Update Dresden
Merken

Dritte Aktion in einer Woche: Letzte Generation blockiert erneut Straße in Dresden

Nachdem es bereits am Montag und Donnerstag Straßenblockaden in Dresden gegeben hatte, stoppte "Letzte Generation" am Freitag erneut den Verkehr im Stadtzentrum.

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf der St. Petersburger Straße etwa in Höhe des Rathauses blockierte "Letzte Generation" am Freitagmorgen den Verkehr.
Auf der St. Petersburger Straße etwa in Höhe des Rathauses blockierte "Letzte Generation" am Freitagmorgen den Verkehr. © PR/Letzte Generation

Dresden. Erst die Löbtauer Columbusstraße, dann der Lennéplatz und jetzt die St. Petersburger Straße. Am Freitagmorgen kurz nach 8.30 Uhr haben sich Mitstreiter der Initiative "Letzte Generation" zwischen dem Pirnaischen Platz und dem Georgplatz auf die Fahrbahn in Richtung Hauptbahnhof gesetzt. Es war die dritte Blockadeaktion der Initiative in Dresden innerhalb einer Woche. In der Nacht zuvor hatten sie die Aktion angekündigt. Dabei hieß es, die "Wilsdruffer" solle am Altmarkt blockiert werden.

Der Dresdner Christian Bläul, der bereits bei mehreren Blockaden in der Landeshauptstadt mitgewirkt hat, berichtet am Freitagmorgen auf Anfrage von Sächsische.de, vier Personen würden sich auf die Straße setzen und festkleben. Die Polizei bestätigt die Aktion im Stadtzentrum und berichtete von zwei 21-jährigen Frauen und zwei 24 und 25 Jahre alten Männern, die die Fahrbahnen Richtung Hauptbahnhof blockierten. Zwei davon hatten sich nach Angaben der Beamten festgeklebt, außerdem hatten sich die vier Demonstranten untereinander verklebt

Die Beamten sperrten den Abschnitt der St. Petersburger Straße und leiteten den Verkehr um. Später starteten sie damit, die festgeklebten Klimademonstranten vom Asphalt zu lösen. Rund 40 Minuten lang war die Fahrbahn blockiert, ab etwa 9.25 Uhr rollte der Verkehr wieder. Gegen das Quartett wird nun wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.

Öl kommt zum Einsatz

Bereits am Donnerstagnachmittag setzten vier junge Frauen und ein junger Mann den Klima-Protest der "Letzten Generation" fort. Um 16 Uhr klebten sie sich am Lennéplatz auf die Straße und blockierten zwei Fahrspuren Richtung Innenstadt. Die Polizei war schnell da, offenbar hatten die Uniformierten Hinweise bekommen.

Manche Autofahrer protestierten gegen den unerwarteten Stopp, andere zeigten den Demonstranten ihre Sympathie. Besonders ungeduldig war ein Fahrer des Paketzustellers DHL, der eine der auf der Straße klebenden Frauen mehrfach ansprach, um ihr seinen Ärger zu verdeutlichen. Ob sie nicht etwas anderes unternehmen könnten und vor allem: woanders und nicht ausgerechnet hier. Dass Mitarbeiter der Deutschen Post AG seit Wochen in eigener Sache, sprich für mehr Lohn, Warnstreiks veranstalten, und auch Kollegen der Konzerntochter DHL Arbeitskampf-Maßnahmen angekündigt haben, wirkt angesichts der Ziele der Dresdner Klima-Aktivisten schon ein bisschen seltsam.

Unterdessen stellte ein Polizeibeamter den fünf "Störern" ein Ultimatum: Wenn sie in zehn Minuten die Straße nicht freigeben, werde man Strafverfahren wegen Nötigung gegen sie einleiten. Die Aktivisten ließen die Frist verstreichen, wie auch die nächsten drei Minuten. Dann fragte der Beamte, wer von den Fünfen "klebt"? Zwei Frauen und ein Mann meldeten sich. Die unbefestigt sitzenden Frauen wurden sofort zum Einsatzfahrtzeug getragen.

Bei den anderen drei kam dann das Öl zum Einsatz. Die Polizisten spritzten es aus Kanülen unter die Handflächen, halfen mit Spachteln nach. Offensichtlich sind alle geübt in dem Befreiungsritual – Polizisten wie Aktivisten. Nach einer guten halben Stunde war der Sekundenkleber besiegt.

Mit Spritzen, in denen sich Öl befindet, versuchen Polizisten, die Hände der Klima-Demonstranten von der Straße am Lennéplatz zu lösen.
Mit Spritzen, in denen sich Öl befindet, versuchen Polizisten, die Hände der Klima-Demonstranten von der Straße am Lennéplatz zu lösen. © SZ/Alexander Schneider
Nachdem die Hände der Demonstranten von der Straße gelöst wurden, trugen Polizisten sie von den Fahrspuren weg.
Nachdem die Hände der Demonstranten von der Straße gelöst wurden, trugen Polizisten sie von den Fahrspuren weg. © Sven Ellger

Erste Klebe-Aktion am Montag in Löbtau

Zu dem Zeitpunkt sind die ausgebremsten Autofahrer schon längst verschwunden. Sie haben die Blockade im Rückwärtsgang verlassen, um ihre Fahrt fortzusetzen. "Die Straße ist frei", sagte ein Verkehrspolizist, "keine Staus!"

Karla, 20-jährige Studentin aus Dresden und an diesem Tag "Aktionssprecherin", wurde von zwei Beamten als Letzte zum Polizeiauto geschleppt. Sie sagt, die "Letzte Generation" werde weitere Aktionen durchführen. Weder der Oberbürgermeister noch Stadträte hätten auf eine Mail der Initiative vom 1. Februar reagiert. Sie würden ihre Proteste in Dresden abbrechen, sobald der Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sich positiv für einen Gesellschaftsrat auf Bundesebene zum Thema Klima ausspricht.

Bereits am Montagnachmittag hatte die Initiative mit einer ersten Reaktion auf die Mail, die manche einen "Erpressungsversuch" nennen, die Columbusstraße blockiert und auch einen Polizeieinsatz ausgelöst. Auf die Frage, welche Strategie hinter der Auswahl dieser Blockadeziele – es gab in beiden Fällen keine nennenswerten Staus – lächelt die Studentin. Das hänge an den Menschen ab, die mitmachen, sagt sie. Zur Strategie werde sie nichts sagen: "Wir machen weiter!"

Am Montag sei sie bei einer Aktion in Jena gewesen, sagt Karla. Dort sei sogar der Umweltbürgermeister gewesen und habe die Demonstranten in den Stadtrat eingeladen, wenn sie ihre Blockade beenden: "Das konnten wir aber nicht. Wir klebten ja fest."

Die Polizei vermeldet am Abend, man ermittle gegen das Quintett wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.

Proteste für "maximale Störung der öffentlichen Ordnung"

Im Vorfeld hatten die Klimademonstranten der "Letzten Generation" mit einem scharf formuliert Brief versucht, den Stadtrat unter Druck zu setzen. Sie stellen konkrete Forderungen und drohen "eine maximale Störung der öffentlichen Ordnung" an. Man werde die Proteste erst abbrechen, "sobald der Dresdner Oberbürgermeister Hilbert sich positiv für einen Gesellschaftsrat auf Bundesebene zum Thema Klima ausspricht", heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Störung sei nötig, "weil Millionen Menschen in Fridays For Future-Demonstrationen viel, aber nicht genug erreicht haben". Die Demonstranten fordern von der Bundesregierung mehr demokratische Mitbestimmung in Form eines Gesellschaftsrates auf Bundesebene. Der soll über Klimaschutzmaß­nahmen mitentscheiden, etwa über ein Tempolimit auf den Autobahnen und ein neues 9-Euro-Ticket. (SZ/csp/lex/juj)