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Wie der Leisniger Superintendent die Zukunft der Kirche sieht

Seit reichlich drei Jahren leitet Dr. Sven Petry den Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz. Der Start war alles andere als ideal. Was seitdem die größten Herausforderungen waren und weshalb er ohnehin lieber nach vorn als zurückblickt.

Von Heike Heisig
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Dr. Sven Petry bereitet als Superintendent die nächste Reform des Kirchenbezirkes Leisnig-Oschatz mit vor.
Dr. Sven Petry bereitet als Superintendent die nächste Reform des Kirchenbezirkes Leisnig-Oschatz mit vor. © Lars Halbauer

Leisnig. Wer neu anfängt, möchte sich gern vorstellen und sehen, mit wem er es künftig zu tun hat. So sah auch der Plan von Sven Petry aus.

Als er im Sommer 2020 nach Leisnig kam, um hier Superintendent der Ephorie zu werden, hatte er genau das vor: die Gemeinden besuchen, sich den Leuten beim Kaffeetrinken vorstellen.

Aber Pustekuchen. 2020 und 2021 waren die Kontakt-Möglichkeiten aufgrund der Corona-Pandemie beschränkt.

Versäumtes aufgeholt

„Im vergangenen und in diesem Jahr habe ich einiges aufgeholt, aber nicht so systematisch, wie ich es gern gemacht hätte“, gibt Sven Petry zu. „Manches lässt sich auch schlecht nachholen.“

„Seinen“ Kirchenbezirk hat der gebürtige Lemgoer dennoch gut im Blick. Eine Karte hängt an der Tür gegenüber seinem Schreibtisch. Zu beiden Seiten befinden sich Regale, beinahe bis unter die Decke mit Büchern gefüllt.

Aktuell vereint die Ephorie 24 Kirchgemeinden in den Regionen Oschatzer Land, Hartha, Döbeln, Roßwein-Niederstriegis, Hainichen sowie Rochlitz-Wechselburg und Mittweida. Letztere waren 2019 zur Ephorie gekommen.

Von Leisnig aus, ziemlich zentral im Kirchenbezirk gelegen, erreicht er die meisten Gemeinden in höchstens einer Stunde Autofahrt. „Ich habe schon alle der mehr als 120 Kirchtürme gesehen, mindestens im Vorbeifahren“, sagt Petry mit einem Schmunzeln.

„In allen Gemeinden einen Gottesdienst zu halten, das hab‘ ich aber noch nicht geschafft“, gibt er zu.

Jeden Sonntag unterwegs

Trotzdem ist der Chef des Kirchenbezirkes jeden Sonntag unterwegs, um vor allem dort vor die Christen zu treten, wo Pfarrstellen vakant oder Pfarrer durch Krankheit ausgefallen sind.

Mindestens ein Mal im Monat sei er zum Beispiel in der Region Geringswalde, Waldheim, Leisnig, Hartha und Zschaitz, relativ selten bisher in Roßwein und Hainichen oder inzwischen in Mittweida. „Die Bereiche sind personell relativ gut besetzt“, begründet er.

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Inzwischen fühle sich Sven Petry in seinem Amt und in Leisnig „ganz wohl“, sagt der Vater von sieben Kindern. Hier und da knirsche es zwar, „aber ich habe nicht den Eindruck, dass das an meiner Person, sondern an der Situation liegt“, so seine Einschätzung.

Die Situation ist, dass sich die Kirche nach wie vor im Wandel befindet. Immer mehr Mitglieder kehren der Kirche den Rücken. Aktuell zählt die Ephorie noch 27.000 Gemeindemitglieder.

Den Prognosen zufolge werden es im Jahr 2040 nur noch 16.000 sein. Es ist abzusehen, dass sich noch mehr Kirchgemeinden zu größeren Einheiten zusammenschließen müssen und trotzdem insgesamt weniger hauptamtliches Personal zum Einsatz kommen kann.

Weichen für Zukunft stellen

Die nächsten Weichen für die Zukunft der Kirchgemeinden im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz werden bei einer Synode in Hartha Ende November gestellt. Petry selbst hat sich als Ziel gestellt, die Mitglieder schon jetzt auf das vorzubereiten, was ab 2040 zu bewerkstelligen ist.

„Vieles, was wir jetzt schon andiskutiert haben, ist langfristig sinnvoll. Das heißt für einige Gemeinden nur, dass sie sich etwas früher in Bewegung setzen müssen“, erklärt er seine Strategie. Die hält er auch deshalb für richtig, um Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen und Gemeindemitgliedern langfristig Perspektiven zu geben.

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Als seine Aufgabe sieht es der Superintendent, die Menschen in der Region in einer Zeit, in der sich viel verändert, zu begleiten, den Weg der Modernisierung mitzugestalten. „Das kann nicht ohne Konflikte abgehen“, ist er sich sicher.

Angesichts dessen sieht er auch noch schwere Aufgaben auf sich zukommen. Nicht leicht fallen wird Sven Petry zum Beispiel, „den Leuten zu vermitteln, dass Stellen nicht mehr besetzt werden“.

Das sei nie einfach. Auch, dass Stellen wegfallen, sei absehbar. „Das heißt aber nicht, dass irgendjemand schlechte Arbeit abliefert“, sagt er.

Besondere Herausforderungen

Diese Personalgespräche im Zusammenhang mit weiteren Reformen sieht er als eine der nächsten Herausforderungen. Eine sehr emotionale habe er 2022 meistern müssen: die Beerdigung des Dahlener Pfarrers.

Das sei ihm einerseits unglaublich nahe gegangen. Die Rückmeldungen hätten auf der anderen Seite aber auch gezeigt, dass er etwas bewirken, Trost und Zuversicht spenden könne.

Die Kirche sieht Sven Petry insgesamt und regional vor der Herausforderung, „in der Fläche präsent zu bleiben“. Die Gefahr, „zu verdunsten“, sehe er an manchen Orten. Was er sich für die Region Döbeln-Oschatz wünsche?

„Schön wäre, wenn wir auch in Zukunft fröhlich erzählende Gemeinschaften haben, die sich gegenseitig unterstützen“, zeichnet er sein Bild vom Gemeindeleben um die mehr als 120 Kirchtürme. Daran wolle er gern mitarbeiten.