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Darum verschulden sich die Sachsen

Wer Schulden hat, haushaltet schlecht. Wirklich? In Sachsen liegt es oft nicht an den Betroffenen selbst, wie neue Zahlen beweisen.

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Scheidung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit sind die Hauptgründe für Schulden.
Scheidung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit sind die Hauptgründe für Schulden. © Claudia Hübschmann

Zwickau. Viele Arbeitslose in Sachsen haben Schulden. Laut Statistik waren 45 Prozent der Personen, die 2019 zur Schuldnerberatung kam, arbeitslos. "Es gehört ins Reich der Legenden, dass Schulden meist durch schlechte Haushaltsführung entstünden. Auslöser ist meist einfach Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Scheidung", sagte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann.

Etwa jeder zehnte Erwachsene in Deutschland kann seine Rechnungen nicht mehr dauerhaft bezahlen. Zum Stichtag 1. Oktober 2019 wurde für Deutschland eine Überschuldungsquote von exakt 10 Prozent gemessen. Laut Statistik gelten mehr als 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahre als überschuldet.

"Die beste Maßnahme gegen Schulden sind deshalb sichere Arbeitsplätze, gute Tariflöhne und lebensstandardsichernde Sozialleistungen", so Zimmermann. Ihre Partei fordere gerade in der Pandemie, das Arbeitslosen- sowie Kurzarbeitergeld zu erhöhen und die Erwerbsminderungsrente zu stärken. Sie wird gezahlt, wenn man aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig ist.

Höheres Einkommen - höhere Schulden

Laut Statistik löste bei 17 Prozent der Sachsen, die Beratungsstellen für Schuldner aufsuchten, in erster Linie Arbeitslosigkeit die Überschuldung aus, bei 16,5 Prozent waren es Krankheit, Sucht oder ein Unfall. Eine falsche Haushaltsführung war Hauptauslöser in 18,4 Prozent der Fälle, eine gescheiterte Selbstständigkeit bei 6,5 Prozent. Für 9,8 Prozent der Betroffenen spielte demnach eine Trennung oder Scheidung die entscheidende Rolle.

Fast jede zweite (46,9 Prozent) überschuldete Person hatte weniger als 900 Euro Einkommen. Allerdings hatten Betroffene auch umso höhere Schulden, je höher ihr Einkommen war. Gläubiger waren zumeist Sozialversicherungsträger (68,7 Prozent), dahinter Telekommunikationsunternehmen (52,6 Prozent), Versicherungen (38,1 Prozent), Inkassobüros (37 Prozent), Vermieter (34,4 Prozent), Gewerbetreibende (34 Prozent), Energieunternehmen (32 Prozent) und Versandhäuser (31,8 Prozent).

"Die Kosten des täglichen Lebens dürfen nicht zur Schuldenfalle werden. Sozialer Wohnraum und Energieversorgung müssen bezahlbar sein und gehören wieder in öffentliche Hand", erklärte die Abgeordnete. Sachsens Regierung und Kommunen müssten die Trendwende einleiten. Gebraucht werde zudem einen Mietendeckel nach Berliner Vorbild. (dpa)