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Corona-Krise: Vereine werden erneut Mitglieder verlieren

Der Kreissportbund Meißen sucht nach Wegen, wie man durch die erneute Corona-bedingte Ausbremsung kommen kann. Ein Interview mit dem Geschäftsführer.

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Ein Bild als Symbol: Sportvereine im Landkreis stehen vor schweren Zeiten.
Ein Bild als Symbol: Sportvereine im Landkreis stehen vor schweren Zeiten. © Archiv: Eric Weser

Meißen. Wieder sind die Sportler im Landkreis durch Corona ausgebremst worden. Dabei war die Hoffnung im Sommer groß, endlich wieder eine normale Saison absolvieren zu können. Dietmar Görsch ist Geschäftsführer des Kreissportbundes Meißen. Die SZ hat ihn nach den aktuellen Befindlichkeiten gefragt.

Herr Görsch, wie stellt sich aus KSB-Sicht die aktuelle Situation für den Sport dar?

In Sachsen und im Landkreis Meißen ist die Corona-Lage besorgniserregend. Natürlich ist auch der Sport betroffen. Auch vor unseren Mitarbeitern und deren Angehörigen macht das Virus nicht halt. Für die Sportausübung bedeutet das derzeit, dass unsere Vereine nur für Kinder- und Jugendliche bis 16 Jahre Training anbieten können. Die Übungsleiter haben die 3G-Regeln einzuhalten. Für allen anderen ruht der Trainingsbetrieb. Wir in der Geschäftsstelle sind wir derzeit mit der Auswertung des aktuellen und der Planung des nächsten Sportjahres beschäftigt. Für unseren neuen Mitarbeiter Veranstaltungsmanagement, Paul Werner, eine besondere Herausforderung, weil kein Mensch vorhersagen kann, unter welchen Bedingungen nächstes Jahr Sport getrieben werden kann.

Mit Stolz und Dankbarkeit unseren Unterstützern gegenüber sehen wir auf gelungene Veranstaltungen zurück. Ich denke dabei insbesondere an unsere Ferienfreizeit im KIEZ „Querxenland“, welche von der Sparkasse Meißen unterstützt wurde. Auch unser Bewegungsfestival und der Firmenstaffellauf waren ein großer Erfolg. Schließlich konnten wir noch am Ende der Herbstferien zum Dynamo-Spiel gegen Sandhausen mit 22 Jugendlichen fahren, welche mit Mitteln des sogenannten Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ des Landkreises Meißen beziehungsweise des Freistaates Sachsen finanziert wurde.

Dietmar Görsch (42) ist seit Anfang dieses Jahres Geschäftsführer des Kreissportbundes Meißen.
Dietmar Görsch (42) ist seit Anfang dieses Jahres Geschäftsführer des Kreissportbundes Meißen. © Foto: privat

Nach Monaten des fast unbeschwerten Sporttreibens droht jetzt wieder ein mehrmonatiges Aus. Kam das für den KSB überraschend, oder gab es einen Plan B, der jetzt eintritt? Was sieht der für den KSB vor?

Für uns kam das Aus nicht wirklich überraschend. Natürlich wurde uns durch die Politik und Verwaltung stets versprochen, dass eine Schließung der Sportstätten, wie wir dies im letzten Jahr erleben mussten, nicht wieder erforderlich sein wird. Dennoch war spätestens ab Mitte Oktober erkennbar, dass die Impfquote nicht ausreichend sein wird, damit wir ohne kontaktbeschränkende Maßnahmen auskommen werden, auch nicht im Sport. Gleichwohl ist es für uns natürlich nur bedingt möglich, einen Plan B zu entwickeln. Wir als organisierter Sport stehen ja nicht über dem Gesetz und können nicht gegen die Regeln verstoßen. Allerdings haben wir uns, was unsere Beratung mit den Vereinen betrifft und natürlich auch bezüglich der Durchführung unsere Bildungsveranstaltungen, vorbereitet. So haben wir mit der Unterstützung der „Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt“ einen Klassensatz Tablets angeschafft, um alle Maßnahmen online durchführen zu können.

Es gibt den Vorwurf, die Politik habe mit dem Sport unzureichend kommuniziert und bestraft jetzt erneut die Falschen. Gibt es Interventionsmöglichkeiten seitens KSB und LSB?

Ich denke, dass sich jedes Pauschalisieren in diesem Zusammenhang verbietet. Wer oder Was ist „die Politik“? Unseren unmittelbar verantwortlichen politischen Verantwortlichen aus dem Landratsamt kann aus meiner Sicht kein Vorwurf gemacht werden. Unser Landrat Ralf Hänsel hat uns sowohl beim Firmenstaffellauf als auch bei der Durchführung des Elbtalweinlaufes unterstützt.

Anders fällt die Bewertung bezüglich der Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen dem organisierten Sport und der Landesregierung aus. Hier wäre von Anfang an eine gemeinsame Strategie und Kommunikation erforderlich gewesen. In vielen Stellungnahmen und Reden der für den Sport verantwortlichen Landespolitiker wurde dem Sport noch bis in den Oktober hinein Hoffnung gemacht, dass es nicht wieder zu Schließungen der Sportstätten kommen wird. Auch bei der Entwicklung der neuen Coronaschutzverordnungen wurde der Sport zu wenig beteiligt. So ist es für uns beispielsweise nicht nachvollziehbar, weshalb Schülerinnen und Schüler bis zum 16. Lebensjahr ohne weitere Bedingungen Sport treiben dürfen, die Abiturstufe jedoch, welche sogar teilweise Geimpfte hat, nicht. Für den organisierten Sport in Sachsen ist der Landessportbund Sachsen zuständig. Wir fühlen uns insofern von unserem Generalsekretär Christian Dahms und unserem Präsidenten Ulrich Franzen gut vertreten.

Welche Befürchtungen hegen Sie, wenn Sie an Wettkampf- und Vereinssport, vor allem aber an das Vereinsleben denken?

Sollte der Stillstand wieder weit bis in das Frühjahr 2022 hinein andauern, fürchte ich schon, dass unsere Vereine wieder viele Mitglieder verlieren werden. Es ist jetzt schon schwer, Ehrenamtliche zu finden und zu motivieren, für die Vereine zu arbeiten. Wenn sie sich jetzt mit den vielen Regeln der Coronaschutzverordnung konfrontiert fühlen, werden wir noch weniger haben.

Der Kontakt zwischen KSB und Vereinen wird sich ja jetzt wieder auf Online- und Videoschalten beschränken. Wie gehen Sie damit um?

Wie ich schon sagte, haben wir uns technisch auf diese Situation rechtzeitig vorbereitet. Wir haben die notwendige Hardware für alle Mitarbeiter, so dass eine vernünftige Beratung auch von zuhause aus möglich ist. Auch unsere Vereinsberatungen gestalten wir das ganze Jahr schon online. Immer in der letzten Woche des Monats finden diese Beratungen statt. Überdies gestalten wir jeden Monat einen Infobrief für unsere Vereine, wo die wichtigsten Hinweise und Informationen zu finden sind. In diesen Tagen werden wir unsere früher sogenannten Stützpunktanleitungen durchführen. Dies natürlich auch online über unsere Bildungsplattform und mit Zoomschalte.

Fast alle Wettkämpfe/Spielbetrieb wurden bereits eingestellt, weil die teilnehmenden Vereine offenbar die jüngste 2G-Regel mangels Impfnachweise nicht erfüllen können. Wäre ein durchgeimpfter Sport da hilfreich und überhaupt machbar?

Unsere Sportler sind alle ein Teil der Gesellschaft und jeder hat verschiedene Ansichten, was das Impfen anbetrifft. Aus meiner Sicht können die Verbände von den Sportlern nicht mehr verlangen, als die Regierung von den Bürgern. Sollte eine Impfpflicht rechtlich möglich sein für alle, betrifft es natürlich auch den Sport. Wenn nicht, dann sollte der Sport nicht eine Impfpflicht durchsetzen. Gleichwohl empfehlen wir natürlich, dass sich alle nach Möglichkeit impfen lassen sollten. Aus meiner Sicht sollten auch die Profisportler hier als Vorbilder wirken.

Gespräch: Thomas Riemer