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Zinnwald in England und USA an der Börse

Das größte Lithiumvorkommen in Europa findet sich im Erzgebirge bei Zinnwald. Wie zwei Projekte um Investorengelder werben und was das mit Tesla zu tun.

Von Franz Herz
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Armin Müller, Geschäftsführer der Deutsche Lithium GmbH im Berg in Zinnwald. Er will den Lithium-Vorrat hier verwerten, ist damit aber nicht allein.
Armin Müller, Geschäftsführer der Deutsche Lithium GmbH im Berg in Zinnwald. Er will den Lithium-Vorrat hier verwerten, ist damit aber nicht allein. © Thomas Kretschel/kairospress

Das Lithium-Vorkommen auf dem Erzgebirgskamm ist jetzt auch an zwei der weltgrößten Aktienhandelsplätze vertreten, in London und New York. Unter Zinnwald lagert der größte Lithium-Vorrat in Europa. Auf der sächsischen Seite verfolgt die Deutsche Lithium GmbH das Projekt, hier ein Bergwerk und eine Aufbereitungsanlage zu errichten. Auf der böhmischen Seite in Cinovec hat die australische European Metal Holding mit dem teilweise staatlichen tschechischen Energieversorger CEZ ein Tochterunternehmen gegründet, die Geomet sro, um die dortigen Vorräte zu erkunden und zu verwerten.

Amerikanisches Geld für das tschechische Vorhaben

Beide Unternehmen haben inzwischen eine genaue Vorstellung davon, wie die Lithium-Vorräte unter den Füßen der Zinnwalder beschaffen sind und wie sie diese abbauen wollen. Aber sie wissen auch, dass diese Pläne viel Geld kosten. Um dieses zu beschaffen, sind beide Unternehmen jetzt an die Börse gegangen. European Metal Holding wird seit dem 15. Dezember an der Nasdaq in New York gehandelt, der größten elektronischen Börse in den USA, wie das Unternehmen informierte. Damit hofft es, Investoren aus den USA zu gewinnen.

2017 hat die Deutsche Lithium 15 Bohrungen gemacht, um den Lithiumvorrat im Gestein unterhalb von Zinnwald zu erkunden. Hier wurde direkt am Schaubergwerk gebohrt.
2017 hat die Deutsche Lithium 15 Bohrungen gemacht, um den Lithiumvorrat im Gestein unterhalb von Zinnwald zu erkunden. Hier wurde direkt am Schaubergwerk gebohrt. © Archiv/Frank Baldauf

Zinnwald Lithium an der Londoner Börse

An der Londoner Stock Exchange, der britischen Börse, werden seit Herbst die Aktien von Zinnwald Lithium gehandelt. Das ist die Folge eines Tauschgeschäfts, mit dem die Investoren der kanadischen Firma Bacanora neue Investoren für ihr Vorhaben in Zinnwald gewinnen wollen. Bacanora war zusammen mit dem Solarworld-Konzern Eigentümer der Deutsche Lithium GmbH. Allerdings konnte die insolvente Solarworld keine Investitionen finanzieren. Das haben die Kanadier alleine übernommen. Doch der Aufbau eines Bergwerks in Zinnwald und der zugehörigen Aufbereitung in Altenberg würde rund 50 Millionen Euro kosten. Diese Summe überfordert auch Bacanora.

Zudem will sich dieses Unternehmen auf ein Lithium-Projekt in Mexiko konzentrieren und sucht für Zinnwald andere Partner, die sich an der Finanzierung beteiligen. Darum hat Bacanora seine Anteile an der Deutschen an das ebenfalls britisch-kanadische Unternehmen Erris Resources weitergegeben. Das ist auf die Finanzierung von Rohstoff-Erschließungen in Europa spezialisiert. Bacanora stellt Erris sogar noch 1,35 Millionen Euro zur Verfügung, hält aber im Gegenzug 70 Prozent der Anteile an Erris, erhält einen Gewinnanteil und kann zwei der sechs Aufsichtsratsposten von Erris besetzen.

Als der Handel Ende Oktober bestätigt war, benannte sich Erris um zu Zinnwald Lithium PLC und wird jetzt unter diesem Namen an der Londoner Börse gehandelt. Somit kann sich das Unternehmen über die Börse finanzieren. Der Sitz von Zinnwald Lithium ist ebenfalls in London. Dort wird sozusagen der finanzielle Teil des Bergbauprojekts betrieben.

Der bergmännische Teil bleibt aber in Sachsen. Das Geschäft vor Ort treibt weiterhin Armin Müller, der Geschäftsführer der Deutschen Lithium, in Freiberg voran. Er ist mit seinem Vorhaben auch schon einen Schritt weiter, als seine tschechischen Nachbarn. Er hat bereits eine sogenannte bankfähige Machbarkeitsstudie, während für die tschechische Seite erst eine vorläufige Machbarkeitsstudie vorliegt.

Günstige Lage in der Nähe vieler Autofirmen

Im deutschen Teil der Lagerstätte sind 125.000 Tonnen Lithium zu gewinnen, hat die Studie der Deutschen Lithium ergeben. Der Vorrat auf der tschechischen Seite wird von Experten auf die doppelte Menge geschätzt.

Beide Unternehmen werben mit der zentralen Lage von Zinnwald in Mitteleuropa umgeben von namhaften Automobilherstellern und ihren Fabriken. In Deutschland wie in Tschechien ist die Automobilindustrie ein wesentliches wirtschaftliches Standbein. Besondere Hoffnung für die Lithium-Unternehmen weckt das Projekt von Tesla in Grünheide bei Berlin.

Das wäre sozusagen ein Großkunde vor der Haustüre. Denn nach heutigem Stand der Technik sind Lithium-Ionen-Akkus die wirtschaftlichste Lösung, um mobile Geräte mit Strom zu versorgen. Die Anwendungsmöglichkeiten für diese Akkus sind sehr vielfältig. Der Markt für Elektroautos wäre der Schlüssel zur Produktion in ganz großem Maßstab. Nun hoffen die Lithium-Unternehmer beiderseits der Grenze in Zinnwald, dass die Investoren in London und New York das genauso sehen.

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