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Wenn Gaststätten schließen: Höckendorfer Gänsebauer sucht Alternativen

Rainer Ebert in Höckendorf hat über 300 Gänse und Enten zu viel dieses Jahr. Nun hofft er, dass er die über seinen Hofladen verkaufen kann.

Von Franz Herz
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Ludmilla (re.) und Christine Ebert sind hier bei den Gänsen auf ihrem Hof in Höckendorf.
Ludmilla (re.) und Christine Ebert sind hier bei den Gänsen auf ihrem Hof in Höckendorf. © Egbert Kamprath

Die Tierärztin Gudrun Hurlbeck muss langsam fahren, wenn sie auf den Hof von Rainer Ebert in Höckendorf rollt. Scharenweise rennen die Enten hier unter freiem Himmel herum. Sie haben zwar keine hohe Lebenserwartung mehr. Aber unters Auto sollen sie dennoch nicht kommen, denn dann wird es kein leckerer Weihnachtsbraten mehr. Die Tierärztin kommt zur Fleischbeschau. Eberts haben geschlachtet.

Ein Viertel geht normalerweise an Gaststätten

Rainer Ebert hat dieses Jahr aber Sorgen mit dem Absatz. Normalerweise geht rund ein Viertel seiner Enten und Gänse an Gaststätten in Dresden oder in der Gemeinde Klingenberg. Aus Dresden sind schon die ersten Aufträge storniert. Ebert erwartet angesichts der Corona-Situation, dass ihm dieser Absatzweg jetzt fast komplett wegbricht. Für rund 200 Gänse und 150 Enten muss er eine Alternative finden.

Tierfreunde würden sich vielleicht über eine Gnadenfrist für das Federvieh freuen. Aber das geht nicht. Ende des Jahres ist Schlachtzeit. Im Januar werden die Ställe gereinigt und desinfiziert, damit sie für die nächste Generation des Jahres 2022 vorbereitet sind.

Gefüttert mit Gras und Getreide von eigenen Feldern

Im Mai kommen dann wieder die jungen Tiere aus Tschechien. Dieses Jahr waren es 720 Gänse und 600 Enten. Die Gänse sind eine Mischrasse und die Enten französische Flugenten. „Die werden bei uns auf der Weide gehalten. Hier haben sie drei Hektar Platz“, erzählt Ebert. Er muss dort nur das Gras regelmäßig nachsäen. Vor allem die Gänse haben ihre Lieblingsgewächse und die reißen sie oft mitsamt der Wurzel raus.

Anfangs bekommen die Tiere ein spezielles Aufzuchtfutter. Das wird im Mischfutterwerk Ruppendorf nach Eberts eigenem Rezept hergestellt. Nach fünf bis sechs Wochen stellt der Bauer um. Dann verfüttert er das Getreide von seinen eigenen Feldern, vorrangig Weizen und Sommergerste. Im Herbst kommt dann noch ein Fünftel Hafer dazu. Der tut dem Fleisch gut.

Hoffen auf die Feinschmecker in der Region

Die Tiere sollen möglichst zufrieden und stressfrei leben. Dann wachsen sie gut und bekommen leckeres Fleisch. Darauf kommt es bei der Schlachtung an.

Rainer Ebert hofft einfach, dass alle die Feinschmecker, die eigentlich gerne ihren Weihnachtsbraten in der Gaststätte genießen wollten, jetzt ihre Ente oder Gans nach Hause holen und im Familien- oder Freundeskreis genießen. Denn er will sie nicht einfrosten. Er will frische Ware in der Region verkaufen.

Die Tierärztin gibt einen Braten mit nach Mainz

Wenn sie doch einmal weiter weg ihre Abnehmer findet, ist das auch recht. Die Tierärztin ist jetzt mit der Fleischbeschau fertig und bestellt noch eine Gans fürs Wochenende. Um die sechs Kilogramm soll der Vogel wiegen. Ihre Tochter kommt zu Besuch und der will sie einen frischen Braten mit nach Mainz mitgeben. Die Veterinärin kennt die Tierhaltung der Familie Ebert und will diese Qualität aus der Region haben.

Wer auch einen solchen Braten will, kann jetzt bestellen unter Tel. 035055 61382 oder per Mail an [email protected]. Vom 16. bis 21. Dezember sind die Braten dann im Hofladen in Höckendorf abholbereit. Weitere Infos gibt es im Internet. Abgerechnet wird nach Gewicht. Die Enten kosten zehn Euro je Kilogramm, die Gänse zwölf Euro je Kilo.