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Landesbühnen Sachsen setzen auf Frauenbilder und Inklusion

Mit einem „Last Call“-Spektakel startet das Mehrspartenhaus in eine Saison mit 24 Premieren. Der Intendant verspricht einen Flug ins Traumland.

Von Bernd Klempnow
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Wenn ein Vampyr Bräute für die Hölle zu rekrutieren versucht: Der stimmgewaltige Paul Gukhoe Song interpretiert die Titelfigur der gleichnamigen, romantischen Oper von Heinrich Marschner. Die Inszenierung kam in der Corona-Zeit bis zur Generalprobe heraus
Wenn ein Vampyr Bräute für die Hölle zu rekrutieren versucht: Der stimmgewaltige Paul Gukhoe Song interpretiert die Titelfigur der gleichnamigen, romantischen Oper von Heinrich Marschner. Die Inszenierung kam in der Corona-Zeit bis zur Generalprobe heraus © Sebastian Hoppe

Mit einem vielversprechenden Uraufführungs-Reigen starten die Landesbühnen Sachsen ihre neue Spielzeit 2023/24. „Last Call“ nennt sich das Spektakel, das ab Mitte Oktober fünfmal zu erleben ist. Der Abend vereint zehn Produktionen, die jeweils frei wählbar zu vier Zeitachsen auf sieben Podien angeboten werden. Dabei will Intendant Manuel Schöbel nicht nur die bekannten Bühnen des Theaters nutzen, sondern lässt auch die Montagehalle der Werkstätten, das Glasfoyer, die Alte Kantine und die Gaststätte „Goldne Weintraube“ bespielen. „Last Call, wie der letzte Aufruf für den Flug nach Utopia oder nach Nimmerland. Abfliegen in ein Traumland – mit dieser Vorstellung verbindet sich das Öffnen des Theatervorhangs seit Jahrhunderten“, so Schöbel, der im Theater einen Ort sieht, „an dem Träume wahr werden. So verstehen wir in erster Linie unsere Einladung zur neuen Spielzeit“. Entsprechend stehen die „Last Call“-Produktionen für die inhaltliche Ausrichtung der Saison. Es gibt einen „wilden Flug von performativen Installationen über Einblicke hinter die Kulissen der Probenarbeit in einer Friedrich-Schiller-Werkstatt und schillernde kurze Opern bis hin zu Neukompositionen und einer Tanzperformance". Eine rauschende Abschlussparty beendet das Spektakel.

Manuel Schöbel ist Intendant der Landesbühnen Sachsen.
Manuel Schöbel ist Intendant der Landesbühnen Sachsen. © freier Fotograf

So ähnlich sieht der Plan für die 24 Premieren der Sparten Schauspiel, Musiktheater, Tanz und Figurentheater in der Spielzeit 2023/24 aus. Wohl gibt es einen Klassiker wie Friedrich Schillers „Maria Stuart“ und das Weihnachtsmärchen „Des Kaiser neue Kleider“. Doch ebenso kommen neue oder noch entstehende Produktionen heraus wie „Fräulein Else“ nach Arthur Schnitzlers Novelle von 1924, die der neue Schauspieldirektor Jan Meyer entwickeln will. Es gehe um die Frauenbilder des nackten weiblichen Körpers zwischen Wiener Moderne und Gegenwart.

Inklusions-Experte als Schauspielchef

Seit 1. August ist Meyer Oberspielleiter und soll als Entwickler von immersiven Theaterformaten und ausgebildeter Inklusions-Experte die Landesbühnen in diesem Bereich stärken. „Themen wie Inklusion, Repräsentation und Teilhabe haben schon immer unsere Arbeit etwa im Tanz oder im Jugendtheater beeinflusst. Von Jan erwarte ich dahingehend einen Schub, um noch mehr Besucher zu erreichen, die uns bisher nicht auf dem Schirm hatten oder, die wir noch nicht erreichen konnten“, so Schöbel. Auch die anderen Sparten sind erst kürzlich oder nun neu besetzt. „Wir sind neu und gut aufgestellt.“

Abschluss der 2023er-Saison der Felsenbühne Rathen. Das Team vom Stück "Peter Pan" feiert am 10. September mit dem Publikum.
Abschluss der 2023er-Saison der Felsenbühne Rathen. Das Team vom Stück "Peter Pan" feiert am 10. September mit dem Publikum. © Pressefoto © René Jungnickel

Musiktheaterfans erwartet selten Gespieltes. Da ist zum einen Heinrich Marschners romantische Oper „Der Vampyr“, die Vorbild für Richard Wagner war. Und es bringt die neue Operndirektorin Kai Anne Schuhmacher Giacomo Puccinis Tanzoper „Le Villi“ heraus, ein Frühwerk, das die große melodische Begabung des Komponisten bereits erkennen lässt. Intendant Schöbel, der gern und erfolgreich Stücke schreibt und Regie führt, hat sich das international viel gespielte Musical „Cabaret“ vorgenommen. Fortgesetzt wird dazu die Zusammenarbeit mit der Elbland Philharmonie Sachsen.

Es lohnt, die Website des Theaters oder das Spielzeit-Heft zu studieren. Auf gut 50 Podien im Freistaat sind die Schauspieler, Sänger und Tänzer der Landesbühnen aktiv. Dazu gehören nicht nur die großen Theaterbühnen in Radebeul oder Rathen, sondern auch Kitas, Schulen und Bildungseinrichtungen der Region. Letztere bespielt das junge.studio des Theaters.

Mannigfaltige Abos bieten bis zu 40 Prozent Vergünstigungen. Neu ist beispielsweise die U25-Theatercard für Kinder und junge Erwachsene. Für 24,90 Euro berechtigt das personengebundene Spielzeit-Abo zum Besuch von vier Vorstellungen. Jede weitere Vorstellung kostet nur 8 Euro.

Felsenbühne Rathen: Bilanz und Ausblick

  • Einen Besucherrekord von 73.000 Zuschauern konnten die Landesbühnen auf der von ihr bespielten Felsenbühne Rathen erzielen. Vom 13. Mai bis 10. September gab es 76 Vorstellungen.
  • Die 2024-Saison von Rathen startet am 18. Mai mit einem noch nicht benannten Wildwest-Stück. Bis Anfang September gibt es Publikumshits wie „Freischütz“, „Kaltes Herz“, „Fliegender Holländer“ und „Weißes Rössl“.