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Der erste "Bunte Sommer" in der Dresdner Neustadt: "Ich bin super zufrieden"

Die "kleine BRN" hat am Wochenende tausende Menschen an den Martin-Luther-Platz in der Dresdner Neustadt gelockt. Organisiert hat das Fest Paul-Noah Brunn. Plant er eine Neuauflage?

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Hat den ersten "Bunten Sommer Neustadt" organisiert: der Dresdner Paul-Noah Brunn.
Hat den ersten "Bunten Sommer Neustadt" organisiert: der Dresdner Paul-Noah Brunn. © René Meinig

Dresden. Dieses "Na-na-na-na-na" kommt doch bekannt vor. Hinter der Martin-Luther-Kirche schmettert der Dresdner Kneipenchor "Freed From Desire" über die Wiese. Köpfe nicken im Takt des 90er-Jahre Hits, der die Richtung für diese "kleine BRN" vorzugeben scheint - zurück zu den Wurzeln, zurück in die 90er.

"Ich würde es als Herz der BRN bezeichnen"

Diese "kleine BRN" heißt eigentlich "Bunter Sommer Neustadt". Er ist zehn Nummern kleiner als die Bunte Republik Neustadt (BRN), die an diesem Wochenende im ganzen Stadtteil hätte stattfinden sollen, mangels eines Gesamtveranstalters aber ausfallen musste.

Das Festgelände ist auf den Martin-Luther-Platz beschränkt. An den Straßenrändern werden selbst gebackener Kuchen, Gemälde und Second-Hand-Klamotten angeboten. Eine Couch wurde hinaus auf den Gehweg gehievt. Wer will, darf sich drauflümmeln und Playstation zocken. Vor der Bühne am Brunnen wechseln sich Reggae und Hard Rock ab, davor wird getanzt. Das Wasserspiel zieht die Kinder an diesem heißen Samstagnachmittag an. Vieles erinnert an die Anfänge der BRN in den 90er-Jahren - alles ist eine Nummer kleiner, familiärer, weniger kommerzieller und nicht hundertprozentig perfekt.

Steffi Herrmann verkauft Rhabarberkuchen aus dem Fenster.
Steffi Herrmann verkauft Rhabarberkuchen aus dem Fenster. © René Meinig

Gerade deshalb kann Paul-Noah Brunn mit den Lücken zwischen einem Stand und dem nächsten leben. Der 26-Jährige, der den "Bunten Sommer Neustadt" organisiert hat, sieht die dreitägige Sause als ein Fest von und für die Anwohner, von und für die Neustadt. "Ich würde es als Herz der ursprünglichen BRN bezeichnen", sagt er. Die frühen BRN-Jahre kennt er nur von Erzählungen. Seine erste Bunte Republik erlebte der Dresdner 2016.

Als die Absage für die BRN Ende letzten Jahres verkündet wurde, dachte sich Paul-Noah Brunn: "Es gibt keine BRN? Das gibt's nicht." Er habe sich gekränkt gefühlt. "Ich meine: Was haben wir denn noch? Ein Stadtfest zwischen Bratwurst und Langos? Hier sitzen die Anwohnenden abends noch zusammen und stoßen mit Sekt an."

Enno spielt vor der Martin-Luther-Kirche Diabolo.
Enno spielt vor der Martin-Luther-Kirche Diabolo. © René Meinig

Die Idee, etwas selbst auf die Beine zu stellen, kam nach der BRN-Absage auf, ohne zu wissen, was das bedeutet. "Ich musste lernen, Stadt zu sprechen." Verwaltungsdeutsch. Der Mitarbeiter einer Marketingagentur lernte die Sprache, hat sogar eine Förderung für seinen "Bunten Sommer" vom Stadtbezirksamt erhalten - 18.000 Euro. Die übrigen Kosten sollen vor allem aus dem Getränkeverkauf gedeckt werden. Kommerz, ja. "Aber irgendwie muss man diese Unsummen, die man investieren muss, auch wieder reinholen", sagt Brunn und betont die Vielzahl an Auflagen, die erfüllt werden mussten. Mit 3,50 Euro ist das große Bier allerdings günstiger als in vielen Gaststätten.

Schach auf dem Gehweg: Marc Heuer und Stefan Tietze spielen eine Partie an der Kirche.
Schach auf dem Gehweg: Marc Heuer und Stefan Tietze spielen eine Partie an der Kirche. © René Meinig

Das erste Fazit zieht der Organisator am Samstagabend. Halbzeit, wenn man so will. "Ich bin super zufrieden. Es war am Anfang zwar eine absolute Überforderung. Aber am Freitag, so 20 Uhr, habe ich aufgegeben, das Ganze organisieren zu wollen und habe es einfach passieren lassen. Und irgendwie lebt diese Veranstaltung auch davon, dass sie Ecken und Kanten hat." Viele Leute - Freunde wie Anwohner - hätten an diesem Wochenende spontan mit angepackt und ihm geholfen. "Ein großes Dankeschön an alle."

Brunn würde sich freuen, das Fest nächstes Jahr noch einmal organisieren zu dürfen. Vorausgesetzt, es gibt noch immer keine Neuauflage der BRN. Sollte das Stadtteilfest im Inselformat wiederbelebt werden, könnte sich der 26-Jährige vorstellen, die Verantwortung für den Martin-Luther-Platz zu übernehmen - mit ausreichend Vorlauf.

Quatschen, trinken, Musik hören: Auf der Kirchwiese war am Wochenende allerhand los.
Quatschen, trinken, Musik hören: Auf der Kirchwiese war am Wochenende allerhand los. © René Meinig

Sich den Hut für die komplette BRN aufzusetzen, kann er sich nicht vorstellen. "Früher habe ich höchstens Geburtstage für 100 bis 200 Leute organisiert. Die BRN entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft, glaube ich."

Lieber eine Nummer kleiner, wie auf der Sebnitzer Straße. Dort will Paul-Noah Brunn am übernächsten Wochenende (vom 23. bis 25. Juni) mit dem selben Konzept wie auf dem Luther-Platz feiern.