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Die Pandemie wird Privatsache

Das baldige Ende vieler Corona-Auflagen in Sachsen ist leider nicht das Ende der Pandemie, kommentiert SZ-Redakteur Gunnar Saft.

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SZ-Redakteur Gunnar Saft kommentiert die neuen Corona-Basisregeln, die ab 3. April in Sachsen gelten.
SZ-Redakteur Gunnar Saft kommentiert die neuen Corona-Basisregeln, die ab 3. April in Sachsen gelten. © dpa/Robert Michael, SZ

Die meisten Sachsen hatten sich den Tag X sicherlich anders vorgestellt. Wenn mehr als zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie am 3. April fast alle Schutzmaßnahmen aufgehoben werden, dürfte das landesweit für recht unterschiedliche Reaktionen sorgen. Etliche dürften lauthals jubeln, andere sich eher verhalten über die Lockerungen freuen und es wird Menschen geben, die nachdenklich und sogar besorgt abwarten, was danach auf sie zukommt.

Der Grund für die absehbare Uneinheitlichkeit ist ein simpler: Das Ende vieler Corona-Auflagen ist eben leider nicht das Ende der Pandemie selbst. Vielmehr hat ein Mix aus deutscher Bürokratie und parteipolitischen Grabenkämpfen für ein unausgegorenes neues Bundesinfektionsschutzgesetz gesorgt, das ab diesem Datum den Wegfall vieler Vorschriften zwingend vorsieht. Es sei denn, es kommt irgendwann doch noch einmal zur ganz großen Katastrophe.

Die Politik macht damit plötzlich etwas, was sie bei anderen Entscheidungen sonst nur ungern tut: Sie überträgt die Verantwortung nun einfach an jeden Bürger selbst. Jeder muss jetzt für sich entscheiden, wie er mit den neuen Freiheiten und dem weiter grassierenden Virus umgeht. Die Pandemie wird praktisch zur Privatangelegenheit erklärt, während von deren Auswirkungen aber natürlich weiterhin alle betroffen bleiben.

Eine souveräne Lösung ist das nicht, nachdem man zuvor zwei Jahre lang ununterbrochen darauf bestanden hat, jedes noch so winzige Detail bei der Corona-Bekämpfung vorzugeben und damit jeden Tag direkt und oft genug auch schmerzhaft in den Lebensalltag der Menschen eingegriffen hat. Das Gefühl, dass dieser Staat Krise erst noch richtig lernen muss, verschwindet somit jedenfalls nicht.

Für uns Bürger bleibt dann neben dem Risiko vor allem die Hoffnung. Darauf, dass die Kraft des Virus weiter nachlässt, dass es künftig einen dauerhaften und wirksamen medizinischen Schutz gibt und dass man selbst irgendwie vom Schlimmsten verschont bleibt. Ob wir nun wirklich aufatmen oder doch nur etwas durchatmen können, entscheidet sich ohnehin erst im Herbst. Mal wieder.