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Frischer Glanz für die Semperoper

Im Sommer haben Handwerker Parkett und Vorhänge erneuert. Im Champagnerzimmer, wo Honecker angestoßen haben soll, bleibt noch Arbeit.

Von Peter Hilbert
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Projektleiter Knut Börner (l.) und Haustechnik-Leiter Peter Hoppe freuen sich, dass die Sanierungsarbeiten in der Semperoper pünktlich vor Beginn der neuen Spielzeit abgeschlossen werden.
Projektleiter Knut Börner (l.) und Haustechnik-Leiter Peter Hoppe freuen sich, dass die Sanierungsarbeiten in der Semperoper pünktlich vor Beginn der neuen Spielzeit abgeschlossen werden. © Christian Juppe

Dresden. Handwerker nutzen die Sommerpause, damit die Semperoper beste Bedingungen für Musiker und Besucher bietet. Deutschlands bekanntestes Opernhaus war nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am 13. Februar 1985 wiedereröffnet worden. Der Freistaat hat das Bauwerk in den vergangenen Jahren schrittweise saniert und die Technik erneuert.

So wurden die Außenwände in Richtung Theaterplatz etappenweise abgedichtet. Erforderlich war es zudem, den insgesamt 2.400 Quadratmeter großen Bühnenboden der Semperoper komplett zu erneuern. Die Unterkonstruktion war bis 1985 eingebaut worden. Der Bühnenboden hatte 2006 letztmalig einen neuen Belag erhalten. In diesem Jahr sind die Arbeiten ein weiteres Stück vorangekommen, erklärt Sachgebietsleiter Knut Börner vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB).

Die Bühne: Letzter neuer Belag eingebaut

Umfassende Arbeiten haben Dirk Lattermann und seine Kollegen vom Bühnenbau Wertheim bereits im vergangenen Jahr geleistet. Sie haben einen Großteil der Bühne mit besonders tragfähigen Schwarzkiefern-Platten ausgestattet. Gleich zu Beginn der Spielzeitpause rückten die Bühnenbauer und andere Handwerker Mitte Juli an, um weitere Arbeiten auszuführen. So hat die Drehbühne einen neuen Belag bekommen. Beim Vor-Ort-Termin verlegt Bühnenbauer Lattermann gerade die letzten Bretter am Rand der Drehbühne und verschraubt sie. Diese Woche verschleifen die Handwerker noch die Oberfläche und bringen zum Schluss die Bühnenfarbe auf.

Dirk Lattermann verlegt die letzten Teile an der Drehbühne. Diese Woche führen die Bühnenbauer noch die abschließenden Arbeiten an der Oberfläche aus, so das Verschleifen.
Dirk Lattermann verlegt die letzten Teile an der Drehbühne. Diese Woche führen die Bühnenbauer noch die abschließenden Arbeiten an der Oberfläche aus, so das Verschleifen. © Christian Juppe

Ein Stück weiter arbeiten Henning Stein und Frank Matthes. Die Stahlbauer von der Cossebauder Firma FAM arbeiten an der Führungsschiene für den Bühnenwagen. „Die alte Schiene hatte sich abgesenkt, sodass das Spurrad immer wieder rausgesprungen war“, erklärt Peter Hoppe, der Leiter Haustechnik der Semperoper. Deshalb war in dem Bereich der erneuerte Bühnenbelag wieder beschädigt worden. Die Stahlbauer haben mit viel Aufwand bis zu sieben Millimeter Stahl auf die alte Führungsschiene aufgeschweißt und neu verschliffen, sodass der Bühnenwagen wieder perfekt rollt.

Frank Matthes (vorn) und sein Kollege Henning Stein bringen die Führungsschiene so in Ordnung, dass der Bühnenwagen wieder vernünftig rollen kann.
Frank Matthes (vorn) und sein Kollege Henning Stein bringen die Führungsschiene so in Ordnung, dass der Bühnenwagen wieder vernünftig rollen kann. © Christian Juppe

Nicht nur der Boden der Bühne hat jetzt wieder einen perfekten Boden, erläutert SIB-Projektleiter Börner. Auch ihr Portal wurde mit dünnem Holz neu verkleidet und gestrichen.

Der Orchestergraben: Neues Parkett für Musiker

Um den Orchestergraben haben sich Gerd Kleditzsch und seine vier Mitarbeiter gekümmert. Der Parkettlegemeister und Restaurator aus dem erzgebirgischen Pockau hatte bereits 2018 das Parkett im oberen Rundfoyer erneuert. Zum Auftakt der diesjährigen Arbeiten hatte er es noch einmal geschliffen und versiegelt, um dann mit dem Parkettverlegen im Orchestergraben zu beginnen. Pünktlich vor Beginn der neuen Spielzeit wird er wie die anderen Handwerker in dieser Woche alle Arbeiten abschließen.

Gerd Kleditzsch bei den letzten Arbeiten am Orchestergraben. Der Parkettlegemeister aus dem Erzgebirge hat dort den Belag erneuert.
Gerd Kleditzsch bei den letzten Arbeiten am Orchestergraben. Der Parkettlegemeister aus dem Erzgebirge hat dort den Belag erneuert. © Christian Juppe

Das Rundfoyer: Moderne Vorhänge nach altem Vorbild

Im oberen Rundfoyer der Semperoper wurden auch die Vorhänge erneuert. „Das war nicht einfach“, sagt Haustechnik-Chef Hoppe. Schließlich sollen sie zwar dem historischen Vorbild entsprechen, aber andererseits auch modernen Brandschutz-Anforderungen. So darf der Stoff nur schwer entflammbar sein. Um die nötigen Informationen zu bekommen, sei nach der Firma gesucht worden, die beim Wiederaufbau die Vorhänge geliefert hatte. Erneuert wurden auch die Bezüge der Polsterbänke und der anderen Sitzmöbel im Foyer.

Die Vorhänge im oberen Rundfoyer der Semperoper wurden komplett erneuert.
Die Vorhänge im oberen Rundfoyer der Semperoper wurden komplett erneuert. © Christian Juppe

Das Dach: Bagger saugt Kies ab

Probleme hat es am Dach des Funktionsgebäudes an der Semperoper gegeben. Deshalb wurden in der Spielzeitpause einige Arbeiten ausgeführt, damit es wieder dicht ist. Zuerst hatte ein Saugbagger den aufgeschütteten Kies entfernt, nennt der Projektleiter den ersten Schritt. Dann haben Handwerker die Dachpappe erneuert. Letztlich hat das Dach wieder seine schützende Kiesschicht bekommen.

Das Champagnerzimmer: Putz saugt Wasser und Salz auf

Bereits seit dem vergangenen Jahr wurden umfangreiche Arbeiten im Untergeschoss ausgeführt. Dort haben die Bauleute die zuvor feuchten Außenwände des Rundfoyers der einstigen Gaststätte, die seit der Jahrhundertflut 2002 nicht mehr genutzt wird, saniert. In dem Zuge wird auch das sogenannte Champagnerzimmer in Richtung Theaterplatz instandgesetzt. Für den Namen gibt es Börner zufolge zwei Erklärungen geben. Einerseits soll dort früher Champagner gelagert worden sein. Zum anderen soll dort Staats- und Parteichef Erich Honecker bei der Eröffnung 1985 mit anderen Promis in diesem Raum mit dem edlen Tropfen angestoßen haben.

Ein Blick ins Champagnerzimmer der Semperoper. Derzeit ist dort aber nur ein provisorischer Putz aufgebracht, der Feuchtigkeit und Salze aus den Wänden zieht.
Ein Blick ins Champagnerzimmer der Semperoper. Derzeit ist dort aber nur ein provisorischer Putz aufgebracht, der Feuchtigkeit und Salze aus den Wänden zieht. © Christian Juppe

Das Champagnerzimmer wird ebenfalls so saniert, dass es dichte Wände bekommt. Derzeit ist aber vorerst noch ein interimsmäßiger rauer Putz auf den Wänden, der dem Mauerwerk ein Jahr lang Feuchtigkeit und Salze entzieht. Später soll noch ordentlicher Putz aufgebracht werden, sodass die Räume wieder genutzt werden können. Geplant ist, dass künftig im Champagnerzimmer und dem Foyer davor Stelen mit Porträtbüsten von Künstlern und Komponisten aufgestellt werden.

Das ist das sanierte Rundfoyer vor dem Champagnerzimmer, das seit der Jahrhundertflut 2002 nicht mehr genutzt wird.
Das ist das sanierte Rundfoyer vor dem Champagnerzimmer, das seit der Jahrhundertflut 2002 nicht mehr genutzt wird. © Christian Juppe

Dahinter befindet sich ein Stück eines Tunnels in Richtung Schloss. Der Zugang wurde mit einer Mauer verschlossen, sodass keine Feuchtigkeit mehr in die Semperoper eindringen kann. Nach Abstimmung mit der Stadt sei das Tunnelstück dann mit Kies verfüllt worden. So bleibt es späteren Generationen noch möglich, die historische Baukonstruktion zu erkunden.

Dieses Jahr investiert der Freistaat rund 2,6 Millionen Euro für diese und weitere Sanierungsarbeiten an der Semperoper. „Wir hatten nur sechs Wochen Zeit“, sagt der SIB-Projektleiter. Mit den Handwerkern, die bis auf die Wertheimer Bühnenbauer alle aus der Region kommen, ist Börner sehr zufrieden. „Sie haben sehr gut gearbeitet und alle Termine gehalten.“