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Was die größte Dreherei in Ostdeutschland am Wachstum hindert

Die Dreherei Herbrig in Bärenstein kämpft mit Strompreisen, die durch die Decke gingen. Warum der Geschäftsführer trotzdem sehr optimistisch ist.

Von Franz Herz
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Christoph Herbrig steht hier in Bärenstein an einer neuen Kühlanlage für Maschinenöl. Sie ersetzt 17 kleinere und spart damit eine Menge Strom.
Christoph Herbrig steht hier in Bärenstein an einer neuen Kühlanlage für Maschinenöl. Sie ersetzt 17 kleinere und spart damit eine Menge Strom. © Egbert Kamprath

In der Dreherei Herbrig & Co im Altenberger Ortsteil Bärenstein stehen 168 Dreh- und Rundtaktmaschinen, die alle rund um die Uhr laufen – und dabei viel Strom verbrauchen. Rund 1.500 Kilowatt benötigen sie. Und das hat sich schon Ende vergangenen Jahres zu einem Problem entwickelt.

Strompreise schossen in die Höhe

Damals lief der Stromliefervertrag aus und das neue Angebot hätte eine Verdreifachung des Preises bedeutet. Christoph Herbrig, der geschäftsführende Gesellschafter, dachte, es kämen bessere Zeiten, und nahm das Angebot nicht an. „Hätte ich doch nur“, sagt er heute. Denn Elektrizität wurde noch teurer. Den Gipfel hatten die Stromkosten für seinen Betrieb im vergangenen August erreicht. Sie lagen bei über 600.000 Euro. Vorher, als die Zeiten noch ruhig waren, hatte die monatliche Stromrechnung bei 155.000 Euro gelegen.

„Der September war dann nicht mehr ganz so krass“, sagt Christoph Herbrig. Zum Glück für das Unternehmen sind diese Energiepreise seitdem wieder etwas gesunken. Nun baut der Geschäftsführer auf eine politische Lösung. „Wenn wir die 13 Cent für die Kilowattstunde Industriestrom bekommen, würde sich die Lage entspannen“, sagt er.

Er hat auch viele Gespräche mit Kunden geführt. Rund ein Drittel der Mehrkosten konnte er weitergeben. Den Rest muss das Unternehmen selbst tragen.

Ablehnung für eigene Windkraftwerke

Auch auf anderer Ebene hat der Betrieb gegengesteuert. Wo es möglich war, sind inzwischen auf den Dächern des Betriebs Fotovoltaikanlagen aufgebaut. Herbrig trägt sich sogar mit dem Gedanken, eigene Windkraftwerke zu errichten. „Vom Landratsamt bekam ich dafür allerdings eine klare Absage“, sagt er.

Zentrale Kühlanlage für das Maschinenöl spart Strom

Der Maschinenpark ist schon auf modernem Standard. Da gibt es keine Einsparmöglichkeiten mehr. Aber beim Öl, das für die Kühlung der Maschinen eingesetzt wird, waren noch Reserven. Beim Drehen entsteht Hitze. Öl kühlt die Maschinen wieder herunter. Aber auch das muss gekühlt werden. Bisher waren 17 kleine Kühlanlagen in den Hallen verteilt. Dieses Jahr hat das Unternehmen eine neue zentrale Kühlung eingerichtet, die nun rund 80 Kilowatt einspart. Insgesamt bringen die eigenen Aktivitäten rund 300 Kilowatt. „Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Herbrig.

Die größte Dreherei Ostdeutschlands

Das Bärensteiner Unternehmen arbeitet in einer Partnerschaft mit der HK Präzisionsteile im Klingenberger Ortsteil Höckendorf, die Herbrig mit seinem Partner Jakub Kleinschmidt betreibt. In Bärenstein werden Drehteile bis 42 Millimeter Durchmesser hergestellt, in Höckendorf auch größere Teile bis 400 Millimeter. Zusammen gelten sie als die größte Dreherei in Ostdeutschland. Diese Gruppe hat in den Jahren 2020 und 2021 groß investiert, erst zwei neue Hallen gebaut und dann für rund acht Millionen Euro Maschinen aufgestellt.

Weitere Mitarbeiter nötig für das Unternehmenswachstum

Das muss sich natürlich auch auszahlen. So rechnet Herbrig dieses Jahr auch mit rund 52 Millionen Euro Umsatz für die beiden Drehteilehersteller. Das ist eine enorme Steigerung gegenüber den 43 Millionen im vergangenen Jahr und zwei Millionen mehr als ursprünglich erwartet. Darauf ist Herbrig durchaus stolz. Er sagt aber auch: „Wenn wir ehrlich sind, zehn Prozent von dieser Steigerung sind einfach auf die Inflation zurückzuführen.“

Werkzeugmacher Sebastian Kerschner steht hier im Werkzeugbau der Firma Herbrig in Bärenstein an der neuen Werkzeugschleifmaschine. Das Gerät kostete rund 400.000 Euro und soll, wenn es voll in Betrieb ist, die Werkzeuge für die Drehmaschinen vollautomatis
Werkzeugmacher Sebastian Kerschner steht hier im Werkzeugbau der Firma Herbrig in Bärenstein an der neuen Werkzeugschleifmaschine. Das Gerät kostete rund 400.000 Euro und soll, wenn es voll in Betrieb ist, die Werkzeuge für die Drehmaschinen vollautomatis © Egbert Kamprath

Das Unternehmen könnte noch kräftiger wachsen, wenn es nicht den Mangel an Arbeitskräften spüren würde. Neun neue Kollegen hat Herbrig im vergangenen Jahr eingestellt. Genug Arbeit für sechs weitere ist vorhanden.

Das Unternehmen verstärkt auch seine Bemühungen um Mitarbeiter. Derzeit ist ein neuer Imagefilm in Arbeit, der in wenigen Tagen auf die Webseite kommen soll. Auch plant Herbrig, eine Mitarbeiterin speziell für die Mitarbeitergewinnung einzustellen. „Fachkräfte sind für uns der limitierende Faktor beim Wachstum“, stellt der Geschäftsführer fest.

Bei Zukunftsprojekten mit dabei

Ansonsten blickt er optimistisch in die Zukunft. Drehteile sind zwar ein klassisches Produkt der mechanischen Fertigung. „Aber wir produzieren rund 150 Millionen Teile im Jahr und die Hälfte davon geht in Zukunftstechnik“, sagt Herbrig. Für Elektroantriebe werden viele Stecker und Verbinderteile benötigt. Das sind beispielsweise Drehteile.

Die HK Präzisionsteile ist an einem Projekt in der Wasserstofftechnik beteiligt. Auf diesem Energieträger liegen große Zukunftserwartungen. Die Teile dafür müssen aber besondere Anforderungen an ihre Dichtigkeit erfüllen. So haben die Mitarbeiter an der Drehmaschine spannende Aufgaben und sichere Arbeitsplätze.