Roßwein/Gersdorf. Glück auf! – der Gruß der Bergleute kommt dem Chef des Bergbauvereins Gottes Segen Erbstolln nach wie vor leicht über die Lippen. In diesen Tagen ist bei Jens Schmidt damit aber eher die Hoffnung verbunden, dass der Verein 2021 wieder unter normaleren Bedingungen als in den vergangenen Monaten arbeiten und auch sonst wieder mehr Normalität in den Alltag aller zurückkehren kann.
Die mit dem Coronavirus verbundenen Einschränkungen hatten den Bergbauverein schon zur Saisoneröffnung „kalt erwischt“. Zum Auftakt laden die Bergleute Neugierige für gewöhnlich ein, sie unter Tage zu begleiten.
Weitere Führungen im Jahresverlauf gibt es dann nur zu besonderen Anlässen wie parallel zu Festen oder für Gruppen auf Anmeldungen. Doch in diesem Jahr gab es von all dem nichts. Auch die geplante große Beteiligung des Bergbauvereins am Festumzug zum Schul- und Heimatfest in Roßwein musste wie dieses selbst ausfallen.
Ohne Besucher fehlen auch Einnahmen in Gersdorf
Gefeiert haben die Bergleute trotzdem – in ganz kleinem Kreis, „aber im Hotel Stadt Leipzig in würdigem Rahmen“, sagt Jens Schmidt. Vor 40 Jahren, also noch zu DDR-Zeiten, hat sich der Verein gegründet und damit begonnen, die Überbleibsel des Silberbergbaus in und um Gersdorf zu erhalten und einen Teil davon für Besucher zugänglich zu machen.
Dazu gehört der Adamstollen. Seitdem Interessierte dort in die Zeiten des aktiven Bergbaus eintauchen können, hatte es bis 2020 kein Jahr ohne Besucher gegeben. „Das bedeutet für uns aber auch keine Einnahmen auf diesem Weg“, erklärt der Vorsitzende die Konsequenzen.
In dieser Situation habe es sich als wichtig und wertvoll gezeigt, gute Partnerschaften zu pflegen, die die Arbeit uneigennützig sowohl materiell als aus finanziell unterstützen. „Das sind viele kleine Unternehmen aus der Region, aber auch ein großer Straßenbaubetrieb aus dem Nachbarort“, sagt Jens Schmidt.
Einen Schatz des historischen Bergbaus bewahrt
Mit derartigem Hintergrund konnten die Vereinsmitglieder über die Jahre einiges in Angriff nehmen, so zum Beispiel die beiden Brendelschen Wassersäulenmaschinen aus den Jahren 1833 und 1864 lichttechnisch in Szene setzen. Als ehemaliger Bergmann bezeichnet Jens Schmidt die Technik als eine Art „Schatz des historischen Bergbaus“, vergleichbar mit der Titanic für den Schiffbau.
Zum Erliegen gebracht hat Corona die Vereinsarbeit nicht ganz. „Übers Jahr gelang es, das Bergwerk instand zu halten“, resümiert der Vorsitzende. Das sei noch beschwerlicher als in anderen Jahren gewesen. Nicht nur, weil die Vereinsmitglieder immer älter werden, ihnen die ohnehin anstrengende Arbeit schwerfällt.
Auch die Corona-Bestimmungen sollten eingehalten werden. Also fuhren höchstens drei Hobbybergleute zu den Arbeiten ein: „Der Verfall nimmt keine Rücksicht auf Krisen und andere widrige Umstände.“ Diese Erhaltungsmaßnahmen an den Besucherwegen hat der Verein dank der Förderung von Firmen, Privatpersonen und des Welterbevereins bewältigen können.
Auszeichnung für Bergbau-Enthusiasten
Dass der kleine Bergflecken Gersdorf seit 2019 neben anderen Attraktionen zum Welterbe gehört, darauf sind die Vereinsmitglieder durchaus stolz. Ohne ihren Einsatz über Jahrzehnte wäre mit ziemlicher Sicherheit nur noch wenig Vorzeigbares da – wenn überhaupt. Nicht zuletzt deshalb hat die Gemeinde Striegistal Jens Schmidt jetzt für sein ehrenamtliches Engagement für den Verein und die Region Gersdorf ausgezeichnet.
Auch wenn das eigentliche Jubiläumsjahr 2020 für die Gersdorfer Bergbau-Enthusiasten völlig anders als geplant abgelaufen ist, zeigt sich Jens Schmidt mit dem Corona-Jahr versöhnlich: „Das Werkzeug ist weggeräumt, und das Bergwerk gehört als sicheres Winterquartier erst einmal wieder den Fledermäusen.“
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