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Deutschlands bester Uhrmacherlehrling

Maximilian Stolzenberg experimentierte als kleiner Junge mit Weckern. Nach seiner Ausbildung in Glashütte weiß der Dresdner, wie das geht - und noch viel mehr.

Von Maik Brückner
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Der Dresdener Maximilian Stolzenberg ist Deutschlands bester Uhrmacherlehrling der Handwerksjugend.
Der Dresdener Maximilian Stolzenberg ist Deutschlands bester Uhrmacherlehrling der Handwerksjugend. © Maximilian Stolzenberg

Mit dem Friemeln hat Maximilian Stolzenberg schon als kleiner Junge begonnen. Mit seinen Eltern baute er an Weckern herum. Der Erfolg war mäßig. "Wir haben sie gut auseinandergekriegt, doch das Zusammenbauen klappte nicht." Später hat er sich mit Kameras beschäftigt. Hier entdeckte der Dresdner, dass ihm Basteln Spaß macht. Vielleicht wurde da schon der Grundstein für eine großartige Karriere gelegt.

Eines hat 19-Jährige schon mal geschafft. Er ist Deutschlands bester aller rund 150 Uhrmacherlehrlinge, die über die Handwerkskammern ausgebildet werden. Diesen Titel hat er beim diesjährigen Bundesausscheid der Uhrmachergesellen in Würzburg gewonnen. Dort setzte er sich gegen drei andere Landessieger durch. "Die Aufgaben waren sehr, sehr knackig. Wir mussten vier Bauteile einer Uhr in acht Stunden anfertigen", erzählt er. "Ich wurde fünf Minuten vor Schluss fertig."

Wempe Hamburg meldete sich zuerst

Dass er Uhrmacher wurde, ist nicht familiär bedingt. "In meiner Familie gibt es Handwerker und Büromenschen, aber keine Uhrmacher". Seine erste Erfahrungen in der Uhrenindustrie sammelte er als Neuntklässler bei der Lange Uhren GmbH. Er bewarb sich um ein einwöchiges Berufspraktikum und wurde genommen. "Wir haben ein Unruhkloben gefeilt. Auf Zehntelmillimeter genau zu feilen, das war mir neu." Das ist ihm nicht so schwer gefallen, weil er zu Hause selbst viel gebastelt hat. "Ich habe Modellschiffe ohne Anleitung aus Metall und Holz gebaut."

Maximilian Stolzenberg mit seiner Urkunde.
Maximilian Stolzenberg mit seiner Urkunde. © privat

Die Arbeit bei Lange hat ihm immerhin so gut gefallen, dass für ihn feststand, Uhrmacher zu werden. In der zehnten Klasse bewarb er sich bei vier Glashütter Uhrenherstellern. Wempe reagierte zuerst. Die Personalabteilung aus Hamburg meldete sich für ein Telefoninterview. Kurz danach folgte die Einladung zum Bewerbungsgespräch nach Glashütte. Dort traf er Ausbildungschefin Elisabeth Gläser. Das Gespräch lief gut. "Es war einfach toll." Zwei Tage später hatte er die Zusage. Zeitgleich ging eine weitere Einladung zu einem anderen Bewerbungsgespräch ein. "Das habe ich aber abgesagt."

2017 begann er seine Lehre. Von Anfang an stand für Maximilian Stolzenberg fest, dass er nicht nach Glashütte ziehen wird. "Ich habe meine Freunde in Dresden." Glashütte sei eine hübsche Kleinstadt. Aber ihm war dort zu wenig los. "Am Wochenende hat nur der Dönerladen geöffnet." Der Dresdner zog es vor zu pendeln. Mit der Bahn gibt es eine gute Verbindung, sagt er. Nur im Winter habe es ab und zu Probleme gegeben, erinnert er sich. "Da bin ich auch mal auf der Strecke geblieben."

Großes Lob von den Ausbildern

Die Ausbildung hat ihm gut gefallen. Und das merkten auch Ausbilder wie Jörg Tamme, der ihn an der staatlichen Berufsschule im Bereich mechanische Uhren unterrichtete. "Maximilian war sehr fleißig. Er brachte sich mit interessanten Beiträgen aus seiner Arbeitswelt ein", erinnert sich der Berufschullehrer. Und auch Wempe-Ausbilderin Elisabeth Gläser ist voll des Lobes. "Herrn Stolzenberg ist ein äußerst talentierter Auszubildender, der immer sehr engagiert für seinen Beruf und für das Team ist." Er zeichne sich vor allem durch sein hohes Qualitätsdenken und seinen enormen Wissensdrang aus. Letztlich hat er zur Wempe-Erfolgsgeschichte beigetragen. Mit ihm stelle der Juwelier in den letzten fünf Jahren nach Lisa Holstein (2016) und Alexander Springhorn (2019) den dritten Bundessieger.

Maximilian Stolzenberg indes schätzte die Abwechslung in der Ausbildung. "Da Wempe ein Juwelier ist, arbeitet die Firma mit vielen Uhrenmarken." Es sind um die 30 Marken. "Wir arbeiten schon in der Ausbildung mit verschiedenen Uhren." Jeder Azubi wurde zu einem Markenbotschafter. Das heißt, jeder bekommt im ersten Lehrjahr eine Marke zugewiesen, mit der er sich intensiv beschäftigen muss. Maximilian bekam Tudor. Sein erster Gedanke damals: "Was ist das für eine Marke, von der habe ich noch nichts gehört?" Doch mit der Zeit gewann er die Marke, die eine kleine Schwester von Rolex ist, viel Gutes ab. Jetzt ist sie seine Lieblingsmarke.

Stationen in Hamburg, Stuttgart und Frankfurt

In seiner Lehre erlernte Maximilian die Grundfertigkeiten Sägen, Drehen und Feilen. Er konnte nicht nur in der Wempe-Uhrenproduktion in Glashütte mitarbeiten, sondern auch in der firmeneigenen Reparaturwerkstatt und im Service von mehreren Niederlassungen des Juweliers. In seiner dreijährigen Lehre war er in Hamburg, Stuttgart, Mannheim, Nürnberg und Frankfurt am Main in Filialen tätig.

Inzwischen hat Maximilian Glashütte und Sachsen verlassen. Er hat sich für eine der Wempe-Filialen entschlossen. "Die Arbeit in den Niederlassungen hat mir am Besten gefallen, vor allem der Kontakt mit den Kunden." Nun ist er in Nürnberg tätig. "Hier ist es sehr familiär." Als Serviceuhrmacher schaut er sich mit den Kunden die defekten Uhren an. "Kleine Reparaturen machen wir direkt im Haus, größere geben wir in unsere Zentralwerkstatt nach Hamburg", erzählt er. Auch privat geht es ihm gut. "Mit den Franken komme ich klar, wir reden beide komische Sprachen", sagt er und lacht dabei. "Ich wollte in einer Stadt arbeiten, die mir gefällt und die meiner Heimatstadt ähnelt." Und beide Kriterien erfüllt die fränkische Metropole.

Ein Foto aus der Ausbildung: Ausbilder Sebastian Lohbach erklärt Maximilian Stolzenberg, damals im ersten Lehrjahr, den Aufbau einer Großuhr.
Ein Foto aus der Ausbildung: Ausbilder Sebastian Lohbach erklärt Maximilian Stolzenberg, damals im ersten Lehrjahr, den Aufbau einer Großuhr. © Egbert Kamprath

Die gegenwärtige Corona-Krise spürt er zwar auch. Dennoch: "Uhren werden weiterhin gern gekauft. Vor den Lockdowns ist die Nachfrage nach hochwertigen, wertstabile Luxusgütern noch einmal gestiegen. Viele legen ihr Geld in Uhren an." Bei Firmen wie Rolex und Patek Philippe gibt es sogar Wartelisten." Es dauere Jahre, bis man seine Uhr bekommt. "Auch Glashütter Uhren werden gern gekauft."

Irgendwann möchte Maximilian seinen Meisterabschluss machen. "Das ist in Planung, aber ich weiß noch nicht wann. Ich möchte noch Erfahrungen sammeln." Auf den Meisterkurs bereitet er sich schon mal in seiner Freizeit vor. Der 19-Jährige hat sich zuhause eine Werkstatt eingerichtet, in der er seine Uhren repariert. Auf ein Gerät ist er besonders stolz: "Den Uhrenreinigungsautomat habe ich vom ehemaligen Chef der Hessischen Uhrmacherschule gekauft."

Und irgendwann möchte Maximilian Stolzenberg auch zurück nach Dresden. "Das ist meine Heimat. Und Sachsen ist der schönste Freistaat in Deutschland".

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