Update Dresden
Merken

Demo am Blauen Wunder in Dresden: Radfahrer blockieren Brücke im Berufsverkehr

Über 400 Fahrradfahrer blockierten am Montag das Blaue Wunder in Dresden. Die Demonstration richtete sich gegen die Streichung eines Radwegs auf der Brücke.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Hunderte Fahrradfahrer haben am Montagmorgen das Blaue Wunder in Dresden blockiert.
Hunderte Fahrradfahrer haben am Montagmorgen das Blaue Wunder in Dresden blockiert. © René Meinig

Dresden. Autofahrer und ÖPNV-Nutzer in Dresden mussten am Montagmorgen starke Nerven haben: kurz nach 8 Uhr blockierten über 400 Radfahrer die Fahrspuren am Blauen Wunder. Lediglich Radfahrer und Fußgänger konnten die Brücke passieren. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hatte zu der Demonstration aufgerufen. Die Folge waren Staus im morgendlichen Berufsverkehr im Dresdner Osten.

Hintergrund der Aktion ist ein gescheiterter Verkehrsversuch, bei dem eine Autospur auf dem Blauen Wunder dauerhaft zum Radweg werden sollte. Dieser sollte am Montag starten, doch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat die Pläne auf Drängen der CDU-Fraktion am Donnerstag gestoppt.

Aus Protest dagegen legte die Fahrrad-Lobby die Brücke Montagfrüh nahezu lahmlegen. "Wir sind empört, dass der Oberbürgermeister die Radwegepläne kurz vor der Realisierung gestrichen hat", sagte der Versammlungsleiter per Mikro. Ihre Forderung an die Stadt: Den Radweg hier nicht länger aufzuschieben. Das sei "billiges Parteischarmützel links und rechts der Elbe".

Radfahrer standen vom Brückenanfang am Schillerplatz bis zur Mitte des Blauen Wunders.
Radfahrer standen vom Brückenanfang am Schillerplatz bis zur Mitte des Blauen Wunders. © SZ/Fabian Deicke

Kurzzeitig wurde die Demo jedoch unterbrochen, weil ein Krankenwagen das Blaue Wunder passieren musste. Die Demonstranten machten für diesen binnen weniger Sekunden Platz. Anschließend setzten sie die Blockade fort.

Die Demo dauerte genau 22 Minuten - danach räumten die Fahrradfahrer das Blaue Wunder wieder. Jede Minute davon stand stellvertretend für ein Jahr, das die Dresdner dort bereits auf Radwege warten. Denn der Rat hatte vor 22 Jahren beschlossen, Radwege über die Brücke zu schaffen.

"Die Dresdnerinnen und Dresdner warten schon 22 Jahre darauf, dass die Brücke Radwege erhält. Die Brücke ist ein Nadelöhr ohne geeignete Radinfrastruktur. Besonders oft werden auf dem kurzen Stück Menschen auf dem Rad zu Verkehrsopfern. Hier muss endlich etwas passieren" erklärt Nils Larsen, Vorstand im ADFC Dresden.

FDP wirft ADFC "Klimakleber-Methoden" vor

Der Stopp des Verkehrsversuchs hat eine politische Debatte entfacht. FDP-Fraktionschef Holger Zastrow spricht beispielsweise von "Klimakleber-Methoden" und wirft dem ADFC vor, mit der Demonstration ein "provoziertes Verkehrschaos" herbeizuführen, das "anmaßend und respektlos" sei. Damit unterscheide sich der ADFC in keiner Weise von der Letzten Generation.

Grünen-Fraktionschefin Christiane Filius-Jehne wiederum hat kein Verständnis für den Stopp dieses Verkehrsversuchs, wie sie in der vergangenen Woche sagte. "Offenkundig hat die CDU, die sich vorgeblich auch für den Radverkehr einsetzt, Angst, dass der Versuch funktioniert. Sonst würde sie sich nicht mit Händen und Füßen gegen ihn wehren."

Auch SPD-Verkehrsexperte Stefan Engel zeigte sich in der vergangenen Woche überrascht. "Bei diesem Hin und Her in der Verwaltung stellt man sich unweigerlich die Frage: Weiß die eine Hand, was die andere tut?" Der Versuch wäre eine gute Möglichkeit, die Praxistauglichkeit der Radwege zu testen.

Die CDU-Fraktion teilte am Montag in einer Pressemitteilung mit, dass sie die Blockade am Blauen Wunder nicht gutheiße, weil damit unbeteiligte Dritte massiv belastet würden. Man würde die "Überspitzung der Debatte" bedauern und fordere mehr Rücksicht für den ÖPNV. (SZ/juj/awe/ps/fad)