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Döbeln und Waldheim bei Bauherren am beliebtesten

Corona hat den Immobilienmarkt in der Region befeuert. Auch Dresdner haben sich auf dem Land umgeschaut. Aber plötzlich geht die Nachfrage rapide zurück.

Von Cathrin Reichelt
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Döbeln gehört neben Waldheim in der Region zu den begehrtesten Orten, in denen Interessenten Bauland oder Eigenheime erwerben wollen.
Döbeln gehört neben Waldheim in der Region zu den begehrtesten Orten, in denen Interessenten Bauland oder Eigenheime erwerben wollen. © Dietmar Thomas

Region Döbeln. Die Region Döbeln ist bei Häuslebauern beliebt – wegen der Lage zwischen den Großstädten und den Preisen für Bauland. Aber auch sogenannte gebrauchte Eigenheime sind gefragt. Ein solches koste in Döbeln durchschnittlich 320.000 Euro. Im Vorjahr seien es noch 310.000 Euro gewesen.

Das geht aus dem gerade veröffentlichten Markt für Wohnimmobilien 2022 der Bausparkasse LBS und Empirica hervor. Erschlossenes Bauland sei für 95 bis 150 Euro zu haben. Der häufigste Preis liege in diesem wie im vergangenen Jahr bei 100 Euro.

„Das sind die Spitzen“, sagt Hans-Peter Dietrich vom SD Immobilien- und Hausverwaltungsdienst. Im Durchschnitt koste Bauland in ländlichen Bereichen zwischen 20 und 60 Euro. Grundstücke in Döbeln und Waldheim seien besonders begehrt. Allerdings wolle nicht jeder in neu erschlossene Wohngebiete wie das Walduferviertel in Döbeln oder die Sonnenhufe in Meinsberg.

Manch einer suche speziell nach Splitterflächen. „Es gibt auch in Leisnig, Roßwein und Hartha schöne Ecken“, fügt Dietrich hinzu. Schwieriger sei es, Grundstücke in Dörfern an den Mann zu bringen, in denen es keine oder nur eine minimale Busanbindung gibt. „Wer auf dem Land baut, muss schon sehr naturverliebt sein“, meint Dietrich.

Wohnungsmarkt stagniert

Manch einer suche auch nach vorhandenen Immobilien. Ein gebrauchtes Reihenhaus wechsle den Besitzer nach Angaben der LBS für durchschnittlich 180.000 Euro. Dabei liege die Preisspanne zwischen 95.000 und 300.000 Euro.

Eine neue Eigentumswohnung mit 80 Quadratmetern liege in Döbeln bei durchschnittlich 136.000 Euro. Der Quadratmeterpreis variiere je nach Ausstattung und Lage zwischen 1.350 und 2.500 Euro. Wer auf dem Gebrauchtmarkt zuschlagen möchte, müsse für eine Eigentumswohnung durchschnittlich 104.000 Euro zahlen.

Allerdings, so schränkt Hans-Peter Dietrich ein, stagniere der Markt für Eigentumswohnungen seit Jahren. „Wer sich Eigentum schaffen will, schaut erst einmal nach preiswertem Bauland“, so die Erfahrung des Maklers.

Die Käufer gehen mit den Preisen laut LBS-Immobilienbarometer 2022 sehr flexibel um. Jeweils zwei Drittel würden eine einfachere und kleinere Immobilie suchen und mehr Eigenleistung einbringen. Das bestätigt der Döbelner Immobilienexperte Dietrich. Die Spanne sei sehr groß. Er habe Immobilien für 4.000 bis zu knapp 700.000 Euro verkauft. Die günstigeren Objekte würden Interessenten kaufen, die handwerklich begabt seien und die Gebäude selbst ausbauen wollen.

Nach der LBS-Studie könnten sich 87 Prozent der Interessenten vorstellen, in eine günstigere Region auszuweichen. Das betrifft für die Region Döbeln besonders bau- oder kaufwillige Dresdner. „Sie schauen inzwischen über den Tellerrand und kommen in die Region“, sagt Dietrich. Schon so mancher Skeptiker habe vor Ort festgestellt, dass Döbeln eine gute Infrastruktur hat.

Käufer zahlen mehr als verlangt

Die Corona-Pandemie habe dem Immobilienmarkt befeuert. „Wer einigermaßen gut verdient, hat sich nach etwas Eigenem umgeschaut“, so Dietrich. Davon hätten die Verkäufer profitiert. Denn so manches Objekt wurde für einen höheren Preis als den im Gutachten ermittelten verkauft.

Inzwischen habe sich das Blatt aber gewendet. Statt der Euphorie der vergangenen beiden Jahre gebe es jetzt Zurückhaltung. „Noch vor wenigen Wochen habe ich abends ein Objekt ins Internet gestellt, es am nächsten Morgen wieder rausgenommen und hundert Anfragen abgearbeitet. Heute habe ich in demselben Fall zwar hundert Klicks aber keine Anfrage“, beschreibt Dietrich die Situation.

Hintergrund des Wandels seien die Zinsen, die im vergangenen Jahr noch bei einem Prozent lagen und inzwischen teilweise auf über drei Prozent gestiegen sind, die hohen Baupreise, die fehlenden Handwerker aber auch der Ukraine-Krieg.

Laut LBS-Gebietsleiter Götz Richter haben 51 Prozent der Interessenten ihr Bauvorhaben erst einmal verschoben. „Gut die Hälfte will mehr Eigenkapital ansparen und hofft zudem auf einen Zuschuss der Eltern, zum Beispiel in Form eines vorgezogenen Erbes.

Außerdem verzeichnen wir ein mit den Zinsen deutlich steigendes Interesse am Bausparen, um die Finanzierung vor künftigen Belastungssprüngen abzusichern“, erklärt Richter. Aber mit 30 Jahren Berufserfahrung sagt Hans-Peter Dietrich: „Wer in eine Immobilie investiert, macht nie etwas falsch.“