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Gratis-Konzerte beim Dresdner Dixieland-Festival vor dem Aus

Die Macher des größten Dresdner Jazz-Spektakels können die Kosten nicht mehr ausgleichen. 2024 gibt es wohl weder Parade noch Open-Air-Meile.

Von Andy Dallmann
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Enorm beliebte Gratis-Veranstaltungen wie die traditionelle Bandparade wird es nach gegenwärtigem Stand 2024 beim Dresdner Dixieland-Festival nicht mehr geben.
Enorm beliebte Gratis-Veranstaltungen wie die traditionelle Bandparade wird es nach gegenwärtigem Stand 2024 beim Dresdner Dixieland-Festival nicht mehr geben. © Agentur

Zum ersten Mal in der über 50-jährigen Geschichte des Dresdner Dixieland-Festivals war die Stimmung bei der Programmvorstellung gedrückt. Am Mittwoch kündigten die Macher des weltweit größten und ältesten Events dieser Art zwar Konzerthöhepunkte und Neuerungen für 2024 an. Zugleich aber entwarfen sie ein Schreckensszenario: „Nach jetzigem Stand werden wir alle Gratis-Konzerte, also die dreitägige Dresdner Jazz-Meile mit etlichen Bühnen zwischen Hauptbahnhof und Taschenberg sowie die Bandparade als abschließenden Höhepunkt nicht durchführen können“, erklärte Steffen Kiefer, Chef der Sächsischen Festivalvereinigung, die das Ganze ausrichtet. „Allerdings haben wir die Hoffnung bislang noch nicht ganz aufgegeben.“

Konkret geht es um eine Finanzierungslücke von rund 140.000 Euro, die sich vor allem aus enorm gestiegenen Kosten ergibt, so Kiefer. Allein bei den Ausgaben für Absperrungen, Installationen, Strom und Wasser habe es bereits 2023 einen Anstieg um 38 Prozent gegeben. „Bislang konnten wir alle Gratis-Konzerte mithilfe von Sponsoren und durch Überschüsse aus anderen, eintrittspflichtigen Veranstaltungen ausgleichen. Doch das ist jetzt nicht mehr zu schaffen.“

Zugleich kritisiert er, dass seitens der Stadtverwaltung immer neue und vor allem auch kostenintensive Hürden aufgebaut würden. So habe man bislang stets ein Sicherheitskonzept eingereicht, das geprüft und genehmigt worden sei. „Jetzt muss das Konzept zuvor von einem externen Fachmann zertifiziert werden, wofür wir locker 10.000 Euro bezahlen müssten“, sagt Kiefer. „Allein schon durch die Minimierung der Bürokratie würde uns die Stadt sehr helfen.“

Seit Jahrzehnten ein Publikumsrenner: Abschluss der Dixieland-Parade 1987 auf dem Dresdner Neumarkt.
Seit Jahrzehnten ein Publikumsrenner: Abschluss der Dixieland-Parade 1987 auf dem Dresdner Neumarkt. © Foto: SZ/Klaus Thiere

Klaus-Georg Eulitz, zuständig für die Programmplanung, ergänzt: „Als Verein dürfen wir das hohe Verlustrisiko bei Jazz-Meile und Parade gar nicht eingehen, weil das nach bewusst herbeigeführter Insolvenz aussähe. Die könnte uns im Zweifelsfall tatsächlich drohen.“ Alle Veranstaltungen, für die Tickets verkauft würden, seien hingegen abgesichert. „Und so stehen derzeit auch nur diese im Programm.“

Das immerhin ist die gute Nachricht, die die Macher des Festivals parat hatten: Vom 12. bis 19. Mai findet die 52. Auflage auf jeden Fall statt und vereint erneut hochklassige Bands aus Deutschland mit internationalen Gästen. Drei neue Spielstätten kommen außerdem hinzu. Festivalsprecher Hendrik Meyer schwärmte schon vorab von dem Freiluft-Areal neben der Yenidze, wo am 15. Mai erstmals die „Dixieland Beach Party“ laufen soll. „Neu dabei sind auch die Comödie und das Boulevardtheater mit sehr speziellen Konzerten“, so Meyer. „Am genauen Programm wird derzeit noch gearbeitet.“

Es wird auch wieder getanzt

Weil es 2023 so ein großer Erfolg gewesen sei, geht die Swingtanzparty in der Neonworx-Halle auf dem Gelände des Kraftwerks Mitte in die nächste Runde. „Möglicherweise bieten wir diesmal sogar noch einen Tanzkurs an“, so Meyer. Fortsetzungen gibt es auch für die Open-Air-Gala in der „Jungen Garde“, die Riverboat-Shuffle, das große Konzert im Kulturpalast oder das Dixieland-ABC.

Am 8. September beginnt der Vorverkauf unter anderem in allen DDV-Lokalen. Bis wann über eine mögliche Zukunft von Parade und Jazz-Meile entschieden wird, steht ebenfalls fest. Steffen Kiefer: „Deadline ist Mitte Januar. Danach lässt sich am Programm nichts mehr ändern.“ Man habe bislang alle denkbaren Förderungen „mit mäßigem Erfolg“ beantragt, wolle aber weiter kämpfen. „Der Verlust für uns und für Dresden wäre zu schmerzhaft.“