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Coronakrise: "Alle springen füreinander ein"

Janett Schmeling leitet die Dresdner Kitas des Roten Kreuzes und damit auch Notbetreuungen. Wie sie alles in schwieriger Zeit am Laufen hält.

Von Julia Vollmer
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Janett Schmeling leitet die Kitas des DRK Dresden.
Janett Schmeling leitet die Kitas des DRK Dresden. © Bildstelle/privat

Dresden. Morgens zwischen sieben und halb neun gleicht die Marienallee normalerweise einen bunten Wimmelbild aus Eltern und Kindern. Manche sind zu Fuß, andere mit dem Rad oder dem Auto. Sie alle haben ein Ziel: die Kita "Haus der kleinen Entdecker" des Deutschen Roten Kreuzes. Normalerweise besuchen rund 300 Mädchen und Jungen die Einrichtung. Doch in diesen Corona-Tagen ist dort, wie überall sonst in Dresden, alles anders als sonst. Das weiß auch Janett Schmeling. Sie ist die Chefin der Kita auf der Marienallee, aber auch von allen anderen Dresdner DRK-Kitas. Alle vier Häuser bieten eine Notbetreuung für die Kinder von Ärzten, Verkäufern und allen anderen systemrelevanten Berufen an.

"Wir haben derzeit zwischen einem und 18 Kinder pro Einrichtung in der Betreuung", so Janett Schmeling. Manche Kinder würden zwei Stunden am Tag in die Kita kommen, andere den ganzen Tag. "Je nachdem, wie die Eltern die Betreuung brauchen und es mit ihrer Familie organisiert bekommen", erzählt sie. 

So viel Normalität wie möglich

Besonders hoch sei der Bedarf an Unterstützung in der Kita "Claras Abenteuerland", da dort viele Ärzte und Krankenschwester aus der Uniklinik ihre Kinder haben. "Die Zusammenarbeit mit den Eltern funktioniert sehr gut und alle sind bemüht, die Zusammenarbeit zum Besten der Kinder zu gestalten", so die 44-Jährige. Und genau so funktioniert auch der Alltag und der Tagesablauf in den Kitas. "Wir versuchen, für die Kinder den Tag so normal wie möglich zu gestalten, damit wir ihnen Sicherheit geben, dazu gehören auch das Morgenritual und auch die Mahlzeiten sowie der Mittagsschlaf". so Schmeling. Die Eltern dürfen nach wie vor, ihre Kleinen in die Einrichtung mit hinein bringen und sich normal wie immer von ihnen verabschieden. "Ich bin sehr stolz auf mein Team, wie gut das alles aktuell läuft."

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Die Gruppen sei zur Zeit natürlich sehr klein und nicht jedes Kind habe seine Freunde zum Spielen immer da. Vielleicht weil ihr Eltern nicht in einem systemrelevanten Beruf arbeiten oder einen anderen Dienstplan haben. "Die Situation ist für die Kinder natürlich nicht immer einfach, aber auch eine Chance, die Mädchen und Jungen aus der Gruppe neu kennen zu lernen", sagt die Kita-Chefin. Um den Kindern Normalität und Sicherheit zu ermöglichen, ist nach Möglichkeit der oder die Bezugserzieher da. "Wir schauen, das die Lieblingserzieherin entweder mehrere Stunden am Tag da ist oder zumindest mal kurz reinschaut", berichtet Janett Schmeling.

Von Montag bis Freitag, meist von 7 bis 17 Uhr sind die DRK-Kitas offen, "Claras Abenteuerland", die Kita, in der die Kinder der Uniklinik-Mitarbeiter sind, öffnet teilweise auch schon 6.30 Uhr. Das passe besser zu den Dienstplänen im Krankenhaus.

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Eine immer währende Herausforderung in den Corona-Zeiten für Janett Schmeling: der Dienstplan. "Der ist gerade aktuell immer wieder im Entstehen, aber alle ziehen super mit und springen füreinander ein", sagt die Chefin. Viele ihrer Erzieherinnen haben selbst Kinder und müssen die Betreuung des eigenen Nachwuchs organisieren. Mitbringen sollen die Mitarbeiter ihre eigenen Kinder an ihren Arbeitsplatz nicht, um sich und andere vor Ansteckung zu schützen. 

Janett Schmeling kennt die Herausforderung für alle Eltern am eigenen Leib: sie ist selbst Mutter von zwei Kindern und muss den Spagat wuppen. "Ich arbeite immer viel, aber gerade ist es natürlich eine besondere Situation und ich möchte für meine Kinder, aber natürlich auch für die Sorgen meiner Mitarbeiter da sein", sagt sie. Das Telefon klingelt im Dauertakt und jeden Tag gibt es neue Fragen ihrer Leute, aber auch der Eltern. Sie versucht alles ruhig und besonnen zu beantworten und immer wieder zum Beispiel die vielen Hygienemaßnahmen zu erklären, die in den Kitas umgesetzt werden.  "Ich habe abends manchmal richtig Halskratzen, aber nicht, weil ich krank bin, sondern weil ich so viel gesprochen haben", erzählt die Dresdnerin. Die Chefin selbst packt auch als Erzieherin mit an und betreut die Kinder, wenn mal Not am Mann ist.

"Die Kinder verarbeiten das Thema auf ihre eigene Weise", sagt sie. "Ein Junge schwang jetzt zum Beispiel sein kleines Holzschwert im Spiel und sagte: Ich kämpfe gegen Corona."

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