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Lauterbach bestellte offenbar zu viel Corona-Impfstoff

Karl Lauterbach sagte im Dezember, es gebe zu wenig Impfstoff in Deutschland. Nun dürfte zu viel vorrätig sein. Bei der Bestellung scheint ein Fehler passiert zu sein.

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Hat Karl Lauterbach zu viel Impfstoff bestellt? Ein Fehler scheint bei der Bestellung passiert zu sein. Deshalb sitzt die Regierung nun womöglich auf zu viel Impfstoff.
Hat Karl Lauterbach zu viel Impfstoff bestellt? Ein Fehler scheint bei der Bestellung passiert zu sein. Deshalb sitzt die Regierung nun womöglich auf zu viel Impfstoff. © Archiv/Alastair Grant/AP/dpa

Von Thomas Trappe

Berlin. Bis zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres können laut Bundesregierung 128 Millionen Corona-Boosterimpfungen verabreicht werden – und damit ein Mehrfaches dessen, was voraussichtlich benötigt wird. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unions-Fraktion im Bundestag hervor, die dem Tagesspiegel Background vorliegt.

Die Antwort erhärtet damit einen Eindruck, der kurz vor Weihnachten aufkam, als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Ergebnisse seiner "Impfstoff-Inventur" verkündete: Dass der Minister versehentlich doppelt so viel Moderna-Impfstoffe bestellte wie beabsichtigt.

In der Antwort auf die Frage, wieviel Impfstoff die Bundesregierung aktuell bevorrate, heißt es, dass die bis zum Ende des Quartals erwarteten und bereits vorrätigen Impfstoffe reichten, um 128 Millionen mRNA-Boosterimpfungen zu verabreichen – Stand 31. Dezember. Das sind zig Millionen mehr, als Lauterbach kurz vor Weihnachten als Bedarf vorrechnete.

Damals hieß es von ihm, dass sein Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) bis zum Ende des ersten Quartals 50 Millionen mRNA-Boosterdosen bestellt habe – allerdings 70 Millionen nötig seien, um die Booster-Kampagne wie geplant fahren zu können. Er, Lauterbach, habe daher 35 Millionen zusätzliche Boosterdosen von Moderna bestellt, um die Lücke aufzufüllen.

Das Problem: Während der Pressekonferenz gab es von Seiten des BMG widersprüchliche Angaben dazu, ob es um 35 Millionen Moderna-Dosen oder Moderna-Boosterdosen geht; ein Moderna-Booster nämlich ist nur eine halbe Dosis.

Gesundheitsministerium hamstert Corona-Impfstoffe

Von der EU-Kommission, über die die Bestellung abgewickelt wurde, hieß es parallel, Lauterbach habe 70 Millionen Boosterdosen bestellt, während Lauterbach in der Pressekonferenz von 35 Millionen sprach – am Ende erklärte das BMG dann auf Nachfrage, es handle sich tatsächlich um 70 Millionen Boosterdosen.

Damit allerdings schien es, dass Lauterbach versehentlich 35 Millionen Moderna-Dosen eingekauft hatte, obwohl er nur 35 Millionen Booster brauchte. Dieser Eindruck erhärtet sich nun mit den Zahlen aus dem BMG.

Im ersten Quartal bekomme die Bundesregierung 42,5 Millionen Biontech-Impfdosen für Erwachsene und 7 Millionen für Kinder, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage. "Hinzu kommen 63,9 Millionen Boosterdosen Spikevax (Moderna)." Bereits vorrätig seien zudem noch 22,3 Millionen Moderna-Boosterdosen aus dem Vorjahr gewesen.

Zum Jahresende waren 33 Millionen Bundesbürger laut Impfdashboard der Bundesregierung geboostert – 62 Millionen waren erstgeimpft, 59 Millionen zweitgeimpft. Ginge man von einer über 90-prozentigen Boosterquote bei allen über 11-Jährigen aus, ergebe sich daraus ein maximaler Bedarf von rund 70 Millionen Booster-Impfungen, wie seinerzeit in etwa von Lauterbach prognostiziert.

Der Bund würde laut den nun vorgelegten Zahlen demnach bis zum Ende des Quartals rund 60 Millionen Boosterdosen mehr bestellt haben als nötig.