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Geburtenhaus ist eine Alternative zur Klinik

Nur etwa eine Hand voll Geburten- oder Geburtshäuser gibt es im Freistaat. Eines davon befindet sich seit 2004 in Freiberg an der Oststraße.

Von Heike Heisig
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Symbolfoto: Im Freiberger Geburtenhaus kommen pro Jahr etwa 100 Babys zur Welt.
Symbolfoto: Im Freiberger Geburtenhaus kommen pro Jahr etwa 100 Babys zur Welt. © Fabian Strauch/dpa (Symbolbild)

Freiberg. Das in warmem Gelb gestrichene Gebäude sieht aus wie ein Einfamilienhaus. Vom Baustil her ist es das auch. Und einige der Räume sind genauso eingerichtet, wie mancher zu Hause gern wohnen würde. Doch es gibt auch Räume für Yoga und andere Kurse und natürlich solche, in denen die Kinder zur Welt kommen.

Auf eine familiär-entspannte Atmosphäre legen Ines Schulze und ihre Kolleginnen von Anfang an wert. Ines Schulze und Beate Lewinski haben das Geburtenhaus Freiberg 2004 gegründet. Eine Chefin gibt es nicht. „Wir sind alle ausgebildete, gleichberechtigte Hebammen“, sagten sie.

Im Geburtenhaus Freiberg werden ambulante Geburten angeboten. Im Normalfall dürfen die Mütter (und Väter) mit ihrem Nachwuchs dann nach vier bis fünf Stunden schon wieder nach Hause zurück. Idealerweise verlaufen die Geburten komplikationslos. „Falls doch einmal ärztliche Hilfe benötigt wird, dann arbeiten wir eng mit dem Krankenhaus in Freiberg, das nur wenige 100 Meter entfernt ist, zusammen“, so Ines Schulze.

100 Geburten im Jahr

Mehr als 1.000 Babys hat das Team im Geburtenhaus mittlerweile auf die Welt begleitet. „Wir haben rund 100 Geburten im Jahr“, sagt Ines Schulze. Auch bisher seien schon Frauen aus der Region Döbeln zum Entbinden nach Freiberg gekommen. Der Knackpunkt, den es dabei gibt, hat sie nicht abgehalten.

„Für die Nachbetreuung müssten sich die Frauen eine Hebamme in ihrer Region suchen. Wir vom Geburtenhaus übernehmen das im Umkreis von 20 Kilometern. Alles, was darüber hinaus geht, wird schwierig“, sagt Ines Schulze und verweist dabei auf entsprechende Vorgaben.

Frauen kommen wieder

Werbung für das Haus betreiben die Hebammen nicht. Sie freuen sich, dass Mütter und Väter weitersagen, dass ihnen die Geburt in der Atmosphäre, die das Haus bietet, gefallen hat. „Eine Geburt darf ruhig ein Erlebnis sein“, findet Ines Schulze.

Vielleicht kommen deshalb „etwa 50 Prozent der Frauen, die hier entbunden haben, zur nächsten Geburt wieder“. Das Konzept geht auf. Gerade hat Ines Schulze die Anmeldung einer Frau notiert, die ihren Nachwuchs erst im September erwartet.

Apropos Welt: An der Oststraße in Freiberg haben schon Frauen aus aller Welt entbunden. Das begründet das Hebammen-Team damit, dass die Studierenden an der Bergakademie aus vielen Ländern kommen und mitunter dann auch hier ihre Familien gründen oder vergrößern.

Klinik ist in der Nähe

Einen Trend hin zum Geburtenhaus, den sieht Ines Schulze nicht. „Für die meisten jungen Frauen hat offenbar die Sicherheit in einer Klinik Priorität“, so die Erfahrungen der Hebamme. Ein Maß an Sicherheit, das bieten auch Ines Schulze und ihre Kolleginnen. Bei einer Geburt sind immer zwei der Hebammen anwesend. Und die Klinik ist ganz in der Nähe.

Die Kapazität des Hauses ist im Moment überschaubar. Vier Frauen teilen sich im Moment in den Rund-um-die-Uhr-Dienst. Wegen dieses Pensums, so vermutet Ines Schulze, sei es auch relativ schwierig, neue Mitstreiter zu finden. Dabei sei sie inzwischen in einem Alter, in dem sie schon ans Weitergeben des Staffelstabes denke. Und: Mit neuen Mitarbeitern steige dann auch die Kapazität des Geburtenhauses.

Entfernung: 36 km (36 Minuten)

Kontakt: 03731/206137