SZ + Döbeln
Merken

Leisniger wollen mit Spendenaktion 100 Jahre alte Hängebuche retten

Als Ärztin weiß Elgine Tur de la Cruz, was es heißt, Leben zu retten. Gleiches möchte sie jetzt für einen alten Baum tun. Der steht im Stadtpark Leisnig. Aber wie lange noch?

Von Heike Heisig
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Neben Straßenbäumen kontrolliert Stadtgärtner Steffen Holz auch regelmäßig die Bäume im Stadtpark in Leisnig.
Neben Straßenbäumen kontrolliert Stadtgärtner Steffen Holz auch regelmäßig die Bäume im Stadtpark in Leisnig. © SZ/DIetmar Thomas

Leisnig. Was in Leisnig schon mehrfach geklappt hat, soll jetzt noch einmal erfolgreich praktiziert werden: alles zu tun, um einen augenscheinlich alten Baum zu retten.

Das aktuelle „Sorgenkind“ steht im Stadtpark oberhalb der Johannistalstraße. Dort gibt es einige sehr alte Bäume. An einem hat Steffen Holz, Stadtgärtner und Leiter der Baumschutzkommission, in einem Astloch eine Faulstelle entdeckt. Die könnte seiner Einschätzung nach dazu führen, dass der Baum zu einer Gefahr für diejenigen wird, die im Stadtpark spazieren gehen.

Kommune kann sich Gutachten nicht leisten

Soweit muss es aber nicht kommen. Ob und mit welchen Mitteln der Baum idealerweise gerettet werden kann, soll ein Vitalitätsgutachten zeigen. Ein Angebot dafür gibt es schon. Kostenpunkt: 1.280 Euro.

„Da der Haushaltsplan der Kommune wieder sehr eng bemessen sein wird, kann die Stadt das Geld dafür nicht aufbringen“, sagt Elgine Tur de la Cruz. Die Ärztin ist Stadträtin und Vorsitzende der Fraktion Die Linke/Bündnis Grüne. In dieser Funktion habe sie mit dem Bürgermeister gesprochen und grünes Licht für eine Spendenaktion für dieses Gutachten bekommen.

„Möglichst bis Ende Februar soll das Geld zusammen sein“, sagt Tur de la Cruz. Schließlich müsse relativ zeitnah eine Entscheidung über die Zukunft des Baumes getroffen werden.

„Kann das Geld für das Gutachten nicht aufgebracht werden, dann droht aus Sicherheitsgründen vorsorglich die Säge“, so die Stadträtin. Sie bittet deshalb: „Helfen Sie mit Ihrer Spende, dies zu verhindern.“

Was ein alter Baum für die Menschen tut

Elgine Tur de la Cruz hofft, dass sich ihre Theorie durch das Gutachten bestätigen lässt. „Bestenfalls ist die Faulstelle nur örtlich begrenzt, weil sie über Jahre hinweg eine Nisthöhle war.“

Dass diese jetzt feucht ist, darüber wundert sich die Stadträtin nicht wirklich. Ihre Erklärung: „Gerade wetterte es dort ziemlich hinein und die Nässe sammelt sich an.“

Die Ärztin hofft, dass sich viele Leisniger für die Aktion begeistern und sich mit Spenden beteiligen. Schließlich geben die Bäume einiges zurück – saubere Luft und Lebensqualität zum Beispiel.

In einem Projekt mit den Oberschülern haben die Leisniger Heimatfreunde besondere Bäume im Stadtpark sowie auf dem Friedhof in Leisnig gekennzeichnet.
In einem Projekt mit den Oberschülern haben die Leisniger Heimatfreunde besondere Bäume im Stadtpark sowie auf dem Friedhof in Leisnig gekennzeichnet. © SZ/DIetmar Thomas
In diesem Astloch der Hänge-Buche hat Steffen Holz eine Faulstelle entdeckt. Ob dies auf tieferliegende Schäden hindeutet, soll untersucht werden.
In diesem Astloch der Hänge-Buche hat Steffen Holz eine Faulstelle entdeckt. Ob dies auf tieferliegende Schäden hindeutet, soll untersucht werden. © SZ/DIetmar Thomas

„Dieser Baum steht mit ungefähr 100 Jahren in der vollen Blüte und Leistungsfähigkeit seines Lebens. Denn Hängebuchen haben eine Lebenserwartung von 300 bis 400 Jahren. Das wiederum heißt, der Baum im Stadtpark ist grade um die 20 bis 25 Menschenjahre alt. Und genau in diesem Alter erreicht er erst seine volle Leistungsfähigkeit bezüglich der Kohlendioxid-Aufnahme und Sauerstoff-Produktion“, so die Stadträtin.

Neuanpflanzungen wären demnach kein sofortiger Ersatz. Nötig seien diese dennoch, und zwar für die Enkel- und Urenkelgeneration.

Nicht immer erfolgreich

Dass sich betagte Bäume durchaus retten lassen, haben die Mitstreiter vom Heimatverein und die Mitarbeiter der Kommune mehrfach bewiesen. Auf dem Kirchplatz steht nach wie vor die Lutherbuche.

Auch für die wurde ein mit Spenden finanziertes Gutachten erstellt und die Empfehlungen hat Uwe Reichel, Chef des Heimatvereins, umsetzen lassen. Die alte Linde an der Chemnitzer-/Ecke Gartenstraße wurde extrem gestutzt, um sie zu erhalten.

Keine Rettung gab es dagegen für die Böttgerlinde an der Jahnstraße oder eine alte Kastanie zwischen Jahnstraße und Sachsenplatz. Letztere ist dem Neubau der Verbindungstreppe gewichen. Vorher musste der Baum über Jahre ein Stützkorsett tragen.

So können Sie spenden

  • Spenden für das Vitalitätsgutachten:
  • Empfänger: Stadt Leisnig,
  • IBAN: DE96 8605 5462 0034 9200 01 (Sparkasse Döbeln),
  • Kennwort: Hängebuche
  • Eine Spendenbox steht auch in der Allgemeinarzt-Praxis von Elgine Tur de la Cruz, Würkertstraße 1, in Leisnig.