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Kultige Simson-Gang: Wenn DDR-Mopeds durch die Sächsische Schweiz knattern

Am 29. März rollt zum dritten Mal die Moped-Kolonne zur "Kohli-Hall" durchs Elbsandsteingebiet. Mit dabei: Star, Sperber - und kultige Fahrer.

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Von Kopf bis Fuß auf Simson eingestellt: Organisator Ron Herschel putzt seinen blauen Zweitakter für die nächste "Kohli-Hall"-Ausfahrt heraus.
Von Kopf bis Fuß auf Simson eingestellt: Organisator Ron Herschel putzt seinen blauen Zweitakter für die nächste "Kohli-Hall"-Ausfahrt heraus. © Marko Förster

Von Marlene Seifert

Am Karfreitag ist es vorbei mit der Feiertagsruhe in Bad Schandau. Denn am 29. März treffen sich hunderte Fans von Mopeds und Motorrädern aus der DDR auf dem Lidl-Parkplatz in Bad Schandau, um eine Ausfahrt durch die Sächsische Schweiz zu machen.

Ron Herschel ist einer von ihnen. Er ist nicht nur Simson-Liebhaber, sondern Teil des Vorbereitungsteams und weiß Bescheid über alles, was mit der Simson-Ausfahrt, der sogenannten "Kohli-Hall" zu tun hat. Der 33-Jährige hat die Tour offiziell angemeldet, sich um den Standort und die Verpflegung gekümmert, Aufgaben verteilt an viele ehrenamtliche Mithelfer. Außerdem kennt er den genauen Streckenverlauf für die Ausfahrt. Dieser soll jedoch noch ein Geheimnis bleiben.

Nur soviel verrät Ron Herschel: Unterwegs wird eine Mittagspause gemacht. Wer selbst kein Moped hat, aber die Kolonne sehen will, hat die Chance zwischen 11 und 12 Uhr auf dem Marktplatz in Sebnitz oder zwischen 14 und 15 Uhr auf dem Markt in Bad Schandau. Endgültiges Ziel der Ausfahrt ist das Bahnhofgelände bei Kohlmühle. Wer es mit seinem DDR-Moped bis hierhin schafft, kann sich stärken: mit Bratwurst, Fettbemmen, Kesselgulasch, Kaffee oder Kuchen. DJ Tommy Lucas aus Pirna sorgt für Musik. Die Moped-Kolonne wird gegen 15 Uhr in Kohlmühle erwartet. Die Fahrer können sich anschließend am Osterfeuer aufwärmen.

Nur DDR-Modelle fahren mit

Eine Anmeldung ist nicht nötig. Erforderlich ist nur ein gültiger Führerschein sowie ein fahrtaugliches, für den Verkehr zulässiges Moped. Dabei gilt als Bedingung: Ausschließlich DDR-Modelle von Simson, wie Schwalbe, Sperber oder Star dürfen mitfahren.

Letztes Jahr nahmen rund 500 Fahrer an der "Kohli-Hall" teil. Eine Wortschöpfung, die Insider des Moped-Treffens kreiert haben. Kohli steht für Kohlmühle – das Ziel der Ausfahrt. Und Hall, für seine Moped-Halle, in der sich Ron Herschel manchmal mit Freunden trifft.

Die Kohli-Hall-Gang bereit zum Start: Ron Herschel, Sebastian Kotte, Michel Kaden, Toni Jahn und Eric Naumann (v.l.n.r.).
Die Kohli-Hall-Gang bereit zum Start: Ron Herschel, Sebastian Kotte, Michel Kaden, Toni Jahn und Eric Naumann (v.l.n.r.). © privat

2023 reichte die 500 Teilnehmer starke Moped-Kolonne von der Hocksteinschänke bis zum Ortsausgang Waltersdorf, was einer Länge von etwa fünf Kilometern entspricht. Wie lang der Zug wohl dieses Jahr sein wird? Ron Herschel rechnet wieder mit mindestens 500 Teilnehmenden. „Sicher werden es mehr“, sagt er. „Aber 500 auf jeden Fall“, ist er sicher.

Zur Premiere im Jahr 2022 waren nur knapp zehn Mann für die Ausfahrt eingeplant, erzählt Ron Herschel. Es sollte ein einfaches Treffen mit Kumpels werden. Doch über Social Media und den Buschfunk auf dem Lande verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Freunde luden Freunde ein, und letztendlich standen rund 200 Teilnehmende am Start. Damit hatte keiner gerechnet.

Impressionen von der letzten "Kohli-Hall" 2023

Etwa 500 Teilnehmer waren bei der letzten Simson-Ausfahrt 2023 dabei, die durch Bad Schandau führte.
Etwa 500 Teilnehmer waren bei der letzten Simson-Ausfahrt 2023 dabei, die durch Bad Schandau führte. © Marko Förster
Erlaubt sind bei der sogenannten "Kohli-Hall" nur DDR-Mopeds und -Motorräder.
Erlaubt sind bei der sogenannten "Kohli-Hall" nur DDR-Mopeds und -Motorräder. © Marko Förster
Kult-Mopeds und kultige Fahrer: Vor allem die Schwalbe hat eine riesige Fangemeinschaft.
Kult-Mopeds und kultige Fahrer: Vor allem die Schwalbe hat eine riesige Fangemeinschaft. © Marko Förster
Blauer Mief und Geknatter: Das gehört bei dieser Tour dazu.
Blauer Mief und Geknatter: Das gehört bei dieser Tour dazu. © Marko Förster
Passend zum Zweitakter: der Halbschalen-Helm in Beige.
Passend zum Zweitakter: der Halbschalen-Helm in Beige. © Marko Förster

Die Liebe seines Lebens: Ron und seine Simson

Ron Herschel selbst fährt eine blitzblank geputzte Simson S51, die er selbst in der Farbe Olympia-Blau lackiert hat. Seit er 15 Jahre alt ist, gehört ihm das Moped. Mit dem guten Stück ist er groß geworden. Simson war schon immer seine große Leidenschaft. Der heute 33-Jährige ist hauptberuflich Kfz-Mechatroniker. Aufgrund der großen Nachfrage betreibt er seit März 2023 außerdem den Kfz und Simson Service Herschel in seinem Heimatort Kohlmühle.

Das schönste Erlebnis mit seiner olympia-blauen S51 hatte Ron Herschel im Urlaub in Österreich. Dorthin hatte er mit zwei Freunden die Mopeds im Autoanhänger gekarrt. Von ihren knatternden Maschinen aus konnten sie die Landschaft Österreichs genießen.

Was Ron Herschel sich von dem Simson-Ausflug erhofft? „Dass alles reibungslos abläuft ohne Unfälle. Alle sollen sich an die Regeln halten. Und natürlich soll es allen Spaß und Freude machen. Dann wird das ein schöner Tag.“

Informationen zur Simson-Ausfahrt gibt es auf dem Youtube-Kanal von Moritz Kunze und auf Instagram von Kohli_hall.