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Dresdner Stadtrat und früherer Rechtsanwalt Frank Hannig ist pleite

Zuletzt war Frank Hannig gar nicht mehr zu seinen Prozessen erschienen. Er nehme sich eine Auszeit, hieß es. Nun stellt sich heraus: Der Ex-Anwalt ist insolvent.

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Frank Hannig redet im März 2022 als Vertreter der Freien Wähler im Dresdner Stadtrat. Damals war noch Anwalt. Jetzt ist er keiner mehr und pleite.
Frank Hannig redet im März 2022 als Vertreter der Freien Wähler im Dresdner Stadtrat. Damals war noch Anwalt. Jetzt ist er keiner mehr und pleite. © René Meinig

Dresden. Der in Dresden bekannte Ex-Strafverteidiger und Stadtrat Frank Hannig (Freie Wähler) ist pleite. Das gab das Amtsgericht Dresden am Dienstag bekannt. Der 52-Jährige hat damit keinen Zugriff mehr auf sein Vermögen. Er darf auch keine Rechnungen mehr einfordern oder Zahlungen entgegennehmen. Das obliegt fortan allein dem vom Gericht eingesetzten Insolvenzverwalter, einem anderen Dresdner Rechtsanwalt.

Eine Restschuldbefreiung wurde Hannig in Aussicht gestellt, sollte er den Pflichten eines Schuldners im Insolvenzverfahren nachkommen und keine sonstigen Gründe wie Straftaten dagegen stehen.

Letzteres aber könnte durchaus passieren, denn gegen Hannig läuft ein Strafverfahren. Das hatte zuletzt sein Anwalt und Kanzleikollege Ronald Mayer bestätigt. Nach Informationen von Sächsische.de geht es um Ermittlungen, die bereits im Frühjahr 2021 zur Durchsuchung von Hannigs Kanzlei und Privatwohnung geführt hatten. Damals gab es einen unbestätigten Geldwäsche-Verdacht, laut Hannig allerdings gegen einen seiner Mandanten.

Hannigs Kanzleiseite im Internet ist bereits ohne Impressum. Der letzte Eintrag auf seiner Facebook-Seite datiert vom 1. Dezember. Darin geht es um eine Rede von ihm auf dem Marktplatz in Lutherstadt Wittenberg, in der er betont, man könne "diese Regierung und ihren ständigen Pfusch und Betrug nicht mehr akzeptieren".

Hannig kam einfach nicht mehr zu seinen Prozessen

Anfang November war bekannt geworden, dass Hannig, der für die Freien Wähler im Dresdner Stadtrat sitzt, schon seit dem 5. Oktober kein zugelassener Rechtsanwalt mehr ist. Gegenüber Sächsische.de hatte Hannig seinerzeit gesagt, er selbst habe seine Zulassung aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Er nehme sich eine Auszeit von ein bis drei Jahren. Die Rechtsanwaltskammer Sachsen hatte das Ausscheiden des Verteidigers aus ihren Reihen bestätigt, zu den Umständen aber geschwiegen.

Zuletzt war Hannig vor gut einem Monat damit aufgefallen, dass er einem Prozess um Menschenhandel und Zwangsprostitution vor dem Landgericht Dresden einfach ferngeblieben war. Einer der in diesem Verfahren Angeklagten war sein Mandant. Am 10. Oktober platze ein Diebstahlprozess am Amtsgericht gegen vier Angeklagte. Grund war auch hier das unangekündigte Fehlen Hannigs. Er hatte weder seinen Mandanten noch das Gericht über seinen Ausstieg informiert.

Hannig ist über Dresdens Grenzen hinaus bekannt. Er arbeitete als Verteidiger im Prozess um die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, sprach nach dem Prozess um die Fesselung eines Flüchtlings in Arnsdorf bei Pegida und betrieb mit Ex-MDR-Moderator Peter Escher die wirtschaftlich ebenfalls gescheiterte Ratgeberfirma Escherhilft.de. (uwo)

Transparenzhinweis: In einer ersten Version hatten wir geschrieben, Herr Hannig habe bei Pegida-Versammlungen gesprochen. Er hat jedoch nur einmal bei Pegida gesprochen, im April 2017. Darüber hinaus leitete er die Gründungsversammlung von Pegida.