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Residenzschloss: Langer Gang restauriert

Ab dem Frühjahr werden in diesem Raum des Dresdner Schlosses Augusts prachtvollste Feuerwaffen gezeigt. Was bei den Arbeiten besonders aufwendig war.

Von Peter Hilbert
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Der Lange Gang zwischen dem Residenzschloss und dem Johanneum ist prachtvoll restauriert. In den Vitrinen wird ab nächstem Frühjahr eine der ältesten Feuerwaffensammlungen gezeigt.
Der Lange Gang zwischen dem Residenzschloss und dem Johanneum ist prachtvoll restauriert. In den Vitrinen wird ab nächstem Frühjahr eine der ältesten Feuerwaffensammlungen gezeigt. © René Meinig

Dresden. Hinter dem Fürstenzug verbirgt sich ein Raum des Residenzschlosses, der im Frühjahr mit einer besonderen Ausstellung wiedereröffnet werden soll. Seit 2016 wurde dort der Lange Gang nach dem historischen Vorbild aufwendig restauriert. An diesem Freitag konnte er an die Staatlichen Kunstsammlungen übergeben werden. „Wir haben eine beeindruckende 100-Meter-Strecke hingelegt“, sagte Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU). Denn genauso lang ist der Gang, in dem August der Starke seine Gewehrsammlung unterbringen wollte. Aber erst nach seinem Tode 1733, als sein Sohn Friedrich August II. das Zepter bereits übernommen hatte, war diese fertiggestellt worden.

Die Vorgeschichte: Gang war als Verbindung zum Stallhof

Der Lange Gang war auf der alten Stadtmauer in den Jahren 1586 bis 1591 als Verbindung zwischen dem Residenzschloss und dem Stallhofgebäude entstanden. Der 100 Meter lange und fünf Meter breite Gang war mit einer reich bemalten Kassettendecke, Fürstenbildern und weiteren Bildtafeln ausgestattet. Zuerst nutzten die Wettiner ihn als Ahnengalerie. 

Bis 1733 wurden in jeder zweiten Fensternische Waffenschränke eingebaut. Damit entstand im Langen Gang eine Gewehrgalerie, die seit dem 19. Jahrhundert auch der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Bei den Angriffen im Zweiten Weltkrieg wurde die Südwand zum Stallhof zerstört und danach wieder aufgebaut. Im Zuge dessen waren auch die meisten Fenster auf der Seite des Fürstenzuges verschlossen worden. Dort hatte das Verkehrsmuseum bis 2015 seine Schifffahrtsausstellung gezeigt.

Das ist die Holzdecke mit ihren wunderschönen Malereien.
Das ist die Holzdecke mit ihren wunderschönen Malereien. © René Meinig

Die Schloss-Sanierung: Bisher 360 Millionen Euro investiert

Der in den 1990er-Jahren begonnene Wiederaufbau des Residenzschlosses ist weit fortgeschritten. Rund 400 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, erklärte der Finanzminister. Bisher wurden rund 360 Millionen Euro investiert. Die Sanierung des Langen Ganges habe rund elf Millionen Euro gekostet, von denen 4,5 Millionen der Bund zugeschossen hat. „Handwerklich war das eine große Leistung“, sagte Vorjohann. Unter Anleitung des Landesamtes sei dort sehr sorgfältig baukünstlerisch gearbeitet worden.

Im Obergeschoss des Stallhof-Gebäudes wurde der Lange Gang restauriert.
Im Obergeschoss des Stallhof-Gebäudes wurde der Lange Gang restauriert. © René Meinig

Der Aufwand: Zugemauerte Fenster wieder geöffnet

Den großen Aufwand erklärte Ulf Nickol, der Chef der Dresdner Niederlassung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). So sollte die Holzdecke mit ihren 86 bemalten Kassetten nach dem historischen Vorbild wieder entstehen. „Wir wollten den Zustand von 1733 wieder herstellen“, sagte Nickol. Zwar habe es noch alte Farbfotos und Dias gegeben, die als Basis dienten. Doch ein Team von Theatermalern und Restauratoren musste zuerst maßstabsgerechte Zeichnungen und Farbstudien entwickeln, bevor die Renaissancemotive auf die Decke und die Wände übertragen werden konnten.

Beim Öffnen der zugemauerten Fenster am Fürstenzug entdeckte man zudem noch bei der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verbrannte Reste von Renaissancemalereien aus der Bauzeit des Langen Ganges um 1591. Sie wurden wiederhergestellt und bei der Restaurierung in die Bemalung integriert.

Dieses und andere einst zugemauerte Fenster an der Elbseite des Langen Ganges wurden wieder eingebaut. Dort sind auch noch alte, dunkle Renassance-Malereien zu sehen.
Dieses und andere einst zugemauerte Fenster an der Elbseite des Langen Ganges wurden wieder eingebaut. Dort sind auch noch alte, dunkle Renassance-Malereien zu sehen. © René Meinig

Die Heizung: Beste Bedingungen für historische Waffen

Im Gegensatz zu anderen Räumen im Schloss sind auf dem Fußboden einfache Holzdielen verlegt, nennt der SIB-Chef eine weitere Besonderheit. Das entspricht jedoch auch dem historischen Vorbild, da es früher ein einfacher Durchgang vom Schloss zum Pferdestall war. Jetzt wurde an der Jagdtreppe auch ein Aufzug installiert.

Da das Museum nur Außenwände hat, wurde zudem eine Fußbodenheizung eingebaut. Im Winter ist es dort 18 Grad und im Sommer 25 Grad warm. Zudem wird die Luft gefiltert. „Den Gewehren ging es noch nie so gut“, sagte Nickol.

Die Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen, Marion Ackermann, freut sich über den wunderschönen Raum.
Die Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen, Marion Ackermann, freut sich über den wunderschönen Raum. © René Meinig

Die Sammlung: 315 Gewehre und 122 Pistolen

Schlosschef Dirk Syndram bezeichnete es als Glücksfall, dass von den 3.000 alten Gewehren und Pistolen bis auf ein Gewehr alle erhalten sind. Die Russen hatten sie 1958 wieder zurückgegeben. In den Vitrinen sollen 315 Gewehre und 122 Pistolen ausgestellt werden. Damit wird eine der ältesten Feuerwaffensammlungen ab dem Frühjahr wieder an ihrem ursprünglichen Standort im Schloss präsentiert. Ein genauer Eröffnungstermin steht noch nicht fest.

In dieser Mustervitrine sind schon einige der historischen Gewehre und Pistolen zu sehen.
In dieser Mustervitrine sind schon einige der historischen Gewehre und Pistolen zu sehen. © René Meinig

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