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"Corona-Zahlen in Dresden werden steigen"

14 neue Fälle meldet das Gesundheitsamt am Dienstag. Sozialbürgermeisterin Kaufmann erklärt die Lage - und macht Mut.

Von Julia Vollmer & Daniel Krüger & Andreas Weller
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14 neue Corona-Fälle meldete das Gesundheitsamt am Dienstag. Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) erklärt die Lage und macht Mut.
14 neue Corona-Fälle meldete das Gesundheitsamt am Dienstag. Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) erklärt die Lage und macht Mut. © Symbolfoto: Lino Mirgeler/dpa

Dresden. Es werden immer mehr Dresdner positiv auf Corona getestet. „Wir sind mittendrin im pandemischen Geschehen“, sagt Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke). Gemeinsam mit Kerstin Haase vom Gesundheitsamt erklärt sie, wo momentan die Probleme liegen.

Kaufmann spricht im bundesweiten Vergleich von einem „stillen Verlauf“ in Dresden. Denn es gibt bisher keine Hotspots, weder durch größere Veranstaltungen noch an Schulen und Kitas. „Die Corona-Zahlen in Dresden werden aber weiter steigen“, so Kaufmann.

Und die Zahlen geben ihr recht: Am Dienstag meldete das Gesundheitsamt 14 neue Infektionen. Die Kurve der positiven Tests in der Stadt steigt damit weiter an, auch wenn am Montag nur ein neuer Fall gemeldet worden war. Bereits am Samstag hatte die Stadt 22 Fälle registriert, am Sonntag 13.

Corona-Tote hatten Vorerkrankungen

In der vergangenen Woche gab es zwei weitere Dresdner, die mit oder an Corona gestorben sind. Damit stieg die Zahl der Toten auf zwölf. Auf Nachfrage sagt Haase, beide seien aus der Hochrisikogruppe. "Es handelte sich um ältere Bürger mit Vorerkrankungen."

Laut Robert-Koch-Institut waren es zwei Männer im Alter von über 80 Jahren, die Ende September verstarben. Bei anderen mindestens acht Verstorbenen ist außerdem bekannt, dass sie an Vorerkrankungen litten, unter anderem an Herzschäden, Diabetes oder entzündlichen Erkrankungen. Alle Verstorbenen sind über 60 Jahre alt und größtenteils Männer.

Ermittler werden knapp

Im Gesundheitsamt arbeiten zu normalen Zeiten acht Ermittler, die bei Fällen von meldepflichtigen Krankheiten wie Borreliose, Fleckfieber oder Gelbfieber Kontaktpersonen suchen.

Im März waren es rund 50 Ermittler, die zusätzlichen aus anderen Ämtern kamen – derzeit sind es 15. „Das ist für das Team mit den acht Mitarbeitern nicht zu schaffen“, erklärt Haase. Sie müssten auch alle anderen meldepflichtigen Krankheiten nebenbei weiterhin bearbeiten. Derzeit steigen die Zahlen stetig. „Ich habe bereits Mehrbedarf angemeldet, es werden bald weitere Ermittler dazukommen“, ist sich Haase sicher.

Probleme mit Verweigerern

Wird ein Dresdner positiv auf Corona getestet, wird gefragt, wo er sich innerhalb der vergangenen zwei Tage angesteckt haben könnte und zu welchen Personen er Kontakt in dieser Zeit hatte. „Wir haben durchaus häufiger Probleme, weil falsche Angaben gemacht werden oder Kontaktdaten weggelassen werden“, sagt Haase.

So erreichen die Ermittler die Kontaktpersonen nicht, weil es keine E-Mail oder Telefonnummer gibt oder sie falsch sind. „Manche Kontaktpersonen legen auch einfach auf und sind dann nicht mehr zu erreichen.“ Dadurch sei es dann nahezu unmöglich, die Infektionskette nachzuvollziehen.

Und manchmal gebe es auch mehrere Kontaktpersonen, die etwa den Abend miteinander in einer Gaststätte verbracht haben, die unterschiedliche Angaben machen. „Es ist wichtig, wie nah man an der infizierten Person gesessen hat“, so Haase. Immer noch seien zudem selbst einige Ärzte und Labore nicht bereit, die Kontaktinformationen von positiv Getesteten weiterzugeben: „Dazu sind sie aber verpflichtet.“

Uneinsichtige Eltern

Wenn ganze Schulklassen in Quarantäne kommen, weil ein Mitschüler oder Lehrer positiv getestet wurde, gibt es ebenfalls regelmäßig Ärger. „Einige Eltern sind sehr ungehalten, weil ihr Kind zwei Wochen in Quarantäne bleibt, selbst wenn nach zwei Tagen der Abstrich negativ ist“, so Haase. Die Eltern argumentieren dann damit, dass Reiserückkehrer aus Risikogebieten bei einem negativen Abstrich-Test nicht in Quarantäne müssten.

„Das ist richtig“, erläutert Haase. „Aber das liegt daran, dass Reiserückkehrer auch nicht zwangsläufig Kontakt zu einer infizierten Person im Risikogebiet gehabt haben müssen. Dann besteht kein Risiko. In einem Klassenzimmer ist das anders, und das Virus kann auch nach zehn oder mehr Tagen noch ausbrechen.“

So viel wie möglich genehmigen

Mittlerweile habe das Gesundheitsamt rund 350 Hygienekonzepte für Veranstaltungen genehmigt. "Wir wollen so viel ermöglichen, wie es geht", betont Bürgermeisterin Kaufmann. "Das Virus ist aber noch da und jetzt beginnt die Zeit, in der wir uns weniger draußen aufhalten und enger zusammenrücken." Das befeuere die Ausbreitung.

Derzeit gebe es aber bei den Corona-Fällen eine höhere Anzahl an Kontaktpersonen, sodass die Ermittler zu zehn bis 20 Personen pro Fall Kontakt herstellen müssen.

Schulen und Kitas keine Hotspots

Zwar gebe es immer wieder Corona-Fälle an Schulen und Kitas, aber noch sei in keinem Fall eine Masseninfektion aufgetreten.

"Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir uns alle an die gelernten Regeln mit Maske, Hygiene und Abstand halten", so Kaufmann. "Und auch das Niesen in die Armbeuge gehört dazu. Jeder Dresdner kann dazu beitragen, dass wir gut durch die Zeit kommen."

Am Gymnasium Dresden-Plauen wurde am 5. Oktober ein Corona-Fall bekannt. Inzwischen sind alle Kontaktpersonen ermittelt. Insgesamt müssen sich zwölf Personen bis Mittwoch in Quarantäne begeben.

In der Klassenstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums der HOGA-Schule in Striesen gibt es seit Dienstag einen positiven Corona-Nachweis. Das Gesundheitsamt ermittelt die Kontaktpersonen. Diese werden, je nach letztmaligem Kontakt mit dem Indexfall, bis längstens 13. Oktober in häusliche Quarantäne versetzt.

In der 56. Oberschule „Am Trachenberg“ in Trachau gab es am 2. Oktober einen positiven Corona-Nachweis. Die Klasse 9b bleibt bis zum 15. Oktober in häuslicher Quarantäne. Betroffen sind 27 Schülerinnen und Schüler sowie sechs Lehrkräfte. Am vergangenen Freitag wurde ein weiterer Schüler in Dresden positiv auf das Coronavirus getestet.

Betroffen ist die Grundschule in Weixdorf. Dort werden nun insgesamt fünf Schulklassen in Quarantäne geschickt. Das Dresdner Gesundheitsamt ist derzeit noch damit beschäftigt, die Kontaktpersonen zu ermitteln.

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