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So viel Geld können die Döbelner ausgeben

Der Einzelhandel hat sich in der Region Döbeln stark verändert. Das hat Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten.

Von Lea Heilmann
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Nicht nur die Kaufkraft der Menschen in der Region Döbeln ist sehr unterschiedlich, auch der Anteil des Geldes, das sie vor Ort und für Bestellungen im Internet ausgeben.
Nicht nur die Kaufkraft der Menschen in der Region Döbeln ist sehr unterschiedlich, auch der Anteil des Geldes, das sie vor Ort und für Bestellungen im Internet ausgeben. © Symbolfoto/Archiv: Dietmar Thomas

Region Döbeln. Anfang des Jahres schloss der Penny in Leisnig, zwei weitere Geschäfte werden folgen. Gerade in Kleinstädten geben Geschäftsinhaber öfter auf, teils mit großen Auswirkungen für die Menschen, die in den jeweiligen Orten wohnen.

Wie sich der Einzelhandel in den vergangenen Jahren in der Region Döbeln entwickelt hat, darauf gibt der Handelsatlas Antworten. Herausgegeben wurde er vom Sächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Zusammenarbeit mit den drei sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung. Für die Region Döbeln liefert er vier interessante Erkenntnisse.

Der Einzelhandel geht überwiegend zurück

Ein Indikator, wie sich der Handel über die Jahre entwickelt hat, sind die bestehenden Verkaufsflächen. Im Zeitraum von 2015 bis 2022 haben die Flächen im Landkreis Mittelsachsen um 1,25 Prozent zugenommen. Es ist der einzige Landkreis in der Region Chemnitz, der einen Zuwachs verzeichnen konnte.

Rund um Döbeln sieht der Trend allerdings anders aus. In Döbeln hat sich die Fläche seit 2015 um fast fünf Prozent verringert. In den vergangenen sieben Jahren haben neun kleinere Läden geschlossen, wie der Bäcker Hampel 2019. Trotz der Schließungen hat Döbeln im Vergleich zu Sachsen und der Region Chemnitz überdurchschnittlich viel Fläche.

Dieser hohe Wert lässt sich laut Cindy Krause, Geschäftsführerin der IHK Chemnitz, durch die Ansiedlungs- und Investitionstätigkeit der Kommunen erklären: „Mit Einzelhandelskonzepten können Kommunen Ansiedlungen strategisch steuern und Schwerpunkte für den Einzelhandel festlegen“. In Döbeln gelinge das sehr gut, vor allem durch den Stadtwerbering, der sich für verkaufsoffene Sonntage, Einkaufserlebnisse oder den Einkaufsgutschein einsetzt, sagte sie weiter.

Auch Roßwein schließt sich dem Negativtrend an, mittlerweile gibt es dort knapp sieben Prozent weniger Fläche. Dazu beigetragen hatte unter anderem auch die Schließung der "Spielewelt Lindner". 25 Jahre war das Geschäft am Roßweiner Markt zu finden, ehe es 2021 schloss.

Sehr deutlich nach unten ging es in Hartha. Im Zeitraum von 2015 bis 2022 ging ein Drittel der Verkaufsfläche verloren. Knapp 850 Quadratmeter weniger gab es im vergangenen Jahr. Ein Beispiel ist Intersport, der 2016 seine Pforten schloss. Doch Besserung ist in Aussicht. An der Dresdner Straße soll ein neues Nahkaufzentrum entstehen, in das der Edeka aus der Innenstadt sowie Aldi und Kik einziehen werden. Dadurch könnte auch die Verkaufsflächen wieder über das Niveau von 2015 steigen.

In Waldheim erhöhte sich die Verkaufsfläche um 0,06 Prozent. Grund dafür war zum einen die Vergrößerung der Rossmann-Filiale, nachdem sie 2019 im Obermarktcenter wiedereröffnete oder die NKD-Filiale die in den alten Standort der Drogerie gezogen ist. Jedoch gab es auch Schließungen wie der Nahkauf in der Waldheimer Innenstadt. Knapp ein Jahr später folgte dort wiederum der CAP-Markt.

Noch mehr Plus verzeichnen konnte Leisnig. Fast drei Prozent mehr Verkaufsfläche gab es 2022. Dazu führte unter anderem die Eröffnung einer dm-Filiale im vergangenen Jahr oder den Neubau des Aldis. Doch seit Ende des Jahres ist die Stadt von einem kleinen Ladensterben betroffen. Im November verabschiedete sich die Filiale des Meißner Frucht- und Getränkehandels, im Januar folgten der Penny und das Handelshaus von Karsten Müller. Die Schließungen sind jedoch doch nicht im Handelsatlas verzeichnet.

Laut Cindy Krause hängen die Schließungen auch damit zusammen, dass sich mit zunehmender Verkaufsfläche der Wettbewerbsdruck unter den ansässigen Einzelhändlern erhöht. Dazu komme aber auch, dass sich der Einzelhandel in einem Transformationsprozess befindet.

„Um zukünftig wettbewerbsfähig zu sein, gilt es die Generationennachfolge zu organisieren, die Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsprozessen voranzutreiben, steigende Kosten umzulegen und sich immer wieder neu zu erfinden, um attraktiv zu sein“, sagte Krause.

Leisniger haben das meiste Geld zur Verfügung

Der Atlas nennt es „die Kaufkraft pro Kopf“ – das ist das Geld, das die Menschen zur Verfügung haben und in einem Jahr ausgeben. Deutschlandweit liegt dieser Betrag bei 6.760 Euro. Sowohl der sächsische als auch der mittelsächsische Durchschnitt liegen deutlich darunter.

Die Leisniger haben in der Region das meiste Geld zur Verfügung – 6.007 Euro. Sie liegen damit über dem mittelsächsischen Durchschnitt. Alle anderen Städte rutschen unter die 6.000-Euro-Grenze. So geben die Döbelner knapp 5.900 Euro, die Harthaer 5.940 Euro aus.

Am wenigsten Geld steht den Menschen aus Roßwein zur Verfügung. Es sind 5.650 Euro. Damit ist die Stadt das Schlusslicht in den größeren mittelsächsischen Gemeinden. Wie Cindy Krause erklärte, hängt eine niedrige Kaufkraft letztendlich mit einem vergleichsweise niedrigeren Durchschnittseinkommen in der Stadt zusammen.

Die Menschen geben ihr Geld vor allem für fünf Dinge aus

Den größten Anteil an den Ausgaben machen Lebensmittel aus. Fast die Hälfte aller Ausgaben tätigen die Menschen im Supermarkt, beim Bäcker oder Fleischer. Durchschnittlich 687 Euro gehen für das Sortiment im Baumarkt, Pflanzen oder die tierischen Familienmitglieder drauf.

Sieben Prozent des Geldes wird für die Anschaffung von Elektronik oder sonstigen Haushaltsgeräten genutzt, gefolgt von Einkäufen in der Drogerie oder Apotheke. Jede Person gibt im Durchschnitt etwa 380 Euro für Kleidung aus.

Die Roßweiner haben ein anderes Online-Einkaufverhalten

Durchschnittlich geben die Menschen in Döbeln, Hartha, Leisnig und Waldheim 882 Euro für Onlinekäufe aus. Bei den Roßweinern ist es etwas mehr als die Hälfte, 450 Euro. Aber auch wofür die Roßweiner online mehr Geld ausgeben, unterscheidet sich stark von den anderen.

Während bei den Döbelnern, Harthaern und Waldheimern die Ausgaben für Sportartikel, Camping und Fahrrädern rund ein Drittel Online-Anteil an der Gesamtkaufkraft betragen, sind es bei den Menschen aus Roßwein 177 Prozent. Diese Dinge kaufen die Roßweiner also fast doppelt so oft online als vor Ort.

In allen anderen Bereichen wie Drogerie und Apotheke, Kleidung oder Zeitungen und Zeitschriften ist der Online-Anteil in Roßwein nur halb so hoch wie in den anderen Orten. Auch der gesamte Online-Anteil beträgt in Roßwein nur acht Prozent, während die restlichen Städte bei etwa 15 Prozent liegen.