Auf der Facebook-Seite von sächsische.de haben wir am Dienstag gefragt: Grundschulen und Kitas seit Montag geöffnet - ist das die richtige oder falsche Entscheidung? Unsere Leser haben dazu durchaus verschiedene Meinungen gehabt. Die interessantesten Positionen fassen wir hier zusammen.
Einige Leser haben von ihren eigenen Kindern berichtet, die sich darüber freuten, wieder in Grundschule und Kita zu dürfen. Sabrina Dressel betont zum Beispiel, dass gerade für die kleineren Kinder der Lockdown eine äußerst ungewohnte Situation gewesen sei, sie hätten "die Welt vorn und hinten nicht mehr verstanden." Die Erwachsenen könnten die Einschränkungen schon irgendwie ertragen, deshalb findet sie es schön, dass als erstes an die Kinder gedacht wird.
Das sieht auch Franziska Martin so. Ihr Sohn sei in den letzten Wochen immer verhaltensauffälliger geworden, auch ihrer Tochter fehlten die Freunde in der Kita. "Der geregelte Ablauf in der Kita ist so wichtig, das kann man zuhause gar nicht so handhaben."
Zu wenig Personal für getrennte Gruppen
Einige Leser sehen das jedoch auch völlig anders. Zum Beispiel Isabel, die selber in der Kindertagespflege arbeitet. Im Hort würden schnell mal zwei Klassen als "feste Gruppe" zusammengelegt, weil nicht genügend Erzieher verfügbar sind, schreibt sie. Die Gruppentrennung funktioniere also nur auf dem Papier. Außerdem hat sie Angst, dass die Schul- und Kitaöffnungen als Probelauf dienten, um zu überprüfen, ob sich dadurch nicht doch zu viele ansteckten.
Und auch die Freistellung vom Unterricht findet sie realitätsfern. Arbeitnehmern würde selten zugestanden, zur Kinderbetreuung zu Hause zu bleiben, wenn die Kitas doch eigentlich geöffnet sind - und wenn überhaupt, dann wohl nur als unbezahlter Urlaub. Kinderkrankentage können nur geltend gemacht werden, wenn keine Möglichkeit der Kinderbetreuung vorhanden ist. "Ich freue mich absolut auf den Tag, wenn endlich alles wieder normal läuft, lebe jedoch trotzdem lieber nach dem Prinzip 'Vorsicht ist besser als Nachsicht'".
"Eine Verantwortung, die Kinder gar nicht erfüllen können"
Kontakt zu anderen Kindern sei in Präsenzform einfach nicht zu vermeiden, ergänzt Anniek Hebes. "Geschwisterkinder gehen in andere Klassen, körpernahe Begegnungen auf den Gängen, Nutzen der Toilettenanlagen ... So viel desinfizieren, wie da nötig wäre, ist in der Praxis gar nicht möglich." Mit den Gesichtsmasken könnten Kinder oft noch gar nicht richtig umgehen: "Die Teile fallen runter, liegen auf dem Boden, da tritt jemand drauf und dann setzt sie das Kind wieder auf. Die Kinder haben dadurch ihre Hände viel häufiger im Gesicht. Da wird Kindern eine Verantwortung übertragen, die sie gar nicht erfüllen können."
Kerstin Domschke Garcia wendet ein, dass Online-Unterricht bei Grundschulkindern häufig gar nicht funktioniere. Das sieht auch Manja Peschel so, Schule in Präsenzform sei für Kinder wichtig. Dennoch gehe die Gesundheit vor. Bei 28 Schülern in einem Raum seien Abstände nicht mehr einzuhalten. "Wenn keine Tests oder Wechselunterricht möglich ist, dann ist das höchst bedenklich." Die Schulen hätten auch zwei Wochen später geöffnet werden können.
Die Schulen hätten auch schon viel früher wieder öffnen können, findet dagegen Thomas Kramer, dazu auch gleich die Oberschulen. Der Staat könne nicht das Recht auf Bildung und soziale Kontakte in den Kitas verweigern, die Auswirkungen sehe man beispielsweise bei den Protesten in den Niederlanden, meint er.
Auch Susi Stenzel fragt sich, wann eigentlich ihr eigenes Kind, das in die fünfte Klasse geht, wieder in die Schule darf. "Seine Freunde fehlen ihm, und auch das Lernen mit den Schülern." Dazu kommt, dass beide Elternteile in Vollzeit arbeiten und daher nur wenig Zeit für ihr Kind finden. "Er tut mir so leid", schreibt Stenzel.
Quarantäne bedeutet Aus für den eigenen Laden
Tim Korngiebel will dagegen verhindern, dass sein ganzer Hausstand für 14 Tage in Quarantäne muss, wenn sich sein Kind infiziert. Seine Familie betreibt ein Einzelhandelsgeschäft, auch der wenige derzeit erlaubte Betrieb würde durch eine Quarantäne vollends zum Erliegen kommen. Da behält er sein Kind lieber zu Hause.
Das sieht auch Sabrina Salomo so. Bei ihr ist es ihr jüngerer Sohn, der Angst vor einer erneuten Quarantäne hat. Regeln wie regelmäßiges Hände waschen, Maske tragen und Abstand halten sind ihm noch nicht beizubringen. Aber auch ihren älteren Sohn kann sie nicht in die Schule stecken. Er ist Asthmatiker und bekomme mit Maske schnell einen Anfall.
Ihr Vorschlag: Der Unterricht sollte komprimierter ablaufen. Zwei Stunden Mathe und anschließend zwei weitere Stunden Deutsch beim selben Lehrer wären sinnvoller als ein ständiger Lehrerwechsel, der die Coronaviren dann von Gruppe zu Gruppe mit sich tragen könnte. Momentan seien außerdem Deutsch und Mathe einfach wichtiger als Nebenfächer wie Musik und Werken.
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