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Abi-Prüfungen absagen? Was Schüler davon halten

In zwei Wochen sollen die Prüfungen beginnen. Abiturienten aus dem Landkreis Bautzen erzählen, wie sie trotz schwieriger Corona-Bedingungen damit umgehen.

Von David Berndt
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Büffeln fürs Abitur: Emily Lalurny vom Wilthener Kant-Gymnasium fühlt sich trotz der schwierigen Bedingungen wegen Corona auf die Prüfungen, die in zwei Wochen beginnen, gut vorbereitet.
Büffeln fürs Abitur: Emily Lalurny vom Wilthener Kant-Gymnasium fühlt sich trotz der schwierigen Bedingungen wegen Corona auf die Prüfungen, die in zwei Wochen beginnen, gut vorbereitet. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Am 30. April geht’s für Emily Lalurny los. Deutsch wird die erste der fünf Abiturprüfungen für die Schülersprecherin des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Wilthen sein. „Ich fühle mich gut vorbereitet“, sagt sie rund zweieinhalb Wochen vor dem Prüfungsstart. Das liege unter anderem daran, dass sie und ihre Mitschüler seit Mitte Januar im Präsenzunterricht und seit dem Ende der Winterferien ausschließlich in den jeweiligen fünf Prüfungsfächern unterrichtet werden.

928 Schüler im Landkreis Bautzen starten Ende April in ihre Abiturprüfungen. Für sie ist es das zweite Schuljahr, in dem sie mit der Corona-Pandemie und deren Folgen leben und lernen mussten, davon mehrere Wochen zu Hause oder in verschiedenen Wechselmodellen.

Emily Lalurny erklärt, dass durch den Distanzunterricht Fragen an die Lehrer nicht so oft möglich waren wie in der Schule. Viele Themen, die bei den Prüfungen eine Rolle spielen, seien nur online behandelt worden, doch manche Schüler bräuchten den Kontakt zum Lehrer eben mehr als andere.

Beim Homeschooling Selbstdisziplin gelernt

Um die Schüler zu entlasten, hatte das Kultusministerium entschieden, die Prüfungsschwerpunkte zu reduzieren. Davon profitiert auch Abiturient Brian Keller vom Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium Kamenz. „Diese Lockerungen ermöglichen es uns, uns genauer auf die restlichen Gebiete vorzubereiten.“ Die größte Herausforderung sei bislang die Selbstdisziplin während des ersten Lockdowns gewesen, um wirklich produktiv zu Hause zu arbeiten. „Rückblickend habe ich in dieser Phase definitiv zu wenig für die Schule gearbeitet, obwohl ich nach den Lockerungen wieder einen guten Anschluss gefunden habe.“ Doch vielen seiner Mitschüler habe der Präsenzunterricht gefehlt.

Schülervertreter Arne Rudolph und die stellvertretende Schülersprecherin Anne Kurzetz machen jetzt ebenfalls am Kamenzer Gymnasium ihr Abitur. Auch sie sehen es als Vorteil, ausschließlich in den Prüfungsfächern unterrichtet zu werden. Das Lernen zu Hause sei für die Selbstdisziplin aber sehr gut gewesen, sagt Anne Kurzetz. „Um zehn Uhr aufstehen war da sicher nicht die Lösung.“ Sie habe sich während des Homeschoolings feste und regelmäßige Abläufe angewöhnt. „Daran kann man arbeiten, und ich habe mich dadurch besser kennengelernt.“

Was wird nun aus dem Abiball?

Arne Rudolph meint, dass es verschiedene Arten gibt, mit diesen Herausforderungen umzugehen. „Wer sich anstrengen will und das Ziel hat, Abitur zu machen, dem wird das nicht verwehrt.“ Was er und Anne Kurzetz viel mehr vermissen, seien die Studienfahrten, Exkursionen oder Wandertage, die nicht stattgefunden haben. „Das ist zwar nicht unsere primäre Sorge, aber so fehlt ein Stück Abiturgefühl“, erklärt der Schülervertreter. Anne Kurzetz ergänzt, dass es weniger sozialen Austausch gibt. „Lehrer-Schüler-Streiche oder die Mottowoche fehlen.“ Und ob es einen Abiball geben wird, sei noch nicht klar.

Und auch nicht, wie er finanziert werden soll, erklärt Vanessa Venus, Abiturientin am Goethe-Gymnasium Bischofswerda. Es gebe keine Kuchenbasare oder Konzerte im Vorfeld wie sonst. Dazu kommen die Regelungen im Umgang mit Corona, die sich zu häufig ändern würden. „Dieses Hin und Her ist anstrengend.“

Abiturienten können Prüfungstermin wählen

Aber auch sie fühle sich für die Prüfungen gut vorbereitet. Mehr als die normalen Ängste vor solch großen Prüfungen habe sie nicht, höchstens etwas Bammel vor den regelmäßigen Corona-Tests in der Schule. Schließlich will niemand so kurz vor Prüfungsbeginn in Quarantäne. Diese Befürchtung hat Julia Wiener vom Sorbischen Gymnasium in Bautzen nicht. Die Abiturientin war bereits mit Sars-Cov-2 infiziert und geht nicht davon aus, dass sie sich unter den aktuellen Hygieneregeln erneut ansteckt.

Um noch mehr Zeit für die Prüfungsvorbereitung zu haben, können sich alle Abiturienten wie im vergangenen Schuljahr auch direkt für die Termine der Nachprüfungen anmelden. „Die Lehrer raten aber zum ersten Termin, da sonst keine andere Möglichkeit besteht, die Prüfung nachzuholen“, erklärt Julia Wiener.

Auch der stellvertretende Schülersprecher des Sorbischen Gymnasiums, Matti Dils, will sich zu den Erstterminen anmelden. „Wenn ich den Zweittermin verpasse, warum auch immer, muss ich die zwölfte Klasse wiederholen.“ Die Mehrheit am Lessing-Gymnasium in Kamenz habe sich ebenfalls für den Ersttermin entschieden, weiß Arne Rudolph.

Absage der Abiprüfungen nicht gewünscht

Und auch in einem weiteren Punkt sind sich die befragten Abiturienten einig. Sie sind froh, dass die Prüfungen stattfinden und nicht, wie zwischenzeitlich diskutiert, für den aktuellen Jahrgang ausgesetzt werden. Bereits Anfang April hatte sich der Landesschülerrat Sachsen dafür ausgesprochen, die Prüfungen wie geplant durchzuführen.

Die Kamenzer Anne Kurzetz und Arne Rudolph „wollen ein gleichwertiges Abitur“. Matti Dils aus Bautzen hält es gemessen am Schulstoff nicht für nötig, die Prüfungen abzusagen. Auch Wilthens Schülersprecherin Emily Lalurny findet es richtig, die Prüfungen durchzuführen. „Wir wären sonst der Corona-Jahrgang geworden, dem alles erleichtert wurde.“

Die Abiprüfungen dauern bis zum 4. Juni, womit das Schuljahr für die Abiturienten aber noch nicht vorbei ist. Danach haben sie nochmal für rund einen Monat Präsenzunterricht, um Stoff aus weiteren Fächern nachzuholen und Noten ins Gesamtergebnis einzubringen.

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