Dresden. Leuchtende Augen, Aufregung spiegelt sich in den Gesichtern wider: Kurz vor 19 Uhr sind die meisten Plätze im historischen Löwensaal am Dr.-Külz-Ring besetzt. Über 100 junge Leute warten gespannt auf den Startschuss zum Casting für den 16. Semperopernball. Dabei sind die meisten ganz normal gekleidet, in Jeans und Bluse oder T-Shirt, in engen Leggings und Sportshirts, andere dagegen im Anzug und schickem Kleid. Manche Damen sind sogar im langen Kleid da. Doch egal, was sie anhaben und ob sie mit Turn- oder Tanzschuhen gekommen sind, bewertet werden soll, wie gut sie sich zu den Klängen eines Wiener Walzers bewegen.
"Tanzt die Schritte, bei denen Ihr Euch sicher fühlt, es muss keine aufwendige Choreografie sein", rät Sabine Lax den jungen Paaren, bevor es losgeht. Gemeinsam mit ihrem Mann Tassilo Lax führt sie eine Dresdner Tanzschule. Beide kennen sich als ehemalige Welt- und Deutsche Meister und heutige Trainer und Wertungsrichter nicht nur mit dem Wiener Walzer bestens aus. Bereit seit 2006 sind sie für die aufwendigen Choreografien des Semperopernballs verantwortlich.
"Begeistert uns und nehmt den Raum ein"
Doch auch Persönlichkeiten mit ganz anderen beruflichen Hintergründen vervollständigen die Jury. Annett Hofmann, die Frau des sächsischen Ministerpräsidenten Micheal Kretschmer (CDU), ist Schirmherrin der Debütanten. "Ich liebe die Atmosphäre und die Aufregung im Saal, es ist schön, die Lebendigkeit und Freude der Paare zu sehen. Für mich der Castingabend ein Höhepunkt." Trixi Steiner, die Projektleiterin des Vereins Semper Opernball e.V., rät dazu, nicht aufgeregt zu sein. "Wir sind auch ganz lieb." Neu dabei ist DSC-Volleyballerin Sarah Straube. Sie habe kaum eine Verbindung zum Tanzen, aber es reize sie, das Casting mitzuerleben und die Paare aus ihrer Sicht zu bewerten.
Papis Loveday ist ebenfalls neu. Er hat eine genaue Vorstellung von Ausstrahlung und Eleganz. Das erfolgreiche Männermodel mit senegalesischen Wurzeln, bekannt unter anderem durch seine Teilnahme am RTL-Dschungelcamp, zeigt sich begeistert von der Location. "Seid strahlend, begeistert uns und nehmt den Raum ein", ruft er den jungen Leuten zu.
Das lassen sich die Paare nicht zweimal sagen und tanzen mal mehr, mal weniger raumgreifend in Fünfergruppen durch den Löwensaal. Darunter auch Josephine Pfauch und Jannis Grund, die extra aus Chemnitz angereist sind. Es ist ihr erster gemeinsamer Tanz. Denn bisher trainieren sie zwar seit fünf Jahren in einer Chemnitzer Tanzschule, aber stets mit anderen Partnern. "Wir haben es zum Chemnitzer Opernball am 12. Mai nach dem offiziellen Teil mal kurz probiert und festgestellt, dass wir gut miteinander harmonieren." Das findet auch die Jury: Die beiden 19-Jährigen sind im Debütantenkomittee. Genau wie Stella Berthold und Bruno Schestak, ebenfalls aus Chemnitz, die seit einem halben Jahr zusammen tanzen. "Wiener Walzer ist nicht unser Lieblingstanz, aber hier macht es richtig Spaß." Stella ist begeistert, dass Papis in der Jury sitzt. "Der beurteilt uns aus einem ganz anderen Blickwinkel", ist sie sicher. Am Ende hat es auch hier zur Teilnahme am Ball gereicht.
Dreitägige Proben vor dem Ball
Die beiden Paare sind nun Teil einer großen Debütantenfamilie, die aber noch nicht vollständig ist. Gecastete Teilnehmer sind jetzt verpflichtet an allen Proben in der Ballwoche vom 19. bis 23. Februar 2024 teilzunehmen. Außerdem müssen sie das sogenannte Debütantenticket erwerben, das sich aus einer Teilnahmegebühr und den Kosten für Ballkleidung, Make-up und Styling zusammensetzt.
Extra aus Bad Reichenhall angereist ist die 25-jährige Claudia Struwe, allerdings ohne Partner. Mit dem bisherigen habe sie schon beim Wiener Opernball als Debütantin getanzt, was toll war. "Aber dann haben wir uns getrennt." Nun hofft sie, für die Teilnahme am Dresdner Ball einen Partner zu finden. Einige "alleinstehende" Herren sind durchaus beim Casting dabei.
Genau wie rein weibliche Paare. Das ist überhaupt nichts Außergewöhnliches, sagt Sabine Lax. "Wir haben viele gleichgeschlechtliche Paare in unseren Tanzkursen." Beim Ball müssen die rein weiblichen Paare aber beachten, dass eine Dame ein Kleid und die andere einen Smoking tragen muss. "Sonst ergibt das in unserer Choreografie kein Bild."