SZ + Radeberg
Merken

Wie Omikron eine Radeberger Reisegruppe ausbremste

Kurz vor ihrem Abflug machte die Nachricht von der neuen Corona-Variante die Runde. Unter den Leidtragenden ist der Radeberger OB.

Von Thomas Drendel
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Thomas Moch, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros in Radeberg, wollte in diesen Tagen mit einer Gruppe in Afrika unterwegs sein. Omikron machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Thomas Moch, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros in Radeberg, wollte in diesen Tagen mit einer Gruppe in Afrika unterwegs sein. Omikron machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. © Sven Ellger

Radeberg. Darauf hatte sich eine Radeberger Reisegruppe schon Monate gefreut. Für viele sollte es die Urlaubsreise ihres Lebens werden: zwei Wochen Namibia mit Besuch des Etosha-Nationalparks und der Kalahari Wüste. Flugtickets, Übernachtungen, Transfers, alles war gebucht. Auch die Koffer waren schon gepackt.

Dann wurde bekannt, dass in Südafrika eine neue Variante des Coronavirus entdeckt worden war. "Als ich das hörte, dachte ich noch: keine Panik. Südafrika und Namibia grenzen zwar aneinander, doch Namibia ist sicher", sagt Thomas Moch, Inhaber des gleichnamigen Radeberger Reisebüros. Am Freitagnachmittag, also nur wenige Stunden, bevor die Reisegruppe aufbrechen wollte, stufte die Weltgesundheitsorganisation die neue Variante als "besorgniserregend" ein. "Am Abend bestätigte dann die EU, dass Südafrika und umliegende Staaten Virusvariantengebiete werden, mit strengen Kontrollen und 14-tägiger Quarantäne bei Rückkehr. Da wusste ich, unsere Reise kann nicht stattfinden."

Freitagabend, 20.30 Uhr, rief Thomas Moch die Teilnehmer an und teilte ihnen mit, dass aus dem Urlaub nichts wird. Einen, den es erwischte, war der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD). "Koffer gepackt. Dreimal geimpft. PCR-Test negativ. Gleich wär's losgegangen. Und da kommt uns Virusvariante dazwischen", schreibt er auf Facebook. "Namibia war bis Freitag völlig unproblematisch, Inzidenz um die '2'. Jetzt geht's halt wegen der neuen Variante nicht mehr. Das Risiko geht man halt heutzutage bei Reisen ein", schreibt er weiter. Ein Jahr lang hatte Thomas Moch die Reise vorbereitet, inklusive eines Informationsabends für die Teilnehmer.

Ein Jahr Vorbereitungszeit für die Afrika-Reise

"Es geht ja bei so einer Tour nicht nur darum, Flug und Unterkünfte zu reservieren. Beispielsweise müssen erfahrene Guides gefunden werden. Am Flughafen in Windhoek standen schon die Kleinbusse zur Abfahrt bereit", sagt der Reiseunternehmer. Sein Büro hat allein durch diese Absage einen Umsatzverlust in Höhe von 75.000 Euro. "Ungleich stärker trifft es aber die Menschen im südlichen Afrika. Dort beginnt jetzt die Haupturlaubszeit. Dort gibt es kein Überbrückungsgeld. Viele Kleinunternehmer werden aufgeben." Thomas Moch ist mit seiner Firma seit Monaten im Ausnahmezustand. Erst kam die Pleite des Veranstalters Thomas Cook, dann das Coronavirus. Sechs Mitarbeiter hat er jetzt wieder in Kurzarbeit schicken müssen, glücklicherweise nur stundenweise, wie er sagt.

"Reisebüros sind ja jetzt geschlossen. Das ist sehr bitter. November und Dezember sind die Hauptbuchungszeiten. Allerdings sind wir telefonisch jeden Tag von 10 bis 15 Uhr erreichbar. Wer also wegfahren möchte, kann seinen Urlaub weiterhin bei uns buchen."

Seine Tipps für alle urlaubsreifen Rödertaler: "Gefragt sind die Kanaren. Auch in die Türkei sind Reisen möglich. Für alle, die weiter weg möchten, bieten sich Mexiko oder die Dominikanische Republik an. Das ist der Stand am heutigen Tag, wir wissen, dass sich das schnell ändern kann." Schnelle Änderungen der Corona-Regeln, darauf stellen sich offenbar die Reisenden ein. Sie buchen den Urlaub immer kurzfristiger. "Ich hatte heute erst jemanden, der sich für Fuerteventura interessierte. Am Freitag sitzt er schon im Flugzeug", sagt der Inhaber eines Ottendorfer Reisebüros.

Das Gleiche gilt bei Kreuzfahrten. "Die Kunden waren etwa eine Woche vor Abfahrt bei mir und haben gebucht", erzählt er. Für sie ging es jetzt nach Genua. Dort traten sie ihre Mittelmeerrundfahrt an. "Kreuzfahrten sind derzeit gut möglich. Auf den Schiffen wird streng getestet."

Als weitere Ziele, die derzeit gerne gebucht werden, nennt der Ottendorfer Reisefachmann Ägypten oder Dubai. "In der Stadt findet derzeit die Expo statt. Das ist ein Besuchermagnet. Hier kommen aber insgesamt rund 60 Euro pro Person für einen Test bei der Ein- und bei der Ausreise zu den eigentlichen Flug- und Übernachtungskosten hinzu." Insgesamt sollten Interessenten derzeit nicht mit Schnäppchen rechnen. "Die Veranstalter haben jetzt wieder enorme Ausfälle zu verkraften. Die müssen ein Stück weit aufgefangen werden. Deshalb haben die Preise gegenüber normalen Zeiten etwas angezogen."

Kreuzfahrten werden auch bei Thomas Moch nachgefragt. "Durch die strengen Regeln, vollständig geimpft und nur mit PCR-Test aufs Schiff, fühlen sich viele Reisende sicher. Selbst bei Besuchen an Land bleiben die Gruppen dann unter sich."

Von Reisen im Inland rät er derzeit ab. "Theoretisch sind Hotelübernachtungen in einigen Bundesländern möglich. Selbst in Sachsen gilt die Corona-Schutzverordnung mit dem Verbot von touristischen Übernachtungen nur bis 12. Dezember. Allerdings ändert sich die Lage sehr schnell. Wir wissen nicht, was in einigen Tagen für Regeln gelten." Für die Winterferien hat der Radeberger bereits einige Reisen vorgesehen, die meisten sind auch schon gut gebucht. "Ich gehe jetzt davon aus, dass sie stattfinden und hoffe das auch stark. Eine Garantie kann aber keiner geben."