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Wo die Feuerwehr einst mit Hakenleitern ausrückte

Die Kriebethaler Ortsfeuerwehr feiert am Sonnabend ihr 150-jähriges Bestehen. Wo der erste Einsatz war und was sich die Kameraden wünschen.

Von Elke Braun
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Bei Auto-Gärtner in Reinsdorf haben die Feuerwehrleute aus Kriebethal das Zerlegen eines Autos mit Schneid- und Spreiztechnik geübt. Eine solche Vorführung wird es auch am Sonnabend anlässlich der 150-Jahrfeier in Kriebethal geben.
Bei Auto-Gärtner in Reinsdorf haben die Feuerwehrleute aus Kriebethal das Zerlegen eines Autos mit Schneid- und Spreiztechnik geübt. Eine solche Vorführung wird es auch am Sonnabend anlässlich der 150-Jahrfeier in Kriebethal geben. © SZ/DIetmar Thomas

Kriebethal. Vom Großbrand bis zur Rettung eines abgestürzten Bergsteigers – die Liste der Einsätze, die die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kriebethal absolviert haben, ist lang. Kein Wunder, denn mittlerweile blickt die Ortsfeuerwehr der Gemeinde Kriebstein auf 150 Jahre ihres Bestehens zurück.

Im Jahr 1873 war die Feuerwehr als Freiwillige Fabrikfeuerwehr von Paul Rieke und Paul Grosche gegründet worden. Das hing eng mit der Gründung der Papierfabrik Kübler & Niethammer zusammen.

Um diese Zeit erfuhr auch der Brandschutz einen Aufschwung und Freiwillige Feuerwehren wurden vielerorts gegründet – so auch in Kriebethal.

Erster Einsatz ist im Jahr 1874 belegt

Der erste in der Chronik belegte Einsatz war der Brand des Wohnhauses der Familie Voigtländer in Kriebethal im Jahr 1874. Schon damals hatte es heftige Unwetter gegeben.

Bei einem Gewitter schlug in der Region etwa 20 Mal der Blitz ein, unter anderem auch in dem Wohnhaus der Familie.

In den ersten Jahren war die Ortsfeuerwehr primitiv ausgerüstet. Los ging es mit vier Hakenleitern, einer Anstell-Leiter und einem bescheidenen Schlauchbestand.

Heute stehen ein Tanklösch- und ein Löschgruppenfahrzeug sowie ein Einsatzleitfahrzeug im Gerätehaus. Außerdem verfügen die Kameraden über ein Schlauchboot.

In den zurückliegenden 25 Jahren sind Ingo Geißler, der seit 1994 Ortswehrleiter ist, vor allem die Einsätze während der Hochwasser 2002 und 2013 in Erinnerung geblieben.

Im August 2002 war die unmittelbar an der Zschopau gelegene Papierfabrik Kübler & Niethammer besonders betroffen. Bei dem Hochwasser elf Jahr später sei Kriebethal dagegen glimpflich davon gekommen.

Großbrand in Gaststätte "Seeblick" und Reh im Pool

Im Jahr 1996 hatte es einen Großbrand in der Gaststätte „Seeblick“ gegeben, bei dem die Kameraden gefordert waren. „2015 haben wir mal ein Reh aus einem Pool gerettet. Dieser Einsatz gehört eher zu den außergewöhnlichen“, so Geißler.

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Wegen des hohen Waldbestandes im Einsatzgebiet sind die Kameraden in den zurückliegenden Jahren immer wieder wegen Sturmschäden alarmiert worden. Besonders schlimm war es laut Ingo Geißler im Jahr 2018.

Da war gleich im Januar ein Sturmtief auch über Kriebstein hinweggefegt und hatte großen Schaden angerichtet. Im Juni kam schon der nächste heftige Sturm. Außerdem gab es 2018 wegen des trockenen und heißen Sommers zahlreiche Feld- und Waldbrände, zu denen die Ehrenamtlichen ausrücken mussten.

Einsatzfähigkeit war trotz Corona gewährleistet

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch vor der Kriebethaler Ortsfeuerwehr nicht haltgemacht. „Wir mussten alles herunterfahren, Dienste und Übungen waren nicht möglich. Die Einsatzfähigkeit konnten wir trotzdem durchgängig gewährleisten“, so der Ortswehrleiter.

Erst vor wenigen Wochen unterstützten die Kameraden beim Retten eines abgestürzten Bergsteigers an der Talsperre an einer schwer erreichbaren Stelle. „Da haben wir mit unserem Boot den Rettungsdienst zu dem Verletzten gebracht“, so Ingo Geißler.

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Hilfe leisteten die Kriebethaler auch bei dem tödlichen Unfall zwischen Greifendorf und Reichenbach Ende Mai, bei dem ein Ford-Fahrer ums Leben kam. „Solche Einsätze beschäftigen einen noch lange danach“, so Ingo Geißler.

In Sachen Löschwasserversorgung sei die Ortsfeuerwehr derzeit gut aufgestellt. „Wir können Wasser aus der Zschopau nehmen“, sagt er. „Da kommen wir in der Ortschaft gut hin.“ Schwieriger sei es bei Einsätzen am oder im Wald, wo kein Gewässer in der Nähe ist.

Momentan leisten 17 Ehrenamtliche ihren Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr Kriebethal. „Außerdem haben wir mehrere sogenannte Hopper, die im Notfall von der Feuerwehr Hainichen einspringen können.“

Über eine eigene Jugendfeuerwehr verfügen die Kriebethaler nicht mehr. „Unser Nachwuchs wird bei der Feuerwehr Waldheim ausgebildet“, erklärt Ingo Geißler.

Die Kriebethaler ist eine von vier Ortsfeuerwehren der Gemeinde Kriebstein. Weitere gibt es in Grünlichtenberg, Höfchen und Reichenbach.

Tag der offenen Tür und Freibier

Anlässlich der Feier zum 150-jährigen Bestehen verwandelt sich der Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus in Kriebethal am Sonnabend, 17. Juni, von 10 bis 17 Uhr, in ein Festgelände.

Um 10 Uhr werden Bürgermeisterin Maria Euchler (FWK) und Ingo Geißler das Fest eröffnen. Dabei wird ein Fass Freibier angestochen. Die Jahnataler Blasmusikanten spielen zum Frühschoppen auf.

Mittagessen gibt es aus der Gulaschkanone, außerdem werden Grillspezialitäten angeboten. Ab 13 Uhr wollen die Feuerwehrleute ihre Technik und ihre Leistungen präsentieren.

Unter anderem demonstrieren die Kriebethaler, wie mit Spreiz- und Schneidtechnik im Ernstfall ein Fahrzeug zerlegt wird. Auch der Einsatz während einer Fettexplosion soll gezeigt werden. Für die kleinen Gäste gibt es eine Bastelstraße, Kinderschminken, eine Hüpfburg und ein Glücksrad.