Döbeln. Der Parkplatz von Karls Erlebnis-Dorf sieht aus, als hätte der Freizeitpark schon geöffnet. Eine Menge Fahrzeuge stehen dort. Es sind die Autos von Bauarbeitern und Handwerkern. Um die 200 arbeiten auf der wahrscheinlich ungewöhnlichsten Baustelle des Landes mit.
Der Bauplatz gleicht einem Ameisenhaufen. Bauleute stehen auf Gerüsten und arbeiten an den Fassaden der Gebäude. Andere mauern Wände, baggern in der Erde. Riesige Radlader schaffen Erdreich von A nach B, Fundamente werden gegossen.
In diesem Gewusel steht der Chef des Ganzen. Robert Dahl hat Stiefel an den Füßen und eine rote Karls-Mütze unter dem Bauhelm. Auf die Karls-Warnweste ist mit Edding „Robert“ geschrieben.
Heizgebläse gegen Winterstarre
Mitten im Winter wird hier Döbelns Erlebnis-Dorf förmlich aus dem Boden gestampft. Erst im September war mit dem Bau begonnen worden. Der Bauherr tut alles, um den Eröffnungstermin zu Ostern dieses Jahres zu halten.
Dabei muss er ungewöhnliche Wege gehen. Wenn andere in Winterruhe erstarren, lässt Dahl einheizen. Überall stehen große Heizgebläse. Eine Fläche ist mit Folien abgedeckt, darunter stehen Erdbeerstiegen als Abstandshalter.
Heizer blasen warme Luft in den Hohlraum. Daneben wird schon gebaggert. „Das haben wir gestern aufgetaut. Jetzt können wir schachten. Ohne das ist der Boden viel zu hart“, erzählt Dahl.
An dieser Stelle sollen ein Spielplatz zum Thema Ausgrabungen entstehen, von denen es auf dem Karls-Gelände eine Menge gab. Dahl hat ein paar alte Baumaschinen kaufen lassen.
Ein W 50-Laster wird zur Rutsche umgebaut und am Arm eines Baggers werden künftig die Kinder schaukeln. Die Riesenrutschen, die die Firma Atlantics aus Döbeln für Karls fertigt, werden erst im kommenden Jahr aufgestellt, so Dahl.
Von einem großen Gebläse führt ein dicker Schlauch zu einem Tunnel aus Planen. In der beheizten Höhle mauern Bauarbeiter an der Sitzwand für den künftigen Spielplatz.
Billig ist die Heizerei nicht. Aber da ist Dahl ganz Kaufmann. „Das ist mehr Aufwand, aber die frühere Eröffnung macht das wieder wett. Das halbe Jahr, das wir vielleicht verlieren würden, bekämen wir nie wieder.“
Und Dahl hat noch einen Grund: Ein Erdbeerbauer hat im Sommer keine Zeit zum Bauen. Jetzt im Winter kann er jede freie Minute auf der Baustelle in Döbeln sein und die Projektleiterin und den Bauleiter unterstützen.
„Ich versuche mitzuhelfen, dass wir den Termin halten. Es gibt hier viele Entscheidungen zu fällen“, sagt Dahl. 25 bis 28 Millionen Euro wird Karls in Döbeln investieren.
Die Ziegel, die die Arbeiter vermauern, sind nicht neu. Karls hatte die Adler-Löwen-Kaserne in Elstal gekauft, um das dortige Erlebnis-Dorf um ein Ferienressort zu erweitern. Die Ziegel waren beim Abriss der Gebäude angefallen und werden jetzt wiederverwendet, sagt Dahl.
Er hat ein Faible für das "Upcycling" gebrauchter Materialien. Am Hauptgebäude ist eine Wand mit alten Brettern verkleidet. Das Dach über der Terrasse, unter dem künftig die Gäste Kaffee schlürfen, soll mit altem Wellbech gedeckt werden.
„Wenn man die alten Bleche, Ziegelsteine und Bretter kombiniert, das sieht traumhaft aus“, sagt Dahl. Das Material gewinnt Karls zum Teil selbst. „Die Leute bieten uns alte Gebäude an.“
Viele der künftigen Verkaufs- und Funktionsgebäude stehen schon. Eines soll einen Markt beherbergen, der „1921“ genannt wird. Nach dem Jahr, in der Namensgeber Karl – Dahls Großvater – seinen Landwirtschaftsbetrieb in Rövershagen gründete. Im Markt sollen Deko-Artikel und Wohnaccessoires verkauft werden.
In der kommenden Woche wird Estrich gegossen
Im Hauptgebäude wird in der kommenden Woche schon der Estrich gegossen, sagt Dahl. Insgesamt stehen hier 6.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Dort, wo jetzt ein paar Rohre aus dem Beton ragen, wird die Marmeladenküche stehen. An einer anderen Wand arbeiten die Installateure schon an den Toiletten für die Besucher.
Auch die Hofküche, der Manufakturenmarkt und das Tobeland werden in der riesigen Scheune unterkommen. Unter der Decke hat noch die riesige Teekannensammlung Platz und an einer Wand mehrere Tausend Eierbecher der Döbelner Sammlerin Christiane Hasenwinkel. „Die bringen wir in Blumenzwiebelkästen nach der Art der Setzkästen unter“, sagte Dahl.
Den Strom für den Betrieb des Erlebnis-Dorfes wird Karls zum großen Teil selbst erzeugen. Im Juni und Juli lässt sich sogar der gesamte Bedarf decken, sagte Dahl. Auf dem Dach des Haupthauses werden dafür Photovoltaikmodule aufgebaut. „Wir installieren ein Megawatt Leistung.“