat der Chor in den letzten Wochen nur noch im Freien geprobt. "Wenn ich die Proben über Monate ausfallen lasse, dann gibt es nachher keinen Chor mehr", sagt Andrea Loschke.

Normalerweise spendet "Kommando Ohrwurm" das Geld, das der Chor als Zuwendungen bei Auftritten übers Jahr erhält, weiter. "Der Chor wird über das GTA-Angebot der Schule finanziert", sagt Frau Loschke. "Wir sind bestens ausgestattet, da sind keine Wünsche offen." Deshalb wollen die jungen Sänger lieber andere unterstützen. Das Geld geht jeweils zu gleichen Teilen an den Verein Sonnenstrahl e.V. in Dresden, der sich um krebskranke Kinder und deren Familien kümmert, an die Kinderonkologie der Dresdner Uniklinik und an das Kinderhospiz in Tambach-Dietharz in Thüringen. "Vom Hospiz haben wir dieses Jahr den Titel 'Schule mit Herz verliehen bekommen'", erzählt Frau Loschke.

Den Verein Sonnenstrahl unterstützt "Kommando Ohrwurm" mit Leiterin Andrea Loschke (vorn rechts) schon länger. Hier bei einer Spendenübergabe im Sommer 2018.
Den Verein Sonnenstrahl unterstützt "Kommando Ohrwurm" mit Leiterin Andrea Loschke (vorn rechts) schon länger. Hier bei einer Spendenübergabe im Sommer 2018. © privat

In diesem Jahr aber ist die Auftrittskasse des Chores leer geblieben. "Wir hatten im Februar den letzten Auftritt. Seitdem ist alles abgesagt", so Frau Loschke. Auch die große Weihnachtsshow mit 1.000 Gästen findet 2020 nicht statt. Das bedeutet, dass der Chor nichts spenden kann. "Das ist uns aber eine Herzensangelegenheit", sagt Frau Loschke. Deshalb will "Kommando Ohrwurm" seine Musik nun auf andere Weise zu den Menschen bringen und damit Zuwendungen erzielen, die er an die Kinder-Krebseinrichtungen und das Hospiz weitergeben kann: mit einer eigenen CD. Die Lieder sind schon aufgenommen. Nun muss die CD noch gepresst werden. Um die nötige Summe dafür zusammen zu bekommen, ist "Kommando Ohrwurm" auf Hilfe angewiesen. Geld sammelt der Chor nun über die Crowdfunding-Plattform der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien "99 Funken".

Das Minimalziel, die sogenannte Fundingschwelle", von 2.700 Euro ist erreicht. Diese Summe wird benötigt, um 1.000 CDs zu brennen, Genehmigungen sowie Studio- und Druckkosten und auch Gema-Gebühren zu bezahlen. Das Spendenziel hat der Chor aber mit 5.000 Euro angesetzt. Kommt mehr Geld zusammen, können eventuell mehr Tonträger hergestellt oder das Projekt nächstes Jahr fortgesetzt werden. Noch bis Mitte Dezember kann gespendet werden. Und jeden Euro mehr bekommt der Sonnenstrahl e.V.

Die CDs werden dann zum einen die Kinder beim Sonnenstrahl e.V., in der Uniklinik und im Kinderhospiz bekommen. Zum anderen kann jeder sie gegen eine Spende erhalten. Der Erlös, der auf diese Weise zusammenkommt, geht dann wieder zu jeweils drei Teilen an die drei Einrichtungen. Spender können bei der Abgabe ihrer Spende auf der Internetplattform auch gleich eine CD als Prämie "bestellen" und erhalten diese dann, sobald sie fertiggestellt ist.

Aber nicht nur kranke Kinder, auch die Senioren liegen Frau Loschke und ihren Chor-Kindern am Herzen. Jedes Jahr in der Weihnachtszeit haben die Sänger auch älteren Menschen in den Pflegeheimen mit ihrer Musik eine Freude gemacht. Diese Auftritte können nun ebenfalls nicht stattfinden. "Aber gerade für die Senioren wäre so eine Abwechslung jetzt so wichtig", sagt Frau Loschke. Und auch dafür gibt es eine Lösung: An den Heimen in Neusalza-Spremberg und Oppach werden die Kinder von "Kommando Ohrwurm" draußen singen. "Die alten Leute ziehen sich was über und können am geöffneten Fenster zuhören." Das hat Frau Loschke mit den Heimleitern schon besprochen. "Das machen wir auf jeden Fall - egal wie das Wetter ist."

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