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Deckeneinsturz an der Technischen Universität Dresden

In einem Gebäude der TU Dresden ist wortwörtlich der Putz von der Decke gefallen - großflächig. Dies geschah direkt vor dem Zugang zu einem Hörsaal. Was genau passiert ist und wie es weitergeht.

Von Andreas Weller
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Direkt vor einem Hörsaal und auf dem gesamten Flur eines TU-Gebäudes in Dresden ist der Putz von der Decke gefallen.
Direkt vor einem Hörsaal und auf dem gesamten Flur eines TU-Gebäudes in Dresden ist der Putz von der Decke gefallen. © privat

Dresden. Es muss einen ziemlichen Lärm verursacht haben, als auf etwa 50 Quadratmetern Fläche der Putz im dritten Obergeschoss der TU Dresden herabstürzte. Betroffen war auch der Zugang zum Hörsaal 361.

Konkret geht es um den Gerhart-Potthoff-Bau an der Hettnerstraße, in dem vorwiegend die Verkehrswissenschaftler der TU lehren und studieren. Mehrere Räume sind weiterhin gesperrt, Mitarbeiter sollen das Gebäude möglichst nicht betreten.

Was ist genau an der TU Dresden passiert?

Es geschah in der Nacht zum Sonnabend, wie die Pressestelle der TU Dresden nun, mehrere Tage nach der Anfrage von Sächsische.de dazu, bestätigt. Die Havarie betrifft Haus 2 des Potthoff-Baus. Im dritten Obergeschoss löste sich der Deckenputz von der Deckenunterseite im Flur 04, unmittelbar vor dem Zugang zum Hörsaal 361 - aber auch auf der gesamten Flurlänge zwischen den Räumen 360A bis 360F. Große Brocken stürzten auf den Boden.

Da der Einsturz der Decke in der Nacht passierte und sich keine Menschen in dem Gebäude aufhielten, kamen keine Personen zu Schaden. Glück im Unglück, denn laut TU Dresden halten sich in der Vorlesungszeit täglich rund 100 Studierende und Mitarbeiter der Uni in dem Gebäude auf. Wäre der Einsturz zu einer anderen Zeit erfolgt, hätte Lebensgefahr bestanden.

Gibt es Folgeschäden?

In einer internen Mail der Verantwortlichen der betroffenen Fakultät an die Beschäftigten der TU, die Sächsische.de in Auszügen vorliegt, wird dies bestätigt. Außerdem heißt es darin: "Da die Verantwortlichen ... bei der vorhandenen Sachlage davon ausgehen, dass der Absturz der Konstruktion auch eine erhebliche Erschütterung der darunterliegenden Geschossdecke erzeugt haben muss sowie darüber hinausgehende Folgen bisher nicht eingeschätzt werden können, wurde Haus 2 zunächst komplett gesperrt."

Im Gerhart-Potthoff-Bau ist die Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" untergebracht.
Im Gerhart-Potthoff-Bau ist die Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" untergebracht. © Agentur

Was ist der Grund für den Einsturz?

Mittlerweile hat die Pressestelle der TU die Havarie bestätigt. "Diese hat sich zu einer vergleichsweise günstigen Zeit ereignet, da am Freitag die Vorlesungszeit geendet ist", so der stellvertretende TU-Sprecher Konrad Kästner. Dadurch gebe es nun auch keine Ausfälle für die Studierenden.

Die Ursache für den Einsturz sei noch nicht klar, so Kästner. Man sei mit Experten des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) noch bei der Ursachen- und Schadensermittlung. Der SIB betreut die Gebäude der TU Dresden. "Es wird derzeit von einem Wassereintritt in die Decke durch die Kühl- oder Lüftungsanlage ausgegangen", so der Sprecher. Vermutlich habe es einen Schaden an wasserführenden Teilen der Lüftungstechnik gegeben. Nun müsse die komplette Deckenkonstruktion geöffnet werden. Dabei soll auch untersucht werden, ob weitere Bereiche betroffen sind und ein Einsturz droht.

So sah es Anfang dieser Woche auf dem betroffenen Gang aus.
So sah es Anfang dieser Woche auf dem betroffenen Gang aus. © privat

Was passiert aktuell in dem Gebäude?

Neben dem Hörsaal sind bis auf Weiteres fünf weitere Räume nicht nutzbar. Dabei handelt es sich um vier Büros und ein Labor, für die der Zutritt gesperrt ist. "Wir haben alle Mitarbeitenden gebeten, möglichst im Homeoffice zu arbeiten", erklärt Kästner. Im zweiten und dritten Obergeschoss des Gebäudes könnten die Mitarbeiter zwar kurz etwas aus den Räumen holen - "der Aufenthalt sollte aber so minimal wie möglich sein", erläutert der Sprecher.

Was ist der Potthoff-Bau?

Das Gebäude wurde von 1951 bis 1956 nach Entwürfen der Architekten Walter Henn, Horst Grabner und Hellmuth Francke in Etappen errichtet. Der Komplex setzt sich aus zwei Flügeln zusammen, bestehend aus drei- und viergeschossigen Lehrgebäuden. Bis zur Eröffnung der Hochschulmensa an der Reichenbachstraße 1960 befand sich dort auch eine Essensausgabe.

Den Namen erhielt der Komplex erst im Jahr 1993, nach dem Professor für Betriebstechnik der Verkehrsmittel Gerhart Potthoff. Von 1992 bis zum Bau des neuen Hörsaalzentrums 1998 bildete der Hörsaal POT 81 das größte Auditorium der Universität. Dieses wurde dann vom Audimax mit etwa 1.000 Plätzen abgelöst.

2012 wurde im Keller des Potthoff-Baus die Bio-Mensa "U-Boot" in sanierten Räumen eröffnet. Diese ist deutschlandweit die erste Mensa mit einem reinen bio-zertifizierten Angebot. In diesem Keller des Hörsaalgebäudes befand sich bis zur Wende eine HO-Verkaufsstelle in Kombination mit einer Kantine. 1991 wurde daraus die privat geführte Cafeteria "U-Boot", die 2003 vom Studentenwerk Dresden übernommen wurde.