SZ + Döbeln
Merken

Warum KVB in Großweitzschen mehr Mobilität braucht

Im Institut für Konstruktion und Verbundbauweisen in Großweitzschen wird geforscht und produziert. Die Ingenieure pendeln. Doch eine schnelle Zugverbindung in die Großstädte ist nur ein Wunsch an die Politik.

Von Lea Heilmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Geschäftsführer Markus Mütsch (v.l.), technischer Leiter Martin Semsch und Mitarbeiter Martin Zißler gaben Landtagsabgeordneten Henning Homann (SPD) einen Einblick in die Arbeit der Firma KVB.
Geschäftsführer Markus Mütsch (v.l.), technischer Leiter Martin Semsch und Mitarbeiter Martin Zißler gaben Landtagsabgeordneten Henning Homann (SPD) einen Einblick in die Arbeit der Firma KVB. © Dietmar Thomas

Großweitzschen. An einer Maschine werden Glasfaser aufgefädelt, die später zu Ringen verarbeitet werden. Zwei Frauen arbeiten konzentriert an einer Werkbank. Das Geräusch der Fräse übertönt alles andere, bis es plötzlich aufhört. Der Grund: Es gab ungewöhnlichen Besuch am Montag, den SPD-Landtagsabgeordneten Henning Homann. Um ihm den Betrieb zeigen und vor allem erklären zu können, musste es doch dann doch etwas ruhiger sein als sonst.

Die Angestellten ließen sich davon aber nicht beirren, lediglich Martin Zißler wurde kurz gestört, um die Funktionsweise des Druckbehälters, an dem er momentan arbeitete, zu erklären. 25 Menschen arbeiten zur Zeit im KVB Institut für Konstruktion und Verbundbauweisen im Gewerbegebiet Mockritz. Der Trend ist steigend, im Januar haben zwei Neue angefangen, im März wird die nächste Person folgen. Der Großteil des Fachpersonals, das in der Technik und Verwaltung arbeitet, stammt aus der Region. Viele der Ingenieure wohnen in Dresden.

Da ist es naheliegend, dass Mobilität ein Punkt ist, den die Firma beschäftigt. Martin Semsch, technischer Leiter, betonte daher, wie wichtig eine Direktverbindung nach Dresden ist, die momentan noch fehlt. Nach Leipzig gebe es die zwar, die dauere aber noch recht lange. Diese Problematik sei auch Henning Homann bekannt. "Wenn ich das nicht ändern kann, wer dann?", fragte er schon fast herausfordernd, bevor er lachte.

Geschäftsführer wünscht sich mehr politische Unterstützung

Wie Semsch weiter sagte, ist eine gute Verkehrsanbindung grundlegend. In dem Betrieb pendeln mehr als die Hälfte der Mitarbeiter. Früher waren auch viele Ingenieure aus Leipzig und Chemnitz an dem Institut tätig. Döbeln liege eigentlich ziemlich gut, sagte Semsch. „Aber die Strahlkraft von den drei sächsischen Großstädten nach Döbeln gibt es noch nicht“. Dem stimmte auch Homann zu, sein Wunsch für die Zukunft sei es, genau das für die Region zu stärken.

„Mit Wasserstoff und Recycling hat das KVB zwei heiße Eisen im Feuer. Auch dass der Betrieb produziert und forscht, ist außergewöhnlich, gerade im Osten und dann noch in Döbeln“, sagte der Landtagsabgeordnete. Geschäftsführer Markus Mütsch zeigt mit seiner Firma, dass dies auch abseits von den Großstädten funktionieren kann, umso wichtiger ist aber die politische Unterstützung, die ihm und seinem technischen Leiter teilweise fehlen.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Die Sächsische Industrieforschungsgemeinschaft, ein Zusammenschluss der außeruniversitären Forschung, brauche eine größere Lobby, sagte Semsch. Homann stimmte ihn zu, brachte aber auch entgegen, dass das Geld für die Institute gestiegen sei, von anfänglich drei auf sieben Millionen Euro Förderung.

Der Wunsch von Geschäftsführer Mütsch ist es, dass das KVB genauso gestellt ist wie andere, größere Institute. Auch der technische Leite, r betonte bei dem Rundgang die Wichtigkeit politischer Unterstützung. „Seitdem wir größer sind, ist es besser geworden. Jedoch wurden wir anfangs auch bei der Leichtbau-Allianz Sachsen nicht mitberücksichtigt“. Mittlerweile ist der Betrieb eins von 15 institutionellen Mitgliedern.

Mehr Forschung im Bereich Wasserstoff

Zumindest auf Bundesebene ist eine gewisse Sichtbarkeit da. Vom Bundeswirtschaftsministerium erhielt das KVB eine Förderung in Höhe von einer Million Euro, gemeinsam mit seinem Projektpartner Cotesa. Bei dem Projekt geht es um Wasserstoff-Tanks für Kleinflugzeuge. Die Prototypen, die teilweise neun Meter lang sind, liegen bereits in der Halle des Betriebs. Das nächste Ziel ist nun, diese so weiterzuentwickeln, dass sie auf den Markt kommen können.

Und auch sonst wächst das Unternehmen weiter. Neben den drei Neueinstellungen sollen bis Dezember weitere Mitarbeiter eingestellt werden, jedoch langsam und stetig, wie Mütsch betonte. Auch in neue Maschinen, wie eine Presse und Fräse, hat die Firma investiert.

Der Umzug sei noch nicht komplett abgeschlossen, sagte Mütsch. Etwa ein Drittel der Fläche wird momentan als Abstellraum genutzt, soll aber in Zukunft auch mit Maschinen gefüllt werden, erklärte Martin Semsch. So will die Firma ihre Wasserstoff-Forschung weiter voranbringen, beispielsweise mit Geräten, die die Dichte von Wasserstoff-Behältern prüfen können. Das Unternehmen will sich auch dem Thema Bio-Fasern wieder mehr annehmen, durch den Umzug sei das etwas ins Stocken geraten.

Abschließend zu seinem Besuch sagte Henning Homann, dass er es wichtig findet, dass in die Region investiert wird. Für die Entwicklung eines Standorts sind neue Ideen dringende Voraussetzungen. „Ich freu mich, dass das KVB vom Bund gefördert wird, jetzt müssen wir schauen, dass wir auch auf der Landesebene flexibler werden“.

Nach seinem Besuch im Gewerbegebiet Mockritz ging es für den Landtagsabgeordneten noch in die Elbe-Stahlwerke Feralpi in Riesa und zu dem Cateringunternehmen Wilfried Hänchen.