Bautzen
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Der zurückgekehrte Spiegel

Im Schloss Kuppritz kann Geschichte jetzt noch besser vermittelt werden. Dank originalen Details.

Von Kerstin Fiedler
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Spieglein, Spieglein an der Wand – nein, bei diesem alten Teil geht es nicht um die Schönheit. Doch der Schlossbesitzer von Kuppritz, Sebastian Flämig, ist froh, dass er den originalen Spiegel von der Tochter des letzten Gutsbesitzers bekommen hat.
Spieglein, Spieglein an der Wand – nein, bei diesem alten Teil geht es nicht um die Schönheit. Doch der Schlossbesitzer von Kuppritz, Sebastian Flämig, ist froh, dass er den originalen Spiegel von der Tochter des letzten Gutsbesitzers bekommen hat. © SZ/Uwe Soeder

Kuppritz. Sebastian Flämig freut sich, dass er jetzt im sogenannten gelben Zimmer von Schloss Kuppritz bei Hochkirch ein originales Teil aus den frühen Jahren des Ritterguts aufhängen konnte. Die Tochter des letzten Gutsbesitzers, Maria-Beate von Loeben, hat es dem heutigen Schlossbesitzer überlassen. Flämig kaufte das Schloss 2011 und beschäftigt sich seitdem mit der Geschichte und den früheren Bewohnern des Schlosses. Maria-Beate von Loeben feierte hier vor zwei Jahren ihren 90. Geburtstag. Jetzt zieht sie in eine Seniorenresidenz und überlässt Sebastian Flämig die eine oder andere Erinnerung aus ihrem Leben. Wer den Spiegel und Gemälde aus der Geschichte des Rittergutsensembles sehen möchte, der hat dazu am Sonntag vor dem Adventskonzert eine Chance.

Dass alte Porträts und eben auch ein Spiegel an den Ursprungsort zurückkommen können, ist der Klärung offener Vermögensfragen zu verdanken. Maria-Beate von Loeben wurde zwar die Rückübertragung des Schlosses versagt, weil die Familie 1945 durch die Bodenreform enteignet wurde. Aber alle Möbel, Gemälde oder anderes Interieur kann sie bekommen – so es denn gefunden und zugeordnet werden kann. „Dadurch gab es in den vergangenen 15 Jahren immer mal wieder Teile, die Maria-Beate von Loeben bekommen konnte, wenn sie nachgewiesen hat, dass sie von ihren Vorfahren sind“, erzählt Sebastian Flämig, der die alte Dame immer mal wieder in München besucht. So erfuhr er auch, dass es eigentlich zwei Spiegel waren, die neben den Fensternischen hingen. Ob der zweite Spiegel noch dazu kommt, weiß er nicht. Jetzt hängt er an diese Stelle erst einmal ein Foto aus den 20er/30er-Jahren, das nachweist, dass die Spiegel dort hingen.

Erste Übernachtungsgäste

Stück für Stück baut Sebastian Flämig das Schloss auf, aus und um. Die erste Podesttür ist im oberen Geschoss schon eingebaut. „Es ist ein Nachbau der drei Türen, die ich noch vorgefunden hatte“, sagt der 47-Jährige. Auch auf die andere Etage kommt noch solch eine Zwischentür. Der Handlauf und die Treppen sind von den meisten Farbresten befreit. „Meine Theorie ist, dass die Treppen alle aus naturbelassenem Holz gebaut wurden“, sagt er. Ein gefundener Treppenabsatz bestärkt ihn darin. Mit den Podesttüren sind dann die Etagen in sich abgeschlossen. Zimmer zum Übernachten hat der Schlossherr jetzt auch möbliert. Erste Gäste waren in diesem Jahr Teilnehmer am Kunstbus und Musiker, die an einem deutsch-polnischen Opernprojekt teilgenommen haben. Auch eine elfköpfige Familie war zu Besuch. „Da haben wir ausprobiert, ob alles klappt“, sagt der Musiker und Musikpädagoge, der aus Potsdam stammt und lange in Dresden gelebt hat. Dort prägte ihn unter anderem sein Opa, von dem er jetzt auch ein Bild im Blauen Salon – dem Saal für die Veranstaltungen im Schloss – aufgehängt hat. Martin Flämig war bis 1991 Kreuzkantor in Dresden und sein Enkel sang auch im weltberühmten Kreuzchor mit. Das Bild hat die Familie erst nach dem Tod des Großvaters gefunden. „Er hat es hinter einen Schrank gestellt, weil es ihm nicht gefallen hat“, erzählt Flämig. Er war nur mit seinen Händen zufrieden, schmunzelt der Enkel. Auch dieses Bild können die Besucher am Sonntag betrachten.

Bereut hat Sebastian Flämig den Kauf des Hauses nicht. Nur eben neu darüber nachgedacht, wie er die Aufgabe bewältigen kann. „Ich habe gelernt, dass man den großen Bogen in der Geschichte sehen muss. Es ist eine Schule des Lebens für mich“, sagt er. Vieles ist seitdem geworden, die Menschen der Umgebung sind ihm wohlgesonnen. „Zum Tag des offenen Denkmals waren 200 Leute hier“, erinnert er sich. Mittlerweile hat auch die erste Hochzeit mit Feier hier stattgefunden, die Nachfragen nach Familienfeiern steigt. Auch der Förderverein Freundeskreis Schloss Kuppritz bringt sich mit Veranstaltungen ein. Am Sonntag organisieren die Mitglieder die festliche Adventsmusik. „Die hat sich mittlerweile seit 2015 etabliert“, sagt Flämig. Zu Gast sein werden neben einem ehemaligen Klassenkameraden aus Kreuzchorzeiten, der jetzt Arzt und dennoch der Musik treu geblieben ist, Mitglieder des Dresdner Kammerchores. Es erklingt weihnachtliche Vokalmusik. Vorher spielt der Posaunenchor der Kirchgemeinde Hochkirch auf dem Schlosshof, bevor der Schlossherr zu einer Führung einlädt.

Sebastian Flämig ist zuversichtlich. Er gehört jetzt einem Netzwerk von verschiedenen Schlössern an, die mehr zusammenarbeiten wollen. „Ich muss nichts überstürzen“, sagt er.

Für das Konzert, das 16.30 Uhr am Sonntag beginnt, müssen sich Interessenten anmelden:  Telefon: 035939 704042,

[email protected]

Der Besuch ist kostenlos, um Spenden wird gebeten.

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