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Sächsische Theater rufen zum Corona-Impfen auf

Sachsens Kulturministerin und drei Theaterintendanten veröffentlichen eine Erklärung für mehr Menschlichkeit in der Corona-Pandemie.

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Die Theater in Bautzen, Dresden und Freiberg/Döbeln sowie die Sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) rufen zum Corona-Impfen auf.
Die Theater in Bautzen, Dresden und Freiberg/Döbeln sowie die Sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) rufen zum Corona-Impfen auf. © SZ-Montag: Archiv/Soeder, Archiv/Braun, Archiv/dpa

Dresden. Die Theater von Bautzen, Freiberg, Dresden und Sachsens Kulturministerin rufen in einer gemeinsamen Erklärung die Menschen dazu auf, sich impfen zu lassen und sich an die Corona-Maßnahmen zu halten. Zudem verurteilen sie die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und jegliche Form von Hass und Gewalt. Die vier Unterzeichner bitten weitere Akteure in Sachsen, sich der Erklärung anzuschließen.

"Wir haben diese gemeinsame Erklärung verfasst, weil wir damit auf die prekäre Lage der Kulturschaffenden in Sachsen aufmerksam machen wollen und mehr Solidarität und Verantwortungsbewusstsein von den Menschen in Sachsen erwarten. Es ist wichtig, dass wir diesen Corona-Spaziergängen etwas entgegensetzen. Das Bild von Sachsen leidet unter der lauten Minderheit", so Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU).

"Wir werden aus dieser ständigen Pandemie-Schleife nur herauskommen, wenn sich auch in Sachsen die Impfquote erhöht und wir die Belastung in den Kliniken reduzieren können. Es ist bitter, dass neben dem Tourismus erneut vor allem die Kultureinrichtungen wie die Theater in Sachsen unter den Einschnitten durch die Pandemie leiden müssen."

"Theater stehen für Streit und Meinungsvielfalt"

Der Intendant des Mittelsächsischen Theaters Freiberg/Döbeln, Ralf-Peter Schulze, sagt: "Es geht in der Theaterarbeit um die Frage, wie Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen, Ansichten und Haltungen miteinander leben und kommunizieren und wie Menschlichkeit, Empathie und Solidarität in extremen Situationen bewahrt werden kann. Die Pandemie ist eine solche Situation."

Lutz Hillmann, Intendant Deutsch-Sorbisches Volkstheaters Bautzen: "Ich bin davon überzeugt, dass Theater gerade bei schwierigen gesellschaftlichen Diskussionen Haltung zeigen muss. Dafür ist es da und nur so kann es sich zukünftig behaupten."

Philipp Schaller, Chef der Herkuleskeule Dresden: "Unser Theater steht für Streit und Meinungsvielfalt mit offenem Visier. Was sich zurzeit teilweise auf den sächsischen Straßen abspielt, hat aber nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Das ist dumpfe Hetze, gegen die sich nicht nur Theater, sondern alle Sachsen mit Herz und Vernunft stellen sollten."

Theater haben überzeugende Hygienekonzepte

Die Initiatoren der Erklärung fragen: Wo bleibt die Menschlichkeit? Warum gehen Menschen auf die Straße und wollen alle Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie abschaffen? Warum verweigern sie sich einer Impfung? Was meinen sie mit "Freiheit"? Merken sie nicht, was sich in den Krankenhäusern unseres Landes abspielt? Wo ist ihre Empathie, ihre Solidarität - ihre Menschlichkeit?

Gern würden sie auch diese Menschen in ihre Häuser einladen. "Unsere Häuser sind Orte, an denen subjektive Sichten auf die Welt durchgespielt werden. Theater sind Schulen der Empathie", heißt es.

Mit Verweis auf die mit Covid-Patienten überbelegten Krankenhäuser und Intensivstationen bitten die Unterzeichner darum, Kontakte zu beschränken. "Diese logische Konsequenz greift schmerzlich in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben ein. Auch wir Theater mussten unseren Spielbetrieb einstellen", schreiben sie.

Der Zusammenhang zwischen niedriger Impfquote und der hohen Anzahl schwerer Erkrankungen sei offensichtlich. Impfen reduziere die Verbreitung und das Risiko schwerer Erkrankung.

"Lassen Sie sich impfen – für sich und andere – dann können auch wir wieder unsere Rolle spielen. Und das wollen wir! Unsere Theater sind kulturelle Zentren, sind Orte der Unterhaltung, des Austauschs und des Meinungsstreits. Wir laden Menschen ein, sich dafür in unseren Häusern zu versammeln. Niemand soll sich dabei infizieren, Schaden an Leib und Leben nehmen. Deshalb haben wir Hygienekonzepte und setzen die staatlichen Versuche zur Eindämmung der Pandemie konsequent um."