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Corona: Zu Weihnachten in die Kirche?

Sind Weihnachtsgottesdienste in der Pandemie ein zu großes Risiko - oder gerade jetzt dringend nötig? Politik und Kirche streiten.

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Je näher der Termin rückt, desto mehr Weihnachtsgottesdienste werden gestrichen. Einzelne Politiker fordern eine generelle Absage. Doch das lehnen die Kirchen ab - auch als Lehre aus dem Lockdown im Frühjahr.
Je näher der Termin rückt, desto mehr Weihnachtsgottesdienste werden gestrichen. Einzelne Politiker fordern eine generelle Absage. Doch das lehnen die Kirchen ab - auch als Lehre aus dem Lockdown im Frühjahr. © Jörg Carstensen/dpa

Berlin. Kurz vor Weihnachten hat die Debatte um die Zulässigkeit von Präsenzgottesdiensten in der Corona-Pandemie noch einmal Fahrt aufgenommen. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sagte, er traue den Menschen zu, selbst eine verantwortungsbewusste Entscheidung zu treffen. "Ist das in diesem Jahr angebracht oder ist es nicht angebracht? Ich traue den Menschen dort eine klare Entscheidung zu", sagte Ziemiak am Mittwoch im Interview bei ntv.

Dagegen sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karin Maag, sie würde ein Gottesdienstverbot unterstützen. "Ich würde es in diesem Fall tatsächlich verbieten, weil wir in einer ganz schwierigen Lage sind", sagte Maag im Radioprogramm SWR Aktuell. Sie gehe allerdings nicht davon aus, dass ein solches Verbot kommen werde.

Ärzte gegen Präsenzgottesdienste

Auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst fordert, an Weihnachten keine Präsenzgottesdienste zuzulassen. "Weil wir wissen, wie leicht sich das Virus gerade bei Gottesdiensten übertragen kann, dürfen wir zu Weihnachten angesichts der hohen Infektionszahlen kein zusätzliches Risiko eingehen", sagte die Verbandsvorsitzende Ute Teichert den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch).

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hält dagegen wenig von Verboten. "Die katholischen Gläubigen haben sich nie gegen vernünftige Lösungen gewandt, aber das heißt auch, dass man Gottesdienste nicht pauschal verbieten sollte", sagte Sternberg der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstagausgabe). Präsenzgottesdienste könnten aus seiner Sicht nicht einfach durch Online-Gottesdienste ersetzt werden. "Denn Gottesdienste sind Gemeinschaftsfeiern", sagte der ZdK-Präsident. Die katholische Kirche gehe "sehr verantwortungsvoll mit dem Thema Hygiene und Infektionsschutz um", der Wunsch der Menschen, an Weihnachten einen Gottesdienst zu besuchen, sei "sehr, sehr groß".

Weniger Virusgefahr als ein Einkauf?

Auch der katholische Bischof von Aachen, Helmut Dieser, verteidigte die Präsenzgottesdienste. Gerade in Zeiten des Lockdowns seien sie vielen Christen "eine Quelle der Orientierung, des Trostes und seelischen Wohlergehens", sagte der Bischof am Mittwoch im Hörfunk-Programm von WDR 5. "Ich vermute, dass ein Besuch des Gottesdienstes weniger Virusgefahr birgt als zum Beispiel ein Einkauf im Supermarkt."

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach sich gegen eine generelle Absage aus. "Nein, keine generelle Absageempfehlung", sagte Bedford-Strohm am Mittwoch in der Radiosendung "Bayern 2-radioWelt" des Bayerischen Rundfunks. "Das muss jetzt vor Ort entschieden werden."

Bund und Länder hatten in ihrem Lockdown-Beschluss am 13. Dezember vereinbart, dass Gottesdienste unter strengen Hygienevorgaben zulässig sind. (dpa)