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Ein Loblied auf die Maske?

Früher wurden Asiaten mit Gesichtsmaske oft belächelt. Heute ist das anders. Warum es ohne trotzdem schöner ist. Unsere Lockdown-Kolumne.

Von Christoph Springer
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Vielleicht werden Mund-Nase-Masken hierzulande noch zu einem echten Verkaufsschlager.
Vielleicht werden Mund-Nase-Masken hierzulande noch zu einem echten Verkaufsschlager. © Archiv/Oliver Auster/dpa

Dresden. Am Anfang konnte ich mir das Masketragen gar nicht vorstellen. Bei Touristen oder Fernsehberichten aus Fernost fand ich das befremdlich, mindestens aber komisch. Dort sind Mund-Nasen-Masken schon immer aktuell. Ich habe gehört, das habe auch etwas mit Höflichkeit zu tun. Mindestens dann, wenn man sich selbst krank fühlt und befürchtet, andere Menschen anstecken zu können.

Was war ich damals froh, dass Wissenschaftler hierzulande - anders als heute - die Ansicht verbreiteten, Alltagsmasken würden praktisch gar nicht helfen. Und wir sind uns einig darüber, dass der Anblick eines ganzen Gesichts viel besser ist, als von zwei Augen angestarrt zu werden, die über einer Maske schweben.

Dann kam die Zeit, in der Masken plötzlich auch hier zum Thema wurden. Monate ist das her. Plötzlich brauchte man sie in Verkehrsmitteln, öffentlichen Gebäuden und Geschäften. Ich hatte keine und musste erst mal suchen, um meine erste Maske zu bekommen.

Fündig wurde ich schließlich bei einer Maßschneiderin, die mangels anderem Geschäft angefangen hatte, Mund-Nasen-Masken im Akkord zu nähen. Sie verwendet verschiedenfarbige Stoffe. Inzwischen habe ich mehrere davon, selbst mein Arbeitgeber hat mir eine geschenkt. Sie ist bunt, so bunt wie unser Firmenlogo. Das ist ein wenig zu viel für mich. Zwar mag ich keine Null-Acht-Fünfzehn-Masken, schon gar keine Wegwerfprodukte, aber zu meinen Favoriten gehört die bunte Maske trotzdem nicht.

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Ich habe drei Stoffmasken, die gewaschen werden können. 60 Grad sind dabei das Minimum, habe ich gelernt. Inzwischen habe ich immer eine dabei. Um meiner Vergesslichkeit vorzubeugen, steckt je eine in meinem Mantel und in meiner dicken Jacke, im Auto liegt - für den Notfall - eine einfache Vliesmaske.

Meine Abneigung gegen den Mund-Nasen-Schutz hat sich längst gelegt. Im Gegenteil: Ich ertappe mich immer häufiger dabei, dass ich vergesse, ihn wieder abzunehmen. Ich bin schon vom Lebensmittelgeschäft bis nach Hause mit Maske gelaufen. Ich habe sie auch schon beim Autofahren getragen.

Die Maske finde ich nicht mehr grundsätzlich lästig (allerdings bin ich auch kein Brillenträger). Schon gar nicht empfinde ich sie als Einschränkung meiner persönlichen Freiheit. Ich kann mir sogar vorstellen, auch dann eine zu tragen, wenn ich mich grippig fühle und sie längst nicht mehr vorgeschrieben ist.

Kurz: Was ich ursprünglich befremdlich, wenigstens aber komisch fand, stört mich jetzt fast gar nicht mehr. Eines bleibt aber: Ich bevorzuge es, in ganze Gesichter zu sehen und mich nicht darauf verlassen zu müssen, dass die Augen meines maskierten Gegenübers deutlich genug sprechen, damit auch ich diese Sprache verstehe.

An dieser Stelle schreiben Redakteure der Dresdner Stadtredaktion aus ganz persönlicher Sicht über Gedanken, Beobachtungen und Erfahrungen aus dem Alltag im Lockdown.

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