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"Maske ist der Umsatzkiller Nummer eins"

Seit Dienstag muss in Sachsen beim Shoppen eine FFP2-Maske getragen werden. In Dresden sind sie jedoch mancherorts schon ausverkauft.

Von Kay Haufe & Julia Vollmer
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Die Dresdner Händler hatten auf ein besseres Weihnachtsgeschäft gehofft.
Die Dresdner Händler hatten auf ein besseres Weihnachtsgeschäft gehofft. © Sven Ellger

Dresden. Die Woche nach Weihnachten ist eigentlich die, in der die Dresdner ihre Gutscheine, die unter dem Weihnachtsbaum lagen, eintauschen und bummeln gehen. Oder das Geld, das Oma und Opa zugesteckt haben, in Kleidung oder Bücher investieren. Doch in diesem Jahr ist erneut alles anders. Aufgrund der Corona-Pandemie gelten strenge Regeln. Händler sind verzweifelt. Denn Kunden, die sich an die neue FFP2-Maskenpflicht halten wollen, haben es mitunter schwer, eine Maske zu bekommen.

Wird die Maskenpflicht kontrolliert?

Kunden sind den Händlern bereits durch die 2G-Regel weggefallen. In Läden - Supermärkte, Apotheken und Drogerien ausgenommen - dürfen nur noch Geimpfte und Genese. Neu ist seit Dienstag, dass zwingend eine FFP2-Maske beim Einkauf getragen werden muss. Und das wird auch kontrolliert. Läuft man an diesem Mittwoch über die Prager Straße oder bummelt durch die Centrum- und Altmarktgalerie, ist zu hören, wie Sicherheitspersonal Menschen mit OP-Maske am Eingang auffordert, die besser schützende FFP2-Maske zu tragen. Der Bußgeldkatalog sieht übrigens 100 Euro Strafe für die vor, die keine FFP2-Maske tragen.

Die Umstellung auf die FFP2-Maskenpflicht am 28. Dezember hat erstaunlich gut bereits am ersten Tag funktioniert, schätzt Christian Polkow ein, der Centermanager der Altmarktgalerie. "Unsere Mitarbeiter und unser Wachdienst mussten nur wenige Hinweise auf die geänderte Corona-Notfall-Verordnung geben."

Gibt es überhaupt noch Masken?

Viele Dresdner bekommen FFP2-Masken derzeit nicht auf Anhieb. In einigen Drogerie-Märkten waren die Masken am Mittwoch ausverkauft. In den DM-Filialen auf der Prager Straße und in der Centrum Galerie hingen Schilder, die verkündeten, dass der Mundschutz leider ausverkauft sei.

In einer Dresdner DM-Filiale gibt es keine Masken mehr.
In einer Dresdner DM-Filiale gibt es keine Masken mehr. ©  privat

Bei Rossmann im Hauptbahnhof gab es am Mittwochvormittag nur noch zwei Packungen.

Immerhin in Apotheken sind die besser schützenden Masken durchaus zu haben. In der City-Apotheke am Hauptbahnhof sind ausreichend vorrätig. Eine FFP2-Maske kostet dort 1,50 Euro, eine 10er-Packung ist für zehn Euro zu haben.

Auch in der Apotheke Bühlau herrscht kein Mangel am speziellen Mundschutz. Eine Maske kostet dort einen Euro, die 20er-Packung 15,99 Euro.

Was halten die Händler von der FFP2-Maskenpflicht?

"Die FFP2-Maske wird das Geschehen wohl nicht dramatisch beeinflussen, es haben ja schon viele diese Masken auf. Jedoch ist die Kommunikation und auch das Atmen durch die dicken Masken noch schwerer", sagt Andrea Knabe aus der QF-Passage. Brillenträger hätten sowieso erhöhte Probleme durch das Beschlagen der Gläser. "Maske bleibt aber Maske, hemmt ungemein und ist Umsatzkiller Nummer eins", sagt sie.

Auch Lars Fiehler ist sich sicher, die "Einführung der FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel dürfte weder bei Händlern noch bei Kunden Freude auslösen, sodass durchaus die Gefahr eines noch weiteren Rückgangs der Kundenfrequenz besteht", so der Sprecher der Industrie- und Handelskammer Dresden. Damit FFP2-Masken den erforderlichen Schutz bieten, müssten sie rundum eng am Gesicht anliegen. Dann sei die Atmung wiederum deutlich anstrengender als mit den aus seiner Sicht bewährten OP-Masken. "Das könnte dazu führen, dass Kunden ihr Einkaufsverhalten im stationären Handel wirklich auf das Nötigste reduzieren", so Fiehler weiter.

Für den Centermanager des Elbeparks ist die FFP2-Maskenpflicht ein weiteres Handicap für den Handel. Aber bei 30 bis 40 Prozent weniger Kunden im Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten falle diese Forderung jetzt nicht mehr entscheidend ins Gewicht, so Gordon Knabe. Allerdings wirke sich die Maske, unter der man schwerer Luft bekomme, auf die Verweildauer der Kunden aus. Waren sie früher am Wochenende durchschnittlich eine Stunde in den Läden, seien es jetzt nur noch 40 bis 45 Minuten.

Kamen genügend Kunden im Adventsgeschäft?

Andrea Knabe, Center-Managerin in der QF-Passage, sagt: "Das Adventsgeschäft war nicht gut. Es kommt kaum jemand zum Bummeln." Im Vergleich zu 2019 würden die meisten Händler 50 Prozent weniger Umsatz haben. Das Kaufpublikum setze sich vorwiegend aus Stammkunden zusammen. "Im Beautybereich wurde vor allem mit Gutscheinen gearbeitet, die werden aber nicht zeitnah zurückkommen. Wir erwarten auch keinen großen Umsatz-/Frequenzsprung nach den Feiertagen", sagt Knabe. Auch Gutscheine würden heute entweder online eingelöst oder es werde jetzt noch gewartet, bis sich die Lage verbessert.

Fiehler hat beobachtet, dass nach 2020 auch 2021 das Weihnachtsgeschäft für das Gros der stationären Einzelhändler eher schlecht lief. "Es gab zu wenige Kunden und zu geringe Umsätze. Im November lief das Geschäft noch einigermaßen gut an, die Einführung der 2G-Regel für große Teile des Handels hat dann aber die Kundenfrequenz einbrechen lassen." Die Umsatzrückgänge würden variieren zwischen den jeweiligen Standorten und Sortimenten. Sie dürften im Schnitt aber zwischen 30 und 40 Prozent unter dem Vorkrisenniveau 2019 liegen. Dem Onlinehandel habe diese Entwicklung sicher einen weiteren Schub geleistet.

Im Elbepark setzt sich der Trend des Jahres weiter fort. "Normalerweise kommen 40.000 bis 50.000 Kunden an den Tagen nach Weihnachten, am Montag und Dienstag waren es aber lediglich 25.000 und 26.000", sagt der Centermanager. Vor Weihnachten sei die Frequenz in den ersten Wochen extrem schlecht gewesen.

Welche Sparten haben besonders gelitten?

"Neben der 2G-Regelung waren die Absage der Weihnachtsmärkte sowie gänzlich fehlende Touristen und Geschäftsreisende die wichtigsten Ursachen für ein insgesamt enttäuschendes Weihnachtsgeschäft", so Christian Polkow.

Die Umsatzrückgänge im Weihnachtsgeschäft lagen branchenabhängig von der Altmarktgalerie teilweise bei über 50 Prozent. "Besonders deutlich war es in den Bereichen Mode und Gastronomie zu spüren." Im Vergleich zu den körpernahen Dienstleistern, die bis auf die Frisöre komplett schließen mussten, seien die meisten Einzelhändler dennoch erleichtert gewesen, das Weihnachtsgeschäft nicht wie teilweise im Vorjahr komplett dem Online-Handel überlassen zu müssen.

Alle Händler im Elbepark hätten enorme Umsatzeinbußen, die größten Verlierer darunter seien die Textilanbieter mit bis zu 60 Prozent weniger Umsatz. "Weil es sich die Menschen angesichts der Situation zu Hause schön machen wollen, haben Händler von Möbeln und Haushaltswaren die geringsten Umsatzausfälle im Weihnachtsgeschäft", sagt Gordon Knabe.