Dresden
Merken

Hans Konrad: Einer der letzten Architekten der Prager Straße in Dresden ist tot

Einer der wichtigsten Architekten und Stadtplaner der Nachkriegsmoderne ist mit 98 Jahren gestorben. Dresden trauert um den Mann, der viele bekannte Projekte erschaffen hat.

 3 Min.
Teilen
Folgen
Der Dresdner Architekt Hans Konrad ist gestorben, er schuf die Prager Straße mit.
Der Dresdner Architekt Hans Konrad ist gestorben, er schuf die Prager Straße mit. © Sven Ellger

Dresden. Hans Konrad ist gestorben. Der Architekt und Stadtplaner hat Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich mit geprägt. Deshalb würdigt auch Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) Konrad besonders. "Er war einer der wichtigsten Architekten und Stadtplaner der Nachkriegsmoderne in Dresden. Insbesondere die Prager Straße ist mit ihm verknüpft."

Die Prager Straße gilt in Fachkreisen als ein herausragendes städtebauliches Ensemble der Nachkriegszeit. Im Krieg wurde diese zum Teil zerstört und die Staatsführung der DDR entschied, dass die Gebäude komplett abgerissen werden für einen kompromisslosen Neuanfang.

Prager Straße nach Vorbild aus Rotterdam

In einem Architekturwettbewerb 1962 konnten sich Hans Konrad und mehrere Kollegen mit ihrer Idee einer kompletten Neubebauung durchsetzen. Statt Blockrandbebauung wurde eine 700 Meter lange und gut 60 Meter breite, präzise durchkomponierte, moderne Stadtlandschaft geschaffen. Als Vorbild galt die Lijnbaan in Rotterdam.

Zu diesem Ensemble gehörte auch die 240 Meter lange Prager Zeile mit Wohnungen direkt an einer der ersten Fußgängerzonen Deutschlands. Die gegenüberliegende Grenze markierte das großformatige Wandbild "Dresden grüßt seine Gäste" am damaligen Restaurant "Bastei". Markante Vorbauten vor den Läden und Hotels gaben die klare Struktur. Brunnen, prägende Hotelbauten, das "Centrum-Warenhaus" und das "Rundkino" schlossen das Ensemble ab.

Viele der beteiligten Architekten an der Planung der Prager Straße sind bereits vor Konrad verstorben. Die Prager Straße zählt bis heute zu den bekanntesten Einkaufsstraßen in Deutschland.

Weitere Projekte von Hans Konrad

Sicher war die Gestaltung der Prager Straße das größte und prägendste Projekt von Konrad und seinen Kollegen in Dresden. Aber Konrad hat weitere wichtige Projekt in der Stadt möglich gemacht. So wurde die Junge Garde von 1953 bis 1955 unter Leitung von Konrad gebaut. Die Freilichtbühne im Großen Garten wurde wie ein Amphitheater geplant.

Geplant hat Konrad auch den Wiederaufbau der Ostseite des Altmarktes und der damaligen Ernst-Thälmann-Straße - heute Wilsdruffer Straße. Ebenso war Konrad für die städtebauliche Planung beim Bau der Schwimmhalle Freiberger Straße und verschiedener Gebäude entlang der Budapester Straße verantwortlich.

So sah die Prager Straße 1976 aus.
So sah die Prager Straße 1976 aus. © SZ/Waltraut Kossack (Archiv)
Auch die Ernst-Thälmann-Straße - heute Wilsdruffer Straße hat Hans Konrad mit entworfen.
Auch die Ernst-Thälmann-Straße - heute Wilsdruffer Straße hat Hans Konrad mit entworfen. © SZ/Klaus Thiere (Archiv)
Die Freilichtbühne Junge Garde im Großen Garten geht ebenfalls auf Konrad zurück.
Die Freilichtbühne Junge Garde im Großen Garten geht ebenfalls auf Konrad zurück. © SLUB/Deutsche Fotothek/Höhne-Pohl
Die Ostseite des Altmarktes ist auch nach Konrads Entwürfen entstanden.
Die Ostseite des Altmarktes ist auch nach Konrads Entwürfen entstanden. © SZ/Gunter Hübner (Archiv)
Die mittlerweile sanierte Schwimmhalle Freiberger Straße entspringt ebenso Konrads Plänen.
Die mittlerweile sanierte Schwimmhalle Freiberger Straße entspringt ebenso Konrads Plänen. © Sven Ellger

"Wir wollten eine bessere Stadt für alle"

Konrad war von 1955 bis 1990 in der Stadtplanung Dresden tätig, vor allem im Büro des Stadtarchitekten, wo er zuständiger Leiter des Bereiches Stadtgestaltung/Stadtbild war. 1967 arbeitete er am Generalbebauungsplan für Dresden mit. Bis ins Jahr 2000 war er als freier Architekt tätig. "Bis kurz vor seinem Tod nahm er interessiert Anteil an der Arbeit des Amtes für Stadtplanung und Mobilität", so Baubürgermeister Kühn.

Hans Konrad war Ehrenmitglied der Architektenkammer Sachsen und des Verbandes deutscher Architekten VDA, dessen langjähriger Vorsitzender er war. In einer Veranstaltung des Bundesverbandes formulierte Konrad 2009 seine Sicht auf die Zeit nach der Wende so. "Die alten gewohnten Straßenbilder waren weg, damit war aber auch die Chance auf etwas Neues und Besseres gegeben. Das Leermachen wurde in der Geschichtsschreibung zur Zerstörung, aber wir wollten eine bessere Stadt für alle."